Zu zweit zu reisen ist etwas ganz anderes, als wenn einem noch jemand begleitet. Mit Johannes mussten wir viel mehr vorausdenken oder -planen. Nun gingen wir am 16. Juli 2017 wieder in den Weltreisemodus über und nahmen jeden Tag, wie er kam.

In Malibu besuchten wir das Getty Center und die Getty Villa. Beides Museen in wahnsinnigen Bauten. Der Eintritt ist frei, aber der Parkplatz kostet USD 15.-, was völlig ok ist.

Von der Route her wollten wir im Landesinneren zum Sequoia und anderen Nationalparks. Wir waren bereits auf dem Weg dorthin, als wir in Wheeler Ridge im Outlet Center Tejon einen Halt einlegten. Es war unglaublich heiss und so schaute ich online nach der Temperatur. 40 Grad! Als ich sah, dass es auch in den Nationalparks so heiss sein würde, entschieden wir uns dagegen. Zum einen hielt man es kaum aus und zum anderen wollten wir “Rusty” nicht bei solcher Hitze die Berge hochjagen. Diese Kombination hätte ihn lahmgelegt. Aus diesem Grund entschieden wir uns für eine Planänderung und steuerten in Richtung Küste. Wir fanden sogar abends um 19.00 Uhr noch einen schönen Campingplatz in San Simeon, wo wir 2 Nächte verbrachten. Das hätten wir nicht erwartet, da es zu der Zeit Hochsaison war und die meisten Campgrounds weit im Voraus ausgebucht waren.

Wegen den Temperaturen hatten wir uns also für die Küstenstrasse entschieden und wollten den berühmten Highway Number 1 nach San Francisco hochfahren. Dieser war aber leider wegen Erdrutsch teilweise gesperrt (zwischen San Simeon und Monterey). Es wurde unter anderem eine Brücke (Pfeiffer Canyon Bridge) zerstört, weshalb es kein Durchkommen gab. Sehr schade, denn es ist eine eindrückliche Strecke. So blieb uns der Highway 101 im Landesinneren, wo wir einen Abstecher zum Pinnacles Nationalpark machten. Noch nie haben wir von diesem gehört. Wir kennen nur die Pinnacles in Westaustralien. Es war eine nette kurze Wanderung mit einer Höhle zum Abschluss. Dennoch bevorzugen wir definitiv die Pinnacles in Australien ;).

In Monterey ist der Highway Number 1 offen, so dass wir ab dann wieder an der Küste fuhren. Wir lieben die Küste und das Meer, weshalb es unsere bevorzugte Route war. Santa Cruz hat uns besonders gut gefallen. Es hat zwar nicht die wahnsinnigen Sandstrände, aber der ganze Ort ist direkt an der Küste und es tummeln sich sehr viele Surfer im Meer. Ein guter Ort für Anfänger, denn viele und hohe Wellen hatte es nicht als wir dort waren. Der Wetsuit wurde übrigens von Jack O’Neill in Santa Cruz erfunden.  Zum ersten Mal übernachteten wir mit unserem Van in einem Wohnquartier. Das war irgendwie ein komisches Gefühl, aber geschlafen haben wir bestens an dem Ort. Am nächsten Morgen legten wir eine Joggingrunde ein und wuschen uns unter einer eiskalten Dusche im Freien (Brrrrr!).

Ein kurzer Einschub: Wir wagen es kaum zu schreiben, aber wir hatten in den Tagen eine Art Krise. Im Januar 2017 hatten wir uns in Siem Reap (Kambodscha) einen Tag Zeit genommen und unsere Reise bis und mit Denver (Mitte Juni 2017) so gut wie durchgeplant und gebucht. Wir wussten genau, wann wir wo wie lange sein werden. Vor Ort mussten wir nur noch entscheiden, was wir tun oder besichtigen wollten. Auch die Ferien mit Johannes waren ziemlich durchdacht, da wir nur eine beschränkte Zeit mit ihm hatten, welche wir sinnvoll nutzen wollten. Nun war dies alles vorbei und wir standen quasi alleine mit unserem Van da. Es hört sich vielleicht komisch an, aber wir leben auf der Strasse. “Rusty” ist unser Zuhause und das ist alles, was wir haben. Jeden Tag müssen wir uns einen neuen Schlafplatz suchen. Wir müssen entscheiden, wohin wir als nächstes gehen, was wir essen und was wir wo tun möchten. Jeder Ort, den wir anreisen ist sozusagen neu (ausser Las Vegas für mich 😉 ) und man muss sich wieder neu orientieren. Teilweise ist das auch sehr anstrengend und herausfordernd. Es ist etwas ganz anderes, wenn man 2 Wochen in die Ferien fährt als so ein Roadtrip über mehrere Wochen/Monate. Ja, wir möchten günstig reisen und somit an gewissen Ecken sparen wie z. B. bei den Übernachtungskosten. Schliesslich fährt unser Bett ständig mit. Es ist nur die Frage, wo platzieren wir den Van, so dass es legal und möglichst gratis ist. Das heisst somit wild campen. Teilweise ist es klar ausgeschildert, dass es nicht erlaubt ist, über Nacht auf dem Parkplatz zu stehen. Dann gibt es auch viele Grauzonen und diese begleiten einem manchmal mit einem komischen Gefühl. Wenn es noch andere Camper an einem Ort hat, ist es immer eine grosse Erleichterung. In Denver z. B. hatte es beim Walmart etliche Schilder, dass es verboten ist, dort nachts zu stehen. Auf dem Parkplatz standen aber so viele Camper, dass wir uns auch dazu gesellt hatten. Es ist nichts passiert, ausser ein Angestellter, der morgens um 5.30 Uhr hupend über den Parkplatz gefahren ist, um alle aufzuwecken. Bei Walmart und anderen grossen Einkaufsläden ist es häufig erlaubt, zu übernachten. Das hat Vorteile, denn man kann die Toilette benutzen und gleich einkaufen gehen.
Da waren wir nun also… 8,5 Monate nach Reisebeginn und hatten eine “Krise”. Wir denken, dass dies wohl auch dazu gehört und man nicht 24h an 7 Tagen die Woche Spass haben kann, wenn man permanent reist. Das hört sich vielleicht für viele komisch an, aber das ist unsere Erfahrung. Unsere Reise ist zu unserem Alltag geworden. Wir haben täglich neue Herausforderungen, auch wenn sich diese vom Alltag Zuhause unterscheiden. Jeder Tag ist anders als der Tag zuvor.
In Santa Cruz ist uns ein Surfer entgegenkommen und sagte “another day in paradise”. Diese Aussage hatte uns in dem Moment die Augen geöffnet und wir realisierten, dass es kein Grund zur Klage gibt. Wir sind gesund, Eik und ich verbringen noch sehr gerne die Zeit miteinander, haben einen coolen Van und auf dem Bankkonto ist noch ein bisserl was übrig für die nächsten Monate. Es ist uns nun wieder bewusster, dass wir das alles viel mehr geniessen müssen, denn es ist eine einmalige Sache und von dieser Erinnerung werden wir noch das Leben lang zehren.

“Rusty” haben wir in der Zwischenzeit weiter optimiert. Die Sitzbank, welche wir drin gelassen haben, steht quer am Fenster, so dass wir sie als Sofa nutzen können. Johannes hat von Eik’s Vater ein paar Lampen mitgebracht (Vielen Dank, Volker!) und diese hat Eik selber eingebaut, so dass wir nun richtiges Licht haben. Dazu muss ich Eik an dieser Stelle ein grosses Kompliment machen. Very well done! 😉 Wir hatten beide keine Ahnung, wie man überhaupt einen Van zu einem Camper umbaut und erstaunlicherweise ist er richtig schmuck geworden. Eik hat sich um die ganze Elektronik gekümmert, welche super funktioniert. Wir können nebst dem Licht auch einen Kühlschrank betreiben, was sehr wertvoll ist für unsere Lebensmittel. An den Fenstern habe ich Moskitonetze montiert, damit wir nachts die Fenster offen lassen können.  Was wir uns nun auch gegönnt haben, ist eine Campingtoilette. Beim wild campen ist das Thema WC vor allem für mich immer schwierig gewesen. Klar, wenn es ein Supermarkt oder ein öffentliches Klo in der Nähe hat, kein Problem. Wenn man  aber irgendwo auf einem Parkplatz oder in einer Strasse steht, ist es im speziellen für Frau unschön. Deshalb war diese Investition völlig sinnvoll. Es ist ein mobiles aufklappbares Klo, welches man auch gut verstauen kann.

Weiter geht’s auf unserer Reise: Silicon Valley ist bekannt für die vielen Techfirmen, weshalb wir diese Gegend angeschaut haben. Wir wollten sehen, wo Google und Apple sitzen. Des Weiteren hat Apple den riesigen Apple Park gebaut, welcher 12’000 Arbeitsplätze umfasst (https://de.wikipedia.org/wiki/Apple_Park). Es ist grösser als das Pentagon in Washington. Der Einzug findet momentan gerade statt und mit unserer Drohne konnten wir die Grösse von oben super aufnehmen. Wenn man dran vorbeifährt, ist es nicht ganz so eindrücklich wie von oben.

Mit “Rusty” in eine Stadt reinzufahren, ist nur beschränkt spassig. Deshalb haben wir uns entschieden, San Francisco von oben und etwas aus der Ferne zu betrachten. Dazu eignet sich der Twin Peak besonders gut. Man sieht Downtown sowie auch die Golden Gate Bridge wunderbar. An dem Tag haben wir unsere Campingtoilette ausgiebig genutzt. Es hatte zwar ein öffentliches WC, aber es stehen immer unglaublich viele Menschen an. Was hinzukommt, dass nach jeder Person ein automatischer Reinigungsvorgang läuft. Das heisst, man wartet noch viel länger als sonst schon. Ein junger Mann hat im Freien uriniert und die Polizei hat ihn dabei erwischt. Ein wirklich doofer Ort für sowas, denn es hat eine sehr hohe Polizeipräsenz auf dem Hügel. So bekam er ein Strafzettel. Würde mich noch interessieren, wie teuer sowas ist 😉 Wir blieben einen halben Tag auf dem Hügel bis es dunkel wurde. Nachtfotos würden bestimmt super aussehen (dachten wir uns), jedoch war es ziemlich unspektakulär. Die Hochhäuser waren nicht besonders beleuchtet, weshalb die Skyline nicht so zur Geltung kam. Schade!

Aufgrund unseres Apps “Wiki Camps” sowie auch auf Empfehlung von zwei anderen Reisenden suchten wir den Vista Point (Sausalito Seite) für die Übernachtung auf. Angeblich kann man dort für 8h stehen. Da wir kurz vor Mitternacht ankamen, würde das für uns passen. Es waren auch noch andere Camper vor Ort, weshalb es ein inoffiziell offizieller Übernachtungsspot zu sein scheint. Um 4.00 Uhr weckte uns die Polizei mit Megaphone und Riesenscheinwerfern. Sie klopften an den Van und sagten, dass wir hier nicht mehr stehen dürfen. Ou weia, sowas hätten wir dort definitiv nicht erwartet. Es blieb uns nichts anderes übrig, als schlaftrunken einen anderen Platz zu suchen. Einen Strafzettel gab es zum Glück nicht.

Am nächsten Morgen kehrten wir zur Golden Gate Bridge zurück und wollten über die Brücke joggen. Wer schon mal in San Francisco war, kennt den Nebel über der Brücke. Es war etwas frisch dadurch, dennoch waren wir motiviert und wollten dies durchziehen. Leider kamen wir nicht so weit wie geplant Etwa in der Mitte der Brücke stand die Polizei und es war kein Durchkommen. Scheinbar hatte sich oder wollte sich jemand von der Brücke stürzen. Eine tragische Sache, welche scheinbar nicht selten passiert :(.

Nach unserer Joggingrunde fuhren wir ins Napa Valley, welches bekannt ist für die vielen Weingute. Wir liessen es uns nicht nehmen, um beim Beringer eine Weindegustation zu machen. Vor Ort verkaufen sie exklusive Weine, welche nirgendwo anders zu haben sind. Die Preise waren entsprechend und wenn man das Anwesen anschaut, ist dies nicht erstaunlich 😉
Nach 4 Nächten wild campen, gönnten wir uns wieder mal einen Campingplatz (Bothe-Napa Valley State Park). Es war einmal mehr ein State Park, welche immer sehr schön angelegt sind.

Die kommenden 4 Tage haben wir Ferien in einem Fitnesscenter (InShape) in Napa gemacht. Wie das geht? Man fragt im Fitnesscenter nach einem Tagespass und sie händigen einem gratis einen 7-Tagespass aus. Wir waren so begeistert vom Fitness, dass wir nicht weg konnten. Es hatte alles: Gruppenkurse (Yoga, Spinning etc.), Kraftgeräte, Ausdauergeräte (riesen Auswahl), zwei 25m-Schwimmbecken (Indoor/Outdoor), Massagesessel, Sauna, Wifi und gratis Kaffee/Tee. Wir waren zweimal täglich drin und haben es voll ausgekostet. In der Schweiz haben wir noch kein besseres Fitnesscenter angetroffen. Zudem kostet eine Mitgliedschaft gerade mal USD 19.99/Monat!
Ursprünglich wollten wir 2 Tage davon profitieren, jedoch hatten wir beide gerade einen grossen Bewegungsdrang. Irgendwie waren wir auch ziemlich reisefaul, weshalb uns diese Pause gut tat. Des Weiteren hatte es gleich noch ein Kino nebenan, wo wir zwei Filme schauten. Geschlafen haben wir 3 Nächte auf dem Parkplatz und das scheint niemand gestört zu haben. Am letzten Tag habe ich ein Schild entdeckt “no overnight parking”. Da es dort auch noch ein Hotel gab, waren immer Autos auf dem Parkplatz, weshalb wir nicht auffielen.
Wir waren hin- und hergerissen, ob wir weiterfahren oder noch länger dort bleiben sollen, jedoch hatten wir es auch etwas gesehen nach den 4 Tagen Intensivtraining- und entspannung.

Von Napa fuhren wir zurück an die Pazifikküste, welche wir komplett hochfuhren bis nach Port Angeles. Es hat unzählige wunderbare Sandstrände. Teilweise mit rauhem Klima durch den Wind, aber zum Anschauen wirklich einmalig. Nordkalifornien hat viele steile Klippen mit fotogenen Felsformationen im Wasser. In Oregon trifft man auf viele wunderbare, breite Sandstrände und -dünen. Es kam uns vor, wie in Australien.

Was auch auf der Strecke lag, war das süsse kleine Örtchen Ferndale sowie der Redwood National und State Park. Ein kurzer Stop in Ferndale lohnt sich, denn es hat schöne alte Bauten.
Die Bäume im Redwood National Park sind extrem hoch und teilweise sehr alt (bis 2’000 Jahre alt). Der Big Tree war z. B. mit einer Höhe von 87,2m angeschrieben. Zum Fotografieren unvorteilhaft, denn man bekommt sie einfach nicht komplett aufs Bild 😉 Es sind dort die höchsten Bäume der Welt mit bis zu 120m zu finden.
Der Olympic Nationalpark ganz im Norden besteht hauptsächlich aus Wäldern. So viele Bäume an einem Ort haben wir selten gesehen.

Eik hält nicht viel vom Glücksspiel und vor allem nichts von einarmigen Banditen. Eine Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz des Casinos in Smith River. Es war ein offizieller Parkplatz für Camper zum Übernachten gesponsort vom Casino. Im Casino konnte man die Toiletten benutzen und ich konnte Eik überzeugen, dass wir noch kurz spielen. Am ersten Automaten habe ich einen Dollar verspielt und nicht wirklich was gewonnen. Ich war überzeugt, dass ein anderer Automat mehr Glück bringt und somit willigte Eik mir zwei weitere Dollar zum Spielen zu 😉 Nach etwa 15 Minuten habe ich daraus 69 Dollar gemacht und konnte Eik beweisen, dass man sogar an solchen einarmigen Banditen Geld gewinnen kann. Natürlich gingen wir mit diesem Geld nicht gleich aus dem Casino und spielten weiter, also ich spielte weiter… Schlussendlich verliessen wir den Ort immerhin noch mit 37 Dollar mehr in der Reisetasche. Yesssss!

Durch die Waldbrände war es im Norden von Amerika häufig neblig bzw. verraucht. In Astoria war die Sonne beim Untergang wie ein roter Feuerball. Noch nie haben wir dies so gesehen und leider konnten wir es auf Fotos auch nicht festhalten. Ein unglaubliches Spektakel.

Amerika ist ein unglaublich schönes Reiseland und wenn man weiss, wie man reisen muss, auch gar nicht so teuer. Die Westküste zu befahren, ist sehr lohnenswert. Es hat unglaublich viele schöne Sachen zu bieten.

Am Freitag, 4. August 2017 nahmen wir in Port Angeles die Fähre nach Victoria, Vancouver Island. Somit ging die Reise wieder zurück nach Canada und mit unserem Van haben wir in 7 Wochen bereits 10’000km zurückgelegt.

 

Highlights auf dieser Tour: wunderbare Küstenabschnitte, keine Pannen mit “Rusty” :), Gewinn im Casino

Lowlights auf dieser Tour: Polizeiweckruf in San Francisco