Am 9. November 2017 landeten wir nach einem Nachtflug aus Miami um 6.00 Uhr in der Hauptstadt Kolumbiens.
Eik impfte sich als erstes gegen Gelbfieber, denn es ist für Teile Kolumbiens wichtig, die Impfung zu haben. Man kann sie gratis am Flughafen in Bogota machen lassen. Ich impfte dies bereits in der Schweiz.
Mit dem Uber ging es in unser Hostel in La Candelaria, wo wir auch gleich unser Zimmer, nein sorry, Loch beziehen konnten. Es hatte zwar ein Fenster, aber dieses liess sich gegen den Flur öffnen und dort gingen ständig die Leute entlang. Dafür hatten wir einen sehr kurzen Weg zum Gemeinschaftsbad 😉 Gut, was will man für CHF 21.-/Nacht und Zimmer erwarten.
Die Lage des Hostels in La Candelaria war dafür umso besser. Es ist der schönste Teil Bogota’s und man findet unzählige Restaurants, Cafés und Bars gleich ums Eck.
Ich muss zugeben, dass ich mich die ersten Tage ziemlich an die neue Umgebung gewöhnen musste. Die letzten 8 Monate haben wir in englischsprachigen und unserer Kultur naheliegenden Ländern verbracht. Vor allem die 5 Monate mit “Rusty” waren ein ganz anderes Reisen als was uns nun in Südamerika erwartete. Eine andere Kultur, Sprache, Reiseart und ein anderes Klima. Einerseits war es Zeit für etwas Neues und andererseits war ich noch nicht ganz bereit dazu. Es ist mir bewusst, dass ich irgendwann über diese Zeilen lachen werde und dies vermutlich, bevor ich diesen Blog überhaupt publiziere 😉
Bogota liegt auf 2’650m Höhe und dafür war es nicht mal so kalt. Ja, wir mussten lange Sachen anziehen und jeden Tag begleitete uns die Regenjacke und der Schirm. Morgens war es jeweils noch schön und zwischen 15.00 und 16.00 Uhr begann es zu regnen und zwar so richtig aus Eimern. Solche Momente verbringt man am besten drin. So besuchten wir am einen Tag das Museo del Oro (Goldmuseum). Sie präsentieren darin unglaublich viel Gold aus früheren Zeiten. Man sieht Schmuck, aber auch viele Skulpturen aus purem Gold.
Graffitis sind an vielen Orten in Bogota zu finden. Hier ist es aber definitiv Kunst nicht Schmiererei, wie sonst in den Grossstädten.
Ursprünglich wollten wir Bogota nach 2 Nächten verlassen. Als uns aber am 11. November 2017 die Sonne entgegen lächelte, verlängerten wir spontan um eine Nacht und fuhren mit der Zahnradbahn auf den Monserrate. Aus 3’150m hat man einen hervorragenden Blick über Bogota und ist sehr zu empfehlen. Man sieht von oben wie riesig diese Stadt ist.
In Kolumbien fallen wir wieder etwas mehr auf und so wird man häufig von Kindern bzw. den Eltern angesprochen und gefragt, woher wir kommen. Auf dem Plaza de Bolivar in Bogota wurden wir sogar von Schülern interviewt und sie machten ein Video davon. Seit Asien ist uns das nicht mehr passiert. Das sind immer sehr interessante Begegnungen.
Da es wirklich unglaublich viele Restaurants gibt, haben wir die Restaurants anhand des Tripadvisors ausgesucht und wir haben drei Abende sehr fein gegessen. Die Preise sind absolut fair für das was man bekommt und um einiges günstiger als in den letzten Monaten unserer Reise. In Amerika gingen wir sozusagen nie in ein Restaurant, weshalb wir es nun wieder umso mehr genossen haben.
Am Sonntag verliessen wir Bogota und fuhren mit dem Bus nach Neiva. Man benötigt dazu 5h und wir gönnten uns einen VIP-Bus, welcher gerade mal CHF 16.-/Person gekostet hatte. Wir wollten nicht unbedingt einen VIP-Bus, aber dieser fuhr als wir an der Busstation ankamen und auf den regulären hätten wir 2h warten müssen. Neiva ist nicht besonders schön, aber für einen Zwischenaufenthalt ideal, wenn man weiter in die Tatacoa Wüste reisen möchte. Von Neiva nach Villavieja benötigt man nochmals 1h. Dieses Mal war es nicht VIP, sondern wir sassen bei einem Pick-up auf der Ladefläche auf der Querbank. Unterwegs wurden wir zum einen von der Polizei angehalten und zum anderen von der Militärpolizei (oder so was ähnliches). Bei der Polizeikontrolle ging es sehr schnell. Die Militärpolizei wollte allerdings alle Rucksäcke/Taschen mit Inhalt sehen. So mussten alle das Zeug auspacken, ausser ich. Keine Ahnung, weshalb sie meinen Rucksack nicht sehen wollten. Ich blieb einfach sitzen und verhielt mich ruhig. Wir gehen davon aus, dass sie nach Drogen gesucht haben. So konnte ich unsere Drogen problemlos schmuggeln. Nein, natürlich nicht. Ich möchte nicht wissen, was passieren würde, wenn man Drogen dabei hätte. Vermutlich hatte ich einfach den Frauenblondinnenbonus 😉
In Villavieja hatten wir ein Zimmer reserviert, wo wir für eine Nacht blieben. Die Preise sind für Kolumbien eher hoch (CHF 40.-/Nacht und Zimmer), ausser man schläft in einem Zelt, was wir nicht wollten. Der Hotelbesitzer organsierte uns umgehend ein Tuktuk, so dass wir in die Tatacoa Wüste fahren konnten. Sie liegt etwa 5km von Villavieja entfernt. Beeindruckende rötliche Lehmformationen mit vielen Kakteen trifft man in dieser sehr schönen Wüste an. Man kann gemütlich durch die nicht allzu hohen Felsformationen zu Fuss gehen. Anfangs war es noch bewölkt, was nicht schlecht war, um Zeit in der Wüste zu verbringen. Als die Sonne rauskam, war es unglaublich heiss und Schatten sucht man dort vergebens. Es gibt dort auch eine Sternwarte, wo man die Sterne anscheinend wunderbar sieht, da das Umland dunkel ist. Leider war es abends wieder bewölkt, weshalb die Sternwarte geschlossen blieb. Schade 🙁
Als Backpacker zu reisen, ist um einiges zeitaufwändiger als mit einem Auto. Man muss doch ab und zu irgendwo auf einen Bus warten oder mehrmals umsteigen. Von Villavieja nach San Agustin brauchten wir 6,5h für gerade mal 258km. Dabei mussten wir 2x umsteigen. Zuerst fuhren wir mit einem Pick-up, dann wechselten wir in einen Mercedes Bus und zuletzt in eine Familienkutsche. Wir staunten, wie modern gewisse Fahrzeuge sind, denn es hatte viele neuere VW- und Mercedes-Busse.
San Agustin ist ein sehr nettes kleines Örtchen und wir hatten dort ein super Hostel für 3 Nächte (Hostal Bambu). Ein Typ von Barcelona hat das Hostel vor einem Jahr gekauft und es sehr schön eingerichtet. Vor allem die Malereien an den Wänden sowie die Terrasse haben uns sehr gut gefallen. Der Hauptgrund, weshalb man nach San Agustin fährt, sind die archäologischen Parks mit präkolumbianischen Steinskulpturen, welche bis zu 5’000 Jahre alt sind. Einer ist 3km vom Ort entfernt und schön in die Natur eingebettet. An einem Tag haben wir eine Tour mit einem Jeep unternommen. Wir waren zu sechst unterwegs und besichtigten drei weitere archäologische Parks sowie zwei Wasserfälle. Zudem waren wir bei einem Zuckerproduzenten. Sie haben hier viele Zuckerrohrpflanzen, woraus sie den Zucker gewinnen. Das interessanteste an der Tour war eigentlich der Weg. Wir sahen sehr viel von der Landschaft, da wir den ganzen Tag durch die Gegend fuhren. Die Strassen sind zum Teil echt miserabel und ein 4 WD unabdingbar. Mittags trafen wir auf eine andere Gruppe und dabei war auch eine Schwedin aus unserem Hostel. Sie fragte, ob wir Medis dabei hätten, da sie Nüsse im Essen hatte und sie reagiere darauf allergisch. Ausnahmsweise hatte ich tatsächlich genau eine Tablette dabei, welche ich ihr geben konnte. Ich hatte diese am Tag zuvor von einer im Hostel bekommen, weil mich die Mückenstiche von Florida so unglaublich gebissen hatten, dass ich mich immer wieder wund gekratzt hatte. Da wir abseits von jeglicher Zivilisation waren, bedankte die Schwedin sich sehr und weinte sogar vor Freude. Für sie waren wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort 🙂 Wer weiss, wie ihr Tag sonst geendet hätte…
Von San Agustin fuhren wir um 15.00 Uhr mit dem Bus nach Medellin. Es war ein mega moderner Bus und es war bequemer als in einem Flugzeug. Zum Glück, denn die Fahrt dauerte geschlagene 19h! Bevor wir losfuhren, machten sie noch ein Foto von uns. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Das war sehr komisch. Brauchten sie ein Foto, falls wir gekidnappt werden oder sie uns identifizieren müssen nach einem Unfall? Wie auch immer, manchmal sollte man nicht zuviel nachdenken und schlussendlich sind wir heil morgens um 10.00 Uhr in Medellin angekommen.
Medellin ist vermutlich hauptsächlich wegen Pablo Escobar bekannt. Wir müssen zugeben, dass es in unseren Augen die schönste Grossstadt Kolumbiens ist.
Unser Hostel war im Quartier El Poblado. Wir denken, dass es eine der besseren Gegenden dieser Stadt ist. Es ist sehr touristisch und es gibt etliche Bars und Restaurants gleich ums Eck. Das Zimmer unseres Hostels war sehr schön. Die Matratze lag auf Holzpaletten, was echt cool aussah und sogar bequem war zum Schlafen. Speziell war nur, dass wir uns wie in Big Brother fühlten. Das Zimmer hatte eine komplette Fensterfront bis zum Boden und es lag Richtung Strasse. Jeder konnte reinschauen und man sah wirklich alles. Zum Glück hatte es einen Rollladen, den man runterlassen konnte, um ein bisschen Privatsphäre zu haben.
Mit der Metrocable (Luftseilbahn) fuhren wir zum Park Arvi. Die Seilbahn wurde für das Armenviertel erbaut und so fährt man direkt über die Dächer dieser Häuser. Wir unterliessen es, zu Fuss in dieser Gegend rumzulaufen. Zudem sieht man von oben die Grösse Medellins, was gewaltig ist. Medellin ist von Bergen umgeben und vor allem nachts sieht man, wie weit hinauf sie Häuser gebaut haben. Es leben ca. 2,5 Millionen Menschen dort. Natürlich nichts gegen Bogota, wo über 8 Millionen wohnen. Unglaublich, die ganze Schweiz in einer Stadt?!
Ein weiteres Highlight in Medellin war die Swiss Bakery. Per Zufall bin ich im Tripadvisor auf diese gestossen und an zwei von unseren drei Tagen in Medellin war sie geschlossen. Am letzten Morgen war es soweit, sie war offen! Es hatte so viele unglaublich leckere Sachen, dass ich am liebsten die ganze Bakery leer gekauft hätte. Die Swiss Bakery gibt es erst seit 8 Monaten und wird von einem jungen Schweizer geführt. Er backt die Sachen selber und erzählte uns, dass es nicht so einfach sei, weil er nur mit kolumbianischen Produkten arbeite. Wir hätten das nicht gemerkt und gönnten uns die eine und andere Leckerei 🙂
Mit unseren dicken Bäuchen gingen wir zum Friseur. Es war wieder mal an der Zeit für einen Haarschnitt. Bei mir war es noch nicht ganz so tragisch, wie bei Eik 😉 Und tatsächlich, er liess sich endlich seine lange Mähne schneiden. Wochen- nein monatelang habe ich ihn darum gebeten und nun war es soweit. Was für ein herrlicher Tag!
Mit dem Nachtbus ging es um 22.00 Uhr zurück nach Bogota. Leider hatten wir dieses Mal keinen schönen bequemen Sessel, sondern sassen im oberen Stock in der ersten Reihe. Schlafen konnten wir zum Glück etwas und es war besser, nicht nach draussen zu schauen und zu sehen, wie sie über die Berge rasten. Stockdunkle Strassen, viele Kurven, einige Überholmanöver und 10h später trafen wir in der Hauptstadt ein.
Damit wir noch ein paar weitere schöne Orte Kolumbiens besichtigen konnten, entschieden wir uns, für 5 Tage ein Mietauto zu nehmen. Das Reisetempo mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war für uns zu langsam. Kolumbien ist einfach auch zu gross (3x so gross Deutschland). Zudem waren wir viel flexibler, denn wir konnten an Orten anhalten, um Fotos zu machen und auch recht spontan entscheiden, wo wir übernachten wollten.
Unser erster Halt war bei der Catedral de Sal (Salzkathedrale) in Zipaquira. Die Kathedrale liegt unterirdisch und wurde von den Minenarbeitern der Salzmine erbaut. Sehr eindrücklich gemacht und durch die schöne Beleuchtung ein einmaliges Ambiente. Es gibt sogar Shoppingmöglichkeiten unterirdisch. Sie verkaufen vor allem Souvenirs aus Salz (Bsp. Kreuze) oder auch Smaragde (grüne Steine) in Schmuckform. Ein Besuch in der Kathedrale ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Wir übernachteten in dem schönen Kolonialstädtchen Villa de Leyva. Dort befindet sich auch einer der grössten und schönsten Dorfplätze. Ein nettes verschlafenes Örtchen, wo man noch über Pflastersteine fahren muss. In der Nähe liegt das Museo El Fosil. Dort liegt ein ca. 110 Millionen alter versteinerter Kronosaurus. Es sieht aus wie ein riesiges Krokodil (war scheinbar ein Fischsaurier) und ist noch erstaunlich gut erhalten.
Mongui, was für ein übersichtliches Bergdorf in den Anden, welches auf ca. 3’000m liegt. Es war ein schöner sonniger Tag, weshalb wir ein Stück weiter hochgewandert sind. Durch die Sonne war es sehr warm, aber wehe es kam eine Wolke. Unterwegs trafen wir auf ein paar Einheimische, die mit ihren Eseln unterwegs waren. Den Ort selber hat man in 15 Minuten erkundet. Es ist wirklich sehr klein und die Restaurants schliessen spätestens um 17.30 Uhr. Glücklicherweise sagten uns dies zwei Amerikaner in unserer Unterkunft noch rechtzeitig.
Am nächsten Tag drehten wir eine Runde um die Lagoon de Tota, welche auf 3’015m liegt. Das ist der grösste See in Kolumbien und hat sogar einen weissen Sandstrand (Playa Blanca). Gut, wir sind nicht um den ganzen See gefahren, denn die Strassen waren teils sehr schlecht.
Mit dem Mietauto in Kolumbien zu reisen, war für diese 5 Tage die beste Option. So kamen wir an Orte, wo vermutlich kaum Busse gefahren wären oder es viel mehr Zeit gebraucht hätte. In Bogota Auto zu fahren, ist nicht gerade entspannt, denn sie fahren teils kreuz und quer. Zudem hält sich absolut niemand an die Geschwindigkeitsanzeige. Die Tafeln stehen mehr als Dekoration am Strassenrand.
Am Sonntag, 26. November 2017 flogen wir von Bogota nach Leticia und das in der Business Class! Nicht schlecht, oder? Es war der günstigste Preis, weil es ein Business Promo Angebot war. Allerdings hätte unser Flieger um 12.02 Uhr abheben sollen, aber der war leider defekt. Etwa eine Stunde später stand ein anderes Flugzeug für uns bereit und nach ca. 1,5h landeten wir in Leticia. Das Städtchen Leticia liegt am südlichsten Punkt Kolumbiens und grenzt an Peru sowie Brasilien. Wir waren im Dreiländereck Südamerikas. Nachdem wir im Hostel eingecheckt hatten, gingen wir zu einem Amazontour-Anbieter (http://amazonjungletrips.com.co/). Ursprünglich wollte ich keine Dschungeltour mitmachen, da es mir dort zuviel Kriechzeug hat. Ich plante ein paar Tage in einem Hotel zum Entspannen ein. Nun ja erstes kommt es anders, zweitens als man denkt. Wir sassen bei Marco im Büro, er zeigte uns Bilder und erklärte uns auf Englisch was uns auf der Tour erwarten würde. Eine meiner grössten Sorge war die Unterkunft. Auf den Bildern sah es aber sehr schön aus und natürlich liess ich mich überzeugen, eine 3-tägige Dschungeltour mitzumachen.
Bevor es losging, verbrachten wir zwei Nächte im Hostel und lernten ein paar coole Reisende kennen. Die Nationalitäten waren bunt gemischt (Polen, Franzosen, Australier, Deutsche und Schweizer). Bis anhin sind wir in Kolumbien nicht auf viele Schweizer gestossen und irgendwie war es schön, mal wieder Landsleute zu treffen. Vor allem waren sie sehr sympathisch und haben ihre open end Weltreise 6 Tage nach uns gestartet.
Im Hostel konnte man einen Bier Contest machen. Dieser lautete: in einer Stunde 6 Biers (2 Liter) in 3 Ländern zu trinken. Klingt witzig, machen wir! Zu acht starteten wir den Contest um 16.12 Uhr und das erste Bier gab es im Hostel in Kolumbien. Ab dann lief die Zeit. Wir schnappten uns zwei Tuktuks (normalerweise sitzen max. 3 Leute in einem, bei uns 4), welche uns über die Grenze nach Brasilien (Tabatinga) brachten. Gleich in der ersten Bar gab es das nächste Bier. Man hatte kaum Zeit, das Bier zu trinken und ehrlich gesagt, musste ich dort schon aufgeben. Zum einen trinke ich nicht leidenschaftlich gerne Bier und zum anderen musste man es wirklich runterstürzen. Ich half der Polin, das Bier zu leeren, denn sie schaffte es auch nicht mehr. Weiter ging es zurück in zwei Tuktuks, welche uns in den Hafen von Kolumbien brachten. Dort schnappten wir uns ein Boot und fuhren nach Peru. Es ging eine rutschige Lehmtreppe hoch zur Bar und wieder hiess es das Bier so schnell wie möglich zu trinken. Zurück ins Boot, ins Tuktuk und so schnell wie möglich ins Hostel zurück. Um 17.15 Uhr waren wir im Hostel und somit haben wir den Contest um 3 Minuten nicht geschafft 🙁 Der Hostelbesitzer hatte es dennoch als Sieg anerkannt und offerierte uns einen strong Caipirinha. Es war sehr lustig, diesen Contest zu bestreiten und vor allem hatten wir einen super Teamgeist. Vermutlich hätten wir es geschafft, hätte der Bootsfahrer nicht ein Problem mit dem Motor gehabt.
Am Dienstag um 9.00 Uhr wurden wir für die Dschungeltour abgeholt. Da wir 3 Tage in Peru verbrachten, mussten wir zuerst in Kolumbien zum Migrationsamt, um uns abzumelden. Anschliessend ging es mit dem Boot nach Peru (Santa Marta) und dort ebenfalls zum Migrationsamt, um einzureisen. Wir mussten vom Hafen her mit einem Tuktuk zum Amt fahren und es sah ganz anders aus als in Leticia. Viel einfacher, ärmer und es gab keine wirkliche Strassen, sondern eher Lehmwege. Super, wenn es regnet und das tut es in der Tat sehr häufig im Amazonas. Nachdem wir offiziell in Peru einreisen durften, ging es zurück aufs Boot, welches uns zur Lodge fuhr. Nach kurzer Zeit setzte der Regen ein und das so richtig. Wir kamen bis auf die Unterhosen durchnässt in der Lodge an, wo wir schon empfangen wurden. Die Lodge lag nicht direkt am Amazonas, sondern an einem Nebenfluss.
Nachdem wir uns trockenen Sachen angezogen hatten, zeigte uns die Dame der Lodge ein süsses kleines Äffchen. In dieses habe ich mich gleich verliebt und wollte es nicht mehr hergeben. Es war auch gerne auf meiner Schulter denn es durchwühlte meine Haare. Nein, es hat keine Läuse gefunden 😉
Inzwischen regnete es nicht mehr und nachdem Mittagessen ging die erste Tour los. Unweit der Lodge trafen wir auf Flussdelphine. Es gibt graue, welche ca. 1m lang werden und 1m in die Höhe springen können und es gibt rosafarbene, welche ca. 2m lang werden und nicht springen. Es gab viele, aber es war fast ein Ding der Unmöglichkeit diese zu fotografieren. Sie waren unglaublich schnell und man weiss nie, wo sie als nächstes auftauchen. Das Wasser ist sehr braun, so dass man sie auch nicht sehen kann (ausser beim Luft holen).
Kurze Zeit später sprang uns ein Fisch ins Boot. Er wollte sich wohl fürs Abendessen opfern, unser Guide warf ihn aber wieder ins Wasser. Solange kein Piranha ist Boot hüpft, geht es ja noch.
Es gibt auch Krokodile und Caymans im Fluss, welche man tagsüber nicht sehen kann, weil sie sich sehr gut tarnen können. Die Krokodilmännchen werden bis zu 6m lang und die Weibchen bis zu 3m. Ein Männchen ist also solange wie unser Van “Rusty”, unglaublich! Um die Krokodile und Caymans zu sehen, mussten wir im Dunkeln auf die Suche gehen. Leuchtet man mit der Taschenlampe, sieht man die Augen funkeln.
Nach einem feinen Nachtessen hiess es Gummistiefel anziehen und auf ins Boot. Auf dem Steg dorthin sahen wir am Baum eine Tarantel. Igitt! Glücklicherweise waren wir ziemlich weit weg und sie konnte nicht zu uns gelangen. Für die Nachttour nahmen wir ein anderes Boot bzw. eher eine Nussschale mit Wasser drin. Ein holländisches Pärchen und Eik haben sich schon mal ins Boot gesetzt, als ich noch auf dem Steg stand und die Spinne im Boot entdeckte, welche genau dort sass, wo ich meine Füsse gehabt hätte. Ich fragte den Guide, ob er sie entfernen kann. Er tat es und ich stieg ein. Durch das Wasser im Boot kenterten wir fast, denn jede Bewegung liess das Wasser nachschwappen, so dass es sehr unruhig im Wasser lag. Eik meinte, ich solle nicht so genau im Boot rumschauen. Nun ja, was macht man, wenn das jemand sagt? Man schaut umso genauer um sich und ich erblickte mindestens zwei weitere Spinnen unweit von mir entfernt. Das wars für mich… Leider lag das Boot nicht mehr am Steg, aber ich wollte fluchtartig rausspringen. Ich versuchte es dem Guide klar zu machen und er begriff es relativ schnell. Sag das mal auf Spanisch! Ich wusste nicht mal, was Spinne heisst. Gleichzeitig verlangte der Holländer, dass sie das Wasser aus dem Boot schöpfen sollen, denn es war wirklich gefährlich und im Amazonas baden gehen im Dunkeln? Na ja, es gibt schöneres. Auf jeden Fall sprang ich aus dem Boot und ging zurück zur Lodge, wo ich mich um einiges wohler fühlte. Die anderen waren nach ca. 1,5h wieder zurück und hatten einige Krokodile gesehen. Der Guide ist tatsächlich zu den Krokos hingelaufen und hat ein Baby geklaut. Natürlich durfte es nach einem ausgiebigen Fotoshooting wieder zurück zu Mama.
Der Sonnenaufgang soll im Amazonasgebiet sehr speziell sein, weshalb sie uns um 4.30 Uhr weckten. Strom gab es um diese Uhrzeit noch nicht, weshalb wir unsere Stirnlampen benutzen mussten. Ich zündete auf meine Flipflops und diese waren voller Spinnweben. Nicht nur ein Faden, nein sehr viele. Ein Wunder, dass ich sie noch gesehen habe. Vielleicht wurde es vorhin schon deutlich, dass ich Spinnen so gar nicht mag. Wie soll ich sagen, ich fühlte mich in unserem Zimmer recht gut geschützt vor Kriechzeugs, aber nun musste ich feststellen, dass irgendwo eine Spinne sitzt.
Mit dem Boot ging es auf den Fluss, doch leider sahen wir keinen Sonnenaufgang. Es war zu neblig, bewölkt und kurze Zeit später setzte der Regen ein. Somit standen wir vergebens so früh auf, aber wir konnten nochmals 2h schlafen bis es um 8.00 Uhr Frühstück gab.
Zu dem Zeitpunkt waren wir zu sechst in der Lodge und wir unternahmen nach dem Frühstück eine Dschungelwanderung. Es war immer derselbe Guide dabei und er kannte sich extrem gut aus. Für uns sah alles gleich aus, aber er fand immer wieder den Weg zurück zum Boot. Zum Glück! 😉 An dem Tag liefen wir zu den Monsterseerosen (Victoria Amazonica). Die Blätter können einen Durchmesser bis zu 3m erreichen. Wir sahen welche mit ca. 1,5m Durchmesser. Scheinbar können die Blätter bis zu 80kg Last tragen. Ein wirkliches Naturwunder.
Nebst den Gummistiefeln trugen wir zwei Schichten Kleider, waren mit Moskitospray zugedeckt und dennoch befielen uns unzählige Moskitos. Das war das übelste an der ganzen Wanderung. Nebenbei erwähnt, es war ziemlich warm und mit zwei langärmligen Lagen umso unangenehmer. Netterweise stach mich eine Mücke am Auge, so dass ich aussah wie ein Frosch.
Das Nachmittagsprogramm war super an dem Tag. Ein Pärchen reiste am Mittag ab, so dass wir noch mit den beiden Holländern in der Lodge waren. Einmal mehr ging es aufs Boot und der Guide führte uns an ein Ort, wo es Piranhas gab. Man sah sie nicht, denn das Wasser ist wirklich sehr braun, aber wir durften sie fischen. Jeder bekam eine Angelroute (Stecken mit Angelhacken dran), wo ein kleines Stück Poulet als Köder drangehängt wurde. Los ging es. Man spürte, wie sie das Poulet assen und man musste die Angelroute sehr schnell rausziehen, dass der Piranha noch dran war. Es gelang uns, welche zu fangen und es war ein wirklich lustiges Erlebnis. Ein Piranha hatte mir sogar den Haken der Angelroute entfernt.
Auf dem Rückweg zur Lodge konnten wir wieder Delphine beobachten und die Sonne ging am Horizont langsam unter.
Zum Abendessen gab es unsere gefischten Piranhas. Der Guide entfernte bei dem einen den Unterkiefer und erzählte uns, dass sie in Kolumbien damit die Haare schneiden. Er demonstrierte uns dies und es funktionierte tatsächlich.
Im Dunkeln ging es auf eine Nachtdschungeltour. Selbstverständlich ging ich nicht mit, denn das hätte ich nicht überlebt. Eik hatte ein private Tour mit zwei Guides, denn die Holländer machten diese bereits zuvor. Ich bevorzugte es, gemütlich in der Hängematte in der Lodge zu bleiben. Eik sah hauptsächlich Spinnen und ein paar Affen.
Wir wollten dem Sonnenaufgang nochmal eine Chance geben, weshalb wir auch am kommenden Morgen um 4.30 Uhr geweckt wurden. Das Wetter sah um einiges besser aus, dennoch sah man den Aufgang trotzdem nicht. Die Wolken hingen zu tief, was sehr schade war. Die Stimmung war dennoch sehr schön und die Delphine zeigten sich auch dieses Mal.
Nachdem Frühstück reisten die beiden Holländer ab, so dass nur noch Eik und ich in der Lodge waren. Wir kamen erneut in den Genuss einer Dschungelwanderung und sie war um einiges intensiver. Wie immer zogen wir die Gummistiefel an. Ich schlüpfte mit dem linken Fuss rein und dachte, dass es vielleicht besser wäre, den Stiefel zu wenden, falls etwas drin ist. Wohlbemerkt, ich war schon drin. Dennoch zog ich ihn nochmals aus, wendete ihn und was rannte davon? Eine schwarze Spinne! Warum sind diese Viecher nur immer bei mir?!
Auf der Wanderung schnitt uns der Guide den Weg mit der Machete frei. Wir waren im tiefsten Dschungel und ich wollte nicht zuviel überlegen, was es alles für Viehzeug geben könnte. Auch an dem Tag hatte es viele Moskitos. Viel mehr als am Tag zuvor oder sie waren auf uns drei fixiert und am Tag zuvor hatten sie sieben Leute zur Auswahl. Netterweise stach mich eine ins andere Augenlied, so dass auch dieses anschwoll. Froschauge Nummer 2.
Leider sahen wir generell nicht so viele Tiere. Teilweise turnten weit oben im Baum Affen rum oder man sah Vögel vorbeifliegen. Vielleicht liegt es daran, dass der Mensch in dieser Region nicht eingreift und die Tiere nicht anfüttert, was natürlich viel besser ist.
Unser Guide erklärte uns dafür einiges aus der Pflanzenwelt. Es gibt bekannterweise einige giftige Tiere im Amazonas und gleichzeitig gibt es viele hilfreiche Pflanzen. Eine Liane enthält die Flüssigkeit um Skorpion- und Tarantelbisse zu “heilen”. Auch konnten wir aus einer anderen Lianensorte Wasser trinken. Man kann im Dschungel scheinbar überleben 😉
An dem Tag hiess es am Nachmittag Abschied nehmen von dem süssen kleinen Äffchen, denn unsere Dschungelzeit war abgelaufen. Da keine neuen Dschungelentdecker angereist waren, fuhren sie uns mit dem Boot in einen Hafen in Brasilien. Dort mussten wir aufs Speedboat nach Tabatinga umsteigen, wo uns ein Mitarbeiter der Agentur erwartete. Nun kam wieder die Bürokratie. Mit dem Boot ging es nochmal von Leticia nach Santa Marta (Peru), wo wir zum Migrationsamt mussten, um wieder auszureisen. Zurück in Leticia migrierten wir dann wieder beim Amt in Kolumbien. Das war vermutlich das mühsamste an der Geschichte, aber wohl nicht anders möglich, wenn man Kolumbien für mehr als 24h verlässt.
Interessanterweise steigt der Wasserpegel in der Regenzeit bis zu 4m. Unsere Lodge steht dann meistens unter Wasser, weshalb sie einen Anbau machen, welcher höher liegt. Dschungeltouren zu Fuss sind dann gar nicht möglich, sondern nur per Boot machbar.
In Leticia verbrachten wir nochmal zwei Nächte. Wir entschieden uns für eine Tagestour am Freitag nach Puerto Narino. Ein Örtchen, welches man mit dem Speedboot innert knapp 2h erreichen kann. Es gibt dort keine Autos bzw. nur einen Müll- und Krankenwagen. Ein sehr überschaubarer Ort und kurz nach der Ankunft am Steg sprach uns Robinson an, ob wir eine Bootstour zu den Delphinen und in den Dschungel machen wollten. Klar haben wir schon viele Delphine gesehen, aber die Umgebung sah dort etwas anders aus. Somit verbrachten wir 3,5h bei Robinson auf dem Boot und genossen noch einmal richtig die
Weiten der Amazonasflüsse.
Um 17.30 Uhr waren wir zurück in Leticia und schauten uns das Spektakel im Park an. Jeden Abend zwischen 17.00 und 18.00 Uhr kommen tausende von grünen Vögeln in den Park, kreisen und machen einen Riesenlärm. Direkt beim Park kann man auf den Kirchturm, wo die Sicht noch besser ist.
Die Zeit im Amazonasgebiet war vorbei und wir flogen am Samstag, 2. Dezember 2017 zurück nach Bogota.
An jedem Sonntag wird ein Teil der Strassen gesperrt, damit sich die Einheimischen per Velo oder zu Fuss durch die Stadt fortbewegen können. Wir wollten dies miterleben und liehen uns Fahrräder aus. Eine wirklich sehr gute Idee. Scheinbar haben dies viele andere Städte weltweit nachgemacht. Es hatte sehr viele Leute auf den Strassen und an einem Ort tanzten sie sogar Zumba. Wäre doch etwas für Zürich, oder?
Kolumbien hat unserer Meinung nach einen eher schlechten Ruf vor allem in Bezug auf die Sicherheit. Auch ich war skeptisch, als Eik meinte, dass er nach Kolumbien gehen wolle. Nun ja, die südamerikanischen Länder gelten tendenziell als “gefährlich” und man hört häufig von Diebstahl oder Überfällen.
Uns ist in ganz Kolumbien die hohe Polizei- und Sicherheitsdienstpräsenz aufgefallen. Ob man sich so sicher fühlt? Irgendwie schon. Bei der Verkehrskontrolle soll wohl das eine oder andere Mal etwas Geld fliessen. Es lebe die Korruption.
Englisch kann in Kolumbien fast niemand. Mein bisschen Spanisch hat zwar häufig weitergeholfen, aber manchmal stand ich nur so da und mein Gegenüber quasselte mich zu. Jemand hat uns dann auch mal gesagt, dass sie hier einen anderen Akzent und teils andere Ausdrücke hätten als in Spanien. Na ja, irgendwie ging es immer und je länger wir in Kolumbien waren, desto besser konnte ich mich verständigen.
Unserer Meinung nach, ist es touristisch noch nicht so erschlossen. Wir trafen viel weniger Reisende an als in Asien, was uns aber nicht gestört hat. Ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht war und ich das Land völlig unterschätzt habe. Wir hatten nie ein negatives Erlebnis und konnten die Zeit geniessen. Uns ist aufgefallen, dass die Kolumbianer sehr ehrliche Menschen sind. Zumindest diejenigen, die wir angetroffen haben. Die Hunde waren auch viel entspannter als in Asien. Nie hatte ich das Gefühl, dass uns einer anfallen wollte. Wir gehen davon aus, dass sie in Kolumbien besser behandelt werden.
Und ja, inzwischen lächle ich über meine Anfangszeilen in diesem Blog.
Am Montag, 4. Dezember 2017 verliessen wir Kolumbien nach 3,5 Wochen und reisten weiter zu den Galapagos Inseln. Vor knapp 3 Jahren verbrachten wir auf den Inseln unsere Ferien und es war der schönste Ort der Welt (bis heute). Wir sind gespannt, wie es uns gefällt, denn wir werden dieses Mal mit low budget reisen.
Highlights in Kolumbien: Monserrate in Bogota, Tatacoa Wüste, San Agustin, Medellin, Catedral de Sal, Villa de Leyva, Leticia, Dschungeltour (vor allem das kleine Äffchen und Piranha fischen), freundliche und ehrliche Menschen
Lowlights in Kolumbien: zu viele Moskitos im Dschungel, Spinnenerlebnisse!