Am Morgen des 27. Februars 2017 sind wir in Hobart gelandet und wurden herzlich von unserer Bekannten am Flughafen empfangen. Lou haben wir vor 2 Jahren auf unserer Galapagos Reise kennengelernt und sind seither in Kontakt geblieben. Als wir ihr geschrieben haben, dass wir nach Tasmanien reisen, hat sie uns angeboten, dass wir bei ihr wohnen können. Wir haben uns sehr gefreut, sie wieder mal zu sehen und jemanden vor Ort zu kennen hat immer Vorteile. Die ersten paar Tage haben wir bei ihr in Hobart verbracht. Sie hat uns die Umgebung gezeigt und uns wertvolle Tips gegeben.
An einem Tag waren wir im Mona Museum. Es wird dort moderne und alte Kunst gezeigt. Normalerweise flitzen wir immer relativ schnell durch die Museen, aber dieses Mal haben wir es wirklich lange ausgehalten. Ein Must see für Tasmanien. Gebaut und finanziert wird das Museum von einem Tasmanier der sein ganzes Geld im Gambling gemacht hat, ein Spieler eben.

Als wir in unser Zimmer zurückkehrten, trafen wir eine Unordnung an und es sah fast so aus, als wäre da ein Tier dahinter gewesen. Von einem Energieriegel lag nur noch die Verpackung dort, alle Plastiksäcke waren aufgebissen und unser Aromat lag offen dort. Wir riefen Lou zu uns ins Zimmer und zeigten ihr dies. Ihr war relativ schnell klar, welcher ihrer beiden Hund dies gewesen sein könnte und rufte diesen (Ruby). Sie fragte Ruby, ob sie das war. Ruby senkte den Kopf, drehte sich um und ging langsam mit immer noch gesenktem Kopf die Treppe hoch. Es war mega lustig, ihr Verhalten zu beobachten. Sie war richtig reumütig 😉

Einige Zeit im Voraus haben wir den Overland Track (Cradle Mountain – Lake St. Clair) gebucht. Dies ist eine Mehrtages-Wanderung und wir haben uns entschieden, den Track innert 6 Tagen zu absolvieren. So wie wir bis anhin durch Asien reisten, fehlten uns noch ein paar Dinge. Ich habe z. B. nur einen 24-Liter Tagesrucksack dabei. Da wir für den Track sowohl das ganze Essen für die Zeit als auch ein Zelt, Schlafsäcke etc. mitnehmen musste, reichte das nie. Auch sonst fehlte uns noch das eine oder andere Camping-Equipment. Lou hat sich extrem ins Zeug gelegt, dass wir einiges von ihren Freunden ausleihen konnten. Wir waren extrem beeindruckt, wie hilfsbereit sie und ihre Freunde waren. Immerhin kannten wir uns nicht so gut und für sie war es selbstverständlich. Ich glaube nicht, dass wir in der Schweiz oder in Deutschland von irgendwelchen Leuten Dinge ohne Probleme ausleihen könnten, ohne die Personen überhaupt zu kennen. Wir haben auch noch einiges selber gekauft (Schlafsäcke, Zelt, Luftmatratzen etc.), da wir zukünftig eher campen werden. So schafften wir es rechtzeitig für unseren Track, alles zusammen zu haben.
Der Startpunkt des Tracks liegt in Cradle. Mit dem Bus kommt man von Hobart via Launceston nach Cradle. Die Busverbindung ist allerdings so, dass man in Launceston eine Nacht verbringen muss. Lou hat uns angeboten, uns nach Launceston zu ihren Freunden zu fahren, damit wir den Bus von dort nehmen konnten. Wir durften bei ihren Freunden übernachten, so dass wir am Samstag Morgen den Bus nach Cradle nehmen konnten. Auch hier wurde uns einfach so ein Bett angeboten, ohne dass uns ihre Freunde kannten. Uns fehlten die Worte.
Man stelle sich vor, dass ein Bekannter in Zürich zu Besuch ist und weiterreisen möchte nach Italien. Fährt man den Bekannten ohne grosse Widerworte ins Tessin? Wir können uns das ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Die Freunde von Lou fragten uns, was wir für Schuhe hätten und wir meinten, dass wir den Track mit unseren On-Turnschuhen machen werden. Es ging nicht lange und sie stellten uns je ein paar Wanderschuhe vor die Nase und sagten, dass wir diese probieren sollten. Beide Paare waren zwar etwas zu gross, aber dennoch war es definitiv vernünftiger mit diesen zu wandern als mit unseren On’s. So durften wir die Schuhe für den Track ausleihen und wir waren definitiv extrem froh darum…

Am Samstag Morgen ging es um 8.15 Uhr mit dem Bus in Richtung Cradle. Wir stiegen aus und die Sonne strahlte uns entgegen. Ich holte meine Sonnenbrille raus und sie ging in die Brüche. Super und woher bekomme ich nun eine neue? Da hatte es nicht wirklich Läden, wo man solche Sachen kaufen konnte. Glücklicherweise wurde ich beim dritten kleinen „Ortsladen“ fündig. Wir liessen es uns nicht entgehen und statteten den Tasmanischen Teufeln einen Besuch ab. Leider leben in der freien Wildbahn seit einigen Jahren nicht mehr so viele, weil 80% an ansteckendem Krebs gestorben sind. So gibt es häufig nur welche in Sanctuaries zu sehen. Dort werden sie zoomässig aufgezogen und es wird verhindert, dass sie sich gegenseitig anstecken können. Man könnte auch einen adoptieren, das haben wir aber gelassen.

Nach einer kalten Nacht in unserer Unterkunft in Cradle galt es am Sonntag Morgen ernst. Wir schnallten unsere schweren Rucksäcke (je zwischen 15 und 18 Kilo) auf den Rücken und los ging es auf unsere 6-Tageswanderung. Zu erwähnen ist vielleicht, dass wir noch nie eine Mehrtageswanderung gemacht haben. Auch sonst sind wir eher selten gewandert. Glücklicherweise hatten wir am ersten Tag den steilsten Anstieg, was es mit den Rucksäcken nicht gerade vereinfachte. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, dass ich dies fast eine Woche aushalten sollte… Nach ca. 15 Kilometern sind wir in unserem ersten Hut (Berghütte mit “Massenbetten”) angekommen. Es hat auf der ganzen Strecke immer wieder Huts, welche man benützen kann. Die Platzzahl ist allerdings beschränkt, weshalb man ein Zelt dabei haben muss. Trotz der eher kühlen Temperaturen bei Nacht (ca. 7 Grad), zogen es doch einige Australier vor, die Nacht im Zelt zu verbringen. So fanden wir immer ein Plätzchen im Hut. Drinnen war es nachts ebenfalls sehr kalt. Ein Wildlife Volunteer hatte uns am ersten Tag gesagt, dass 2 Wochen zuvor noch Schnee lag. Bitte? In Tasmanien war es doch Sommer?! Immerhin war er inzwischen weggeschmolzen.

Beim ganzen Track kann man immer wieder Side Walks machen. Das gute daran, man lässt den Rucksack an einem Ort stehen und kann es so mehr geniessen. Ein Side Walk war z. B. auf den Mount Ossa. Das ist der höchste Berg Tasmaniens.
Pro Tag legten wir zwischen 12 und 19 Kilometer zurück und hatten dabei immer schönstes Wetter. 6 Tage ohne einen Regentropfen abzubekommen ist gemäss den Tasmaniern ein Ding der Unmöglichkeit. Das Gepäck wurde von Tag zu Tag etwas leichter, da wir ja das Essen verminderten. Unseren Abfall mussten wir bis zum Ende mittragen.
Wildlife haben wir nicht so viel gesehen. Ein paar Wallabies, Wombats, Papageien und yes auch eine Schlange. Da es in Tasmanien giftige Schlangen (Tiger Snake) gibt, tragen die meisten Wanderer Gaiters. Das ist ein Unterschenkelschutz, falls die Schlange zubeisst. Eik meinte, dass wir das nicht brauchen, allerdings war ich der Meinung, dass wir vielleicht froh darum sind. Wir konnten ein Paar ausborgen, weshalb ich dann mit denen immer vorne weglief. Als wir dann diese Tiger Snake am letzten Tag antrafen, wusste ich, dass es nicht vergebens war 😉 Ich fand es total cool eine Schlange in der freien Wildbahn anzutreffen. Sie war nicht so gross, aber halt trotzdem giftig.

Ich muss zugeben, dass mir die Wanderungen sehr gut gefallen hat, dennoch war ich froh, dass wir nach ca. 90 Kilometern am sechsten Tag beim Lake St. Clair angekommen sind. Der Rucksack war wirklich eine grosse Last, weshalb es mir teils den Spass etwas genommen hatte. Eik hatte die ganze Zeit grossen Spass und immer mal Rückenschmerzen.
Abends sind wir mit dem Bus zurück nach Hobart gefahren, wo wir uns nach einer Dusche und einem richtigen Bett sehnten.

Auf der Wanderung wurde uns bewusst, dass wir mit unseren On-Turnschuhen niemals so gut durchgekommen wären. So war für uns klar, dass wir uns Wanderschuhe kaufen sollten, wenn wir weitere Tracks in Angriff nehmen wollten. In Hobart war zufälligerweise gerade Sales (gemäss den Einheimischen, ist immer irgendwie Sales) und so kauften wir uns je ein paar Wanderschuhe.

Für die kommenden Tage haben wir uns ein Mietauto in Hobart reserviert, damit wir die Ostküste bereisen konnten. Nach 5 Monaten sass ich wieder mal am Lenkrad und musste auch noch auf der anderen Strassenseite fahren. Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten lief es dann wie geschmiert 😉
Unser erster Stop war in Orford. Dort erwartete uns Lou in ihrem Ferienhaus mit offenen Armen. Sie freute sich sichtlich, dass wir den Overland Track gut überstanden haben. An dem Wochende war das Wetter schlecht, weshalb wir uns dort zwei gemütliche Tage gönnen konnten.

Nach Orford fuhren wir zur Bay of Fires, wo wir unsere erste Nacht im Zelt verbrachten. Es schlief sich nicht mal so schlecht in unserem Mini-Zelt (Breite 1,10m, Länge 2,10m). Am nächsten Tag ging es weiter zur Wineglass Bay. Nachdem wir auch hier das Zelt aufgestellt hatten, erklommen wir den Mount Amos. Was mir bei ein paar Bergen auffiel: das Ende ist immer mehr bergsteigen als wandern. Es sind teils sehr anspruchsvolle Strecken, die meist kurz vor dem Gipfel kommen. Man muss richte Felsklippen hoch und runter. Wie waren wir froh, um unsere Wanderschuhe! 😉
Vom Mount Amos hat man eine atemberaubende Sicht auf die Wineglass Bay. Viel schöner als beim regulären Touristenaussichtspunkt, wo die meisten hingehen. Am darauffolgenden Tag machten wir noch den Hazard Beach Circuit. Das ist ebenfalls eine empfehlenswerte und eher leichte Wanderung.

In der Schweiz hatten wir eher selten bis gar nie Wanderungen gemacht. Seit dem Overland Track sind wir etwas angefressen. So wanderten wir fast täglich und erklommen die Berge in Port Arthur und Cape Raoul. Beide Touren waren auch wieder total schön.

Am Freitag Abend waren wir wieder in Lou’s Ferienhaus in Orford, wo auch ihr Sohn das Wochenende verbrachte. Wir liebäugelten mit der Insel Maria, welche nicht weit von Orford entfernt liegt. Der Sohn bot uns an, uns mit dem Boot dahin zu fahren. Es war fantastisches Wetter, weshalb sich dies anbot. Er lieferte uns am Samstag auf Maria Island ab. Wir stellten unser Zelt auf und wie könnte es anders sein, wir erklommen einen Berg. Bishop & Clerk war unser Ziel. Das letzte Stück war wieder mal arg felsig, doch wir schafften es bis zur Spitze und wow, das hat sich gelohnt. Auf dem Retourweg zum Zelt haben wir noch Kängurus angetroffen, welche gerade ihren Apéro einnahmen.
Zum Sonnenuntergang liefen wir zu den Painted Cliffs. Dorthin geht man am besten bei Ebbe, weil man so bei den Felsen unten durch gehen kann. Mit der sinkenden Sonne sah es fantastisch aus, denn die Felsen wurden regelrecht angeleuchtet. Die Farben der Steine und die geschwungenen Formen waren einmalig. Auf unserem Rückweg zum Campingplatz kamen immer mehr Tiere raus und assen auf den Wiesen. Wallabies, Wombats, Possums und Kängurus. Total faszinierend, wenn man die Tiere so nahe erleben kann. Auf Maria Island haben sie es auch geschafft vor ca. 4 Jahren den Tasmanischen Teufel in der freien Wildbahn auszusetzen und bis anhin ist noch keiner auf Maria Island an Krebs erkrankt. Beim Kochen auf dem Zeltplatz rannten dann auch zwei Teufel rum. Ich muss zugeben, dass ich doch etwas Respekt vor ihnen hatte. Am Sonntag Nachmittag fuhren wir mit der Fähre zurück nach Orford.

Nach Orford ging es zurück nach Hobart. Von dort aus machten wir noch einen Tagesausflug auf Bruny Island (inkl. Wanderung…). Die Insel erreicht man mit einer Autofähre. Man könnte dort auch übernachten, aber wegen des bewölkten und regnerischen Wetters entschlossen wir uns nicht im Zelt zu schlafen. Auf der Insel haben sie viele kleine Spezialitätenläden (Schokolade, Whisky, Käse etc.). Die Produkte werden auf der Insel hergestellt. In der Tierwelt sieht man dort als Besonderheit den weissen Wallaby. Das ist ein Albino Wallaby und ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man den zum ersten Mal sieht. Bisher habe ich immer nur braune Wallabies und Kängurus gesehen.

Die letzten beiden Tage unserer Tasmanien Reise verbrachten wir in Hobart. Wir durften mit Lou am letzten Abend noch ihren Geburtstag mitfeiern, bevor es für uns weiter nach Melbourne ging. Der Abschied fiel uns sehr schwer. Zum einen von Lou , ihrer Familie den Freunden und ihren beiden Hunden und zum anderen vom Tasmanien Feeling. Wir gingen ohne grosse Erwartungen auf die australische Insel und wurden sehr positiv überrascht.

Tasmanien ist definitiv eine Reise wert und den weiten Weg auf sich zu nehmen, lohnt sich allemal. Es ist eine Insel mit so viel schöner Natur und einer faszinierenden Tierwelt. Ziemlich sicher werden wir diesen wunderbaren Fleck dieser Erde nochmals besuchen. Schliesslich haben wir noch nicht alle Wanderwege abgegrast ;). Wir sind an 12 Tagen gewandert und haben ca. 200km zurückgelegt.

In Melbourne hatten wir einen Stopover von 2 Tagen. Was für ein krasser Gegensatz zum ruhigen und idyllischen Tasmanien. Am Abend trafen wir noch eine Kollegin von Eik zu einem Drink. Nach Ewigkeiten gab es wieder mal einen Aperol Spritz. Lecker!
An dem Wochenende fand der Formel 1 Grand Prix statt. Da wir am Freitag nachts unseren Weiterflug gebucht hatten, konnten wir uns nur das Training anschauen. Ich war vor ca. 13 Jahren in Monza an einem Rennen und ich hatte die lauten Motoren von damals in Erinnerung. Als sie das Training in Melbourne starteten war ich doch etwas enttäuscht. Das ist ja nichts mehr, was da an Sound rauskommt. Früher konnte man sich ohne Oropax kein Rennen anschauen. Der F/A 18, der noch seine Runden zog, war definitiv um einiges lauter 😉

Eik war bereits zum 4. Mal in Australien und ich zum 3. Mal. Wir dachten, dass wir das Land gesehen hätten und deshalb planten wir für Australien nicht mehr viel Zeit ein auf unserer Weltreise. Allerdings mussten wir beide feststellen, dass das Australien Feeling einmalig ist und es nirgendwo sonst zu finden ist. No worries und das im ganzen Land. Die Leute sind um einiges lockerer und unbeschwerter als in Europa. Jeder, der schon mal in Australien war, weiss was ich meine. Wir sind somit sehr froh, dass wir nach unseren 3 ½ Wochen in Neuseeland nochmal an die Westküste Australiens zurückkehren werden.

Highlights in Tasmanien: unglaublich nette und hilfsbereite Leute, superschöne Wanderungen, atemberaubende Strände und Küstenabschnitte, beeindruckende Wildtiere (Kängurus, Wallabies, Wombats etc.), sehr leckerer Wein, ideales Reise- bzw. Wanderwetter

Lowlights in Tasmanien: viele tote Tiere auf der Strasse 🙁

Am Mittwoch, 22. März 2017 flogen wir nach Melbourne und am Freitag, 24. März 2017 ging es weiter nach Auckland (Neuseeland).