Am 22. Februar 2018 hob unser Flugzeug um 7.00 Uhr in Santiago ab, mit welchem wir über Lima nach Miami geflogen sind. 12h später erreichten wir unser Ziel und wir waren froh, dass die Amerikaner uns auch dieses Mal wieder für 6 Monate in ihr gelobtes Land liessen. Mit dem Uber fuhren wir zu Laura und ihrer Familie, wo auch unser Van “Rusty” in dieser Zeit stand. Wir wurden herzlich willkommen geheissen und blieben vier Nächte bei ihnen.
Der Van stand 3,5 Monate mehr oder weniger nur rum und wir waren gespannt, ob er irgendwelche Standschäden hatte. Nichts. Rusty fuhr wie zuvor, was uns natürlich freudig stimmte. Im Gegensatz zum Gizmo-Mobil in Chile/Argentinien war unser Van ein riesen Schiff und wir hatten es nicht mehr so präsent, wie gross er wirklich ist. Ehrlich gesagt, waren wir happy wieder in unserem Van zu sein, denn er ist einfach viel komfortabler zum Fahren und wir haben sooo viel Platz. Es war die richtige Entscheidung, ihn stehen zu lassen und nochmal einen Roadtrip durch USA/Canada zu machen.Endlich waren wir wieder in warmen Gefielden angekommen. Rund 30 Grad und Sonnenschein, so wie vor allem ich es mag. Draussen zu sitzen mit kurzen Sachen bis spätabends. In Florida hat man solche Temperaturen sogar im Winter.
Nachdem wir uns schweren Herzens von Laura und ihrer Familie verabschiedet hatten, ging unsere Reise weiter in die Everglades. Diese sind hauptsächlich bekannt für die vielen Alligatoren, welche man als Tourist meist mit einer Airboattour anschauen geht. Wir liessen dies und gingen ins Shark Valley. Der Eintritt pro Fahrzeug kostet USD 25.-. Nach wie vor war unser Nationalpark-Jahrespass gültig, weshalb wir den Park inklusive hatten. Man kann dort zu Fuss eine Runde drehen, ein Fahrrad ausleihen oder mit einem Tram rumfahren. Wir bevorzugten die Fussvariante und spazierten dem Sumpf entlang. Nicht weit vom Parkplatz entfernt, lag bereits der erste Alligator etwa 2m vom Fussweg entfernt. Es war keine Absperrung vorhanden, weshalb die Tiere theoretisch einem auch näher kommen könnten. Nebst einigen Alligatoren sahen wir auch viele Vögel und an einem Ort sogar süsse Babyalligatoren. Es verleitete einem beinahe eines hochzuheben, aber vermutlich wäre die Mutter umgehend an Ort und Stelle gewesen, was dann weniger spassig geworden wäre.
Zweigt man von der Hauptroute (41), welche durch die Everglades führt ab, kann man eine Loop Road fahren. Dort sieht man ebenfalls unzählige Alligatoren, Vögel und wir sahen sogar eine Schlange. Der Loop ist gratis, weshalb man den nicht auslassen sollte 🙂
Da das wild campen im Big Cypress National Preserve untersagt war, übernachteten wir auf einem Campingplatz am Monument Lake. Mitten auf der Einfahrtsstrasse lag ein grosser Alligator. Langsam fuhren wir auf ihn zu bis er sich entschied, den Platz freizumachen. Wohl bemerkt, der Campingplatz lag etwa 200m von dieser Stelle entfernt. Es war ein sehr schöner Platz und wir suchten uns einen Stellplatz direkt am See aus. Man sah auch im See ab und zu ein Alligator rumschwimmen. Kaum ging die Sonne unter, stürzten sich unzählige Moskitos auf uns. Es blieb uns leider nur die Flucht in den Van, wo allerdings auch schon jene auf uns warteten. Was für eine Plage und wie frustrierend, denn wir freuten uns, den Abend draussen zu verbringen.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Naples und Fort Meyers Beach. Nach langer Zeit verbrachten wir wieder mal eine Nacht auf dem Walmart Parkplatz. Nicht ganz so idyllisch wie am See, aber dafür moskitofrei und gratis.
Sanibel Island eine der wohl schönsten Inseln an der Westküste. Die Brückenüberfahrt kostet USD 6.- und wir steckten vor der Mautstation bereits im Verkehrschaos. Wir waren erstaunt über die vielen Autos, die auf die Insel strömten. Kurzerhand entschieden wir uns, nach der ersten Brücke einen Stop am Strand einzulegen und dort zu frühstücken. Man hörte zwar noch den Lärm der Autos, jedoch entschädigte uns die Kulisse.
Ich entdeckte einen Tag zuvor einen grünen Frosch auf dem Van, welcher etwa 2cm gross war. Er schaute auf dem Walmart Parkplatz durch die Frontscheibe vom Dach als wir dort parkierten. Als wir nun an unserem Frühstückspot angelangt waren, schaute er wieder vom Dach. Wir waren überrascht, dass er immer noch auf dem Van sass. Langsam lief er die Frontscheibe runter und schaute sich immer wieder vorsichtig um. Als er auf der Motorhaube angekommen war, liess ich ihn kurz aus den Augen und schon war er weg. Auf Nimmerwiedersehen 🙁
Nachdem Frühstück wollten wir an die schönen Strände fahren. Es herrschte nach wie vor grosses Verkehrsaufkommen, was man auch bei den Parkplätzen am Meer merkte. Es war nichts frei und wir hätten uns hinten anstellen müssen. Dies sowie auch die Tatsache, dass sie pro Stunde USD 5.- verlangten, löschte uns ab. So entschieden wir uns gegen den Strand und fuhren den Wildlife Refuge Drive. Ohne Nationalparkpass würde er USD 5.- kosten. Wir sahen hauptsächlich Vögel, weisse Pelikane und aus dem Wasser springende Fische.
Sanibel Island mag zwar schön sein, aber für uns war es viel zu überlaufen.
Die Westküste Floridas ist sehr touristisch, weshalb wir uns entschieden das Getümmel möglichst zum Umfahren. Zudem waren wir vor ein paar Jahren schon in den Ferien in Florida. Inzwischen zieht es uns in eher kleinere gemütlichere Orte als in die typischen Touristendestinationen. So legten wir am Folgetag einen langen Fahrtag ein und liessen Orte wie Sarasota, Tampa oder Clearwater aus. Unser Tag endete nach ca. 540km beim Walmart in Perry.
Laura fragte uns, ob wir nach Tallahassee gehen werden. Wir zuckten mit den Schultern und sie meinte, dass es die Hauptstadt von Florida ist. Ehrlich gesagt, wussten wir beide dies nicht.
Etwas ausserhalb des Stadtzentrums findet man den Lake Lafayette. Eine sehr schöne grüne Oase rund um den See mit verschiedenen Fusswegen. Es war ein idealer Ort für eine Joggingrunde am Morgen.
In jeder Hauptstadt Amerikas steht ein Kapitol und die bisherigen fanden wir immer sehr eindrücklich und schön. Das von Tallahassee enttäuschte uns allerdings. Das neue ist sehr hässlich, denn es ist einfach ein riesiger Klotz, welcher nicht viel darstellt. Das alte steht etwas verborgen hinter dem neuen Koloss, ist um einiges schöner, aber nicht gerade gross und eindrücklich. Wir besuchten das Gray Florida History Museum (gratis), welches die Geschichte Floridas eindrucksvoll erzählt.
Anstelle eines Walmart Parkplatzes bevorzugten wir an dem Abend einen gratis Zeltplatz im Apalachicola National Forest. In Amerika ist es generell erlaubt im National Forest zu campen. Man muss nur eine gewisse Distanz von der Strasse entfernt stehen. Teils gibt es auch offizielle Campgrounds, allerdings meist ohne grosse Infrastruktur.
Inzwischen waren wir im Golf von Mexiko an der wunderschönen Küste angekommen. Die Strasse führte teils direkt dem Meer entlang und die Strände strahlten mit ihrem weissen Sand und dem blauen Wasser entgegen. Wir waren beide im Modus nicht so schnell reisen zu wollen, zumal wir nun auch wieder genügend Zeit hatten. Was gibt es dann schöneres als auf einem Campingplatz direkt am Strand zu stehen. Beim T.H. Stone Memorial St. Joseph Peninsula State Park ergatterten wir uns einer der letzten Stellplätze. Unglaublich, denn der Campground war fast ausgebucht und das an einem Sonntagabend in der off-season. Die Stellplätze hatten zwar keine Meersicht wegen den Sanddünen, aber zu Fuss war man im Nu am Strand, wo man kilometerlange Spaziergänge machen kann.
Weiter ging es nach 2 Tagen der Golfküste entlang. Nach wie vor kamen wir an vielen traumhaften Stränden vorbei. Allerdings blies uns nun ein sehr kalter Wind entgegen. Wir fühlten uns kurz nach Patagonien zurückversetzt. Es war leider zu ungemütlich, als dass wir irgendwo länger hätten Halt machen wollen.
In Pensacola besuchten wir das Militärmuseum (National Naval Aviation Museum). Sie haben verschiedenste Flugzeuge ausgestellt, viele davon von früher, wo man sich teilweise fragt, wie diese fliegen konnten. Ich bin kein Fan von Militär oder Krieg, dennoch fand sogar ich es interessant.
In Mobile könnte man das Kriegsschiff “USS Alabama” aus dem 2. Weltkrieg besichtigen. Dafür waren wir an dem Tag aber zu spät, so dass wir es nur von aussen anschauen konnten.
Die Stadt Mobile hat eine lustige Skyline mit gerade mal drei Hochhäusern.
Kurz vor Biloxi waren wir im Gulf Islands National Seashore. Wir waren erstaunt, dass es sogar dort noch Alligatoren gibt. Soweit weg von den Everglades hätten wir keine mehr erwartet. Wir sahen ein paar junge Alligatoren, welche direkt neben Schildkröten im Wasser oder auf Baumstämmen lagen. Scheinbar gehören Schildkröten nicht in deren Beuteschema, denn es sah sehr idyllisch aus.
Eines unserer Hauptziele auf unserer Route war New Orleans. Die wohl bekannteste Stadt für Jazz und natürlich hat sie auch Bekanntheit wegen dem Hurricane Katherina erlangt, welcher im Jahr 2005 sehr grossen Schaden angerichtet hatte. Auf dem Weg dorthin sahen wir ein paar hölzerne Stege, welche zerstört waren. Vielleicht sind das noch Überbleibsel vom Sturm.
Wir hatten Glück und konnten die Stadt bei schönen und warmen Temperaturen besichtigen. Wer einen Parkplatz sucht, der findet wohl am einfachsten einen beim Visitor Center (direkt an der I-10 gelegen). Für 10h zahlt man USD 5.- und für 24h USD 10.-.
Das French Quarter ist wohl die touristischste Hauptattraktion. Ein sehr schönes, gemütliches Quartier, welches zum Schlendern einlädt. Es gab an verschiedenen Orten Strassenmusiker, die ihr Können zum besten gaben. Als wir dort waren, feierten sie gerade den St. Patrick’s Day und so zog ein Strassenzug mit vielen irisch-bekleideten und biertrinkenden Menschen mit lauter Musik an uns vorbei. Wer Party machen möchte, geht dazu am besten in die Bourbon Street. Da begegnen einem bereits am Tag ein paar Geistergestalten. Ich möchte nicht wissen, wie es nachts dort zu und her geht 😉
Wir verliessen New Orleans noch am selben Tag und fuhren in Richtung Houston weiter. In Houston legten wir eine Joggingrunde bei 29 Grad am Fluss ein. Ein sehr beliebter Ort für Spaziergänger und Velofahrer am Wochenende. Die Stadt hat eine überschaubare Skyline, welche man von dem Fluss her gut bestaunen kann.
Man könnte fast sagen, dass wir zu Kapitoljäger geworden sind. Auf unserem Amerika-Trip haben wir in vielen Staaten in der Hauptstadt die Kapitole fotografiert. Natürlich wollten wir dies in Austin, Texas nicht verpassen. Als Tipp nebenbei: Besucht man eine Grossstadt am Wochenende, hat man viel weniger Verkehr und findet häufig einen Gratisparkplatz. Das ist zumindest unsere Erfahrung. In Austin waren wir an einem Sonntag und fanden problemlos ohne Stau einen Gratisparkplatz in Kapitol-Nähe. Viele Kapitole haben sonntags geschlossen, aber dieses nicht, weshalb wir es auch von innen anschauen konnten. Das Portrait von George W. Bush strahlte uns entgegen, da er ja vor seiner Präsidentschaft als Gouverneur in Texas tätig war. Es werden alle Portraits der Gouverneure aufgehängt, aber er war wohl der Berühmteste. Zugegeben nicht mein favorisierter Präsident, aber das ist auch der aktuelle nicht…
In Austin haben wir die günstigste Tankstelle überhaupt gefunden. Für eine Gallone (3,87l) zahlten wir gerade mal USD 1.89! Das sind pro Liter ca. CHF 0.50 / EUR 0.40.
In San Marcos trafen wir auf das Shoppingparadies auf Erden und es dauerte nicht lange bis wir vom Shoppingfieber infiziert waren. Zwei Outlets direkt nebeneinander (Premium und Tanger) mit etwa 245 Läden. Wir gingen auf Schnäppchenjagd und fanden viele sehr günstige Angebote, wo wir zugeschlagen haben. Wir fragen uns noch, wie wir das dann alles in unsere Reisetaschen bekommen sollen. Gut, natürlich entsorgen wir noch ein paar Dinge, welche wir seit langer Zeit getragen haben und nicht mehr tragbar sind. Und ja, es ist auch mal schön, etwas anderes anzuziehen als die paar üblichen Sachen, die wir haben. Das Klischee, dass Frauen viele Schuhe haben, stimmt nicht per se, denn Eik hat mehr als ich 😉
In San Antonio gönnten wir “Rusty” einen Ölwechsel, denn wir wollten dies tun bevor wir nach Mexico fuhren. In der Grenzstadt Laredo wuschen wir unsere Wäsche, tätigten die letzten Einkäufe in Amerika und übernachteten beim Walmart. Da wir nicht so schnelles Wifi hatten, gingen wir am nächsten Morgen zum Starbucks. Ich wollte noch die Google Maps von Mexico runterladen, damit ich sie offline brauchen kann. Während des Downloads forschte ich nach der Autoversicherung für Mexico. Wir hatten zwar eine in Canada, welche auch für Amerika gilt, aber in Mexico muss man ebenfalls eine abschliessen. Es gab verschiedene Angebote und die Preise für die Versicherung bewegten sich zwischen USD 170.- bis 300.- (je nach Deckung). Bei der günstigsten Variante hätten sie nicht mal alles gedeckt, denn unser Van ist zu alt dafür. Die Autoversicherung war der Auslöser, weshalb wir Mexico an dem Morgen in Frage stellten. Wir hatten beide ein komisches Bauchgefühl bei der Sache. Nein, nicht wegen der Autoversicherung, sondern hauptsächlich wegen der Sicherheitslage. Wir hatten uns online auf verschiedenen Seiten informiert (u. a. EDA) und dort wird vor den Grenzregionen zwischen USA und Mexico gewarnt. Drogen- und Bandenkriminalität ist das Hauptproblem. Des Weiteren haben wir von vielen Militär-/Polizeikontrollen gelesen und von der Korruption der Beamten. Es wäre klar gewesen, dass wir nach dem Grenzübertritt ca. 2 Tage nur Auto gefahren wären, um an “sicherere” Orte zu gelangen. Niemals nachts fahren und schon gar nie dürfte uns der Van am späteren Nachmittag irgendwo im Stich lassen. Von weitem hätten sie uns zudem als “Gringos” erkannt, denn wir haben ja ein kanadisches Nummernschild und sehen vielleicht auch nicht ganz so mexikanisch aus 😉
Die Autoversicherung war insofern nur der Auslöser, weil wir gerechnet haben, was uns Mexico in etwa kosten würde. Für das Auto muss man auch ein Deposit von etwa USD 400.- hinterlegen, welcher man angeblich beim Verlassen des Landes wieder bekommt. Die Touristenkarte kostet USD 25.-/P. und aufgrund des Sicherheitsaspektes hätten wir die mautpflichtige Autobahn gewählt anstelle von Landstrassen. Vielleicht haben wir eine Ausrede gebraucht, um die aktuelle Wohlfühloase nicht zu verlassen. Amerika ist so ein sicheres, einfaches und entspanntes Reiseland. Wir waren gerade 2 1/2 Wochen zurück aus Südamerika und genossen das einfache Reisen sehr. Was wir uns auch gefragt haben, ob uns die Amerikaner schon wieder einreisen lassen würden, wenn wir von Mexico her kommen. Bekanntlich stellen sie einem bei jedem Grenzübertritt viele Fragen.
Wir hörten auf unser Bauchgefühl und so entschieden wir uns, Mexico sein zu lassen und Amerika weiter zu geniessen. Das Land hat noch so viel zu bieten, was wir sonst nie alles geschafft hätten und für unser Reisebudget ist es perfekt (günstiges Reiseland bisher). Wer jetzt denkt, dass wir ja viel Zeit haben, hat zwar Recht, dennoch ist es auch Fakt, dass wir spätestens am 8. Juni 2018 in Vancouver sein müssen, weil unsere Autoversicherung abläuft. Eine Verlängerung ist nur vor Ort möglich, denn man bekommt Datumskleber für die Autoschilder. Somit haben wir in Amerika nur eine beschränkte Zeit.
Es war schon speziell, den Plan Mexico einfach so spontan umzuwerfen. Wir hinterfragten es auch am Folgetag, ob es die richtige Entscheidung war. Wenn man ein Ziel schon Monate davor im Auge hatte und es dann plötzlich umwirft, braucht es auch einen Plan B. Der lag uns nicht vor und so mussten wir uns neu orientieren, wo unsere Reise uns hinführen soll. Es war Mitte März und in gewissen Regionen herrschten noch kalte Temperaturen.
Inzwischen waren wir in Del Rio und von dort ging es weiter zum Big Bend Nationalpark. Was wir nicht berücksichtigt hatten, dass in Texas zu der Zeit genau Spring Break (Frühlingsferien) waren, weshalb alle Campingplätze im Nationalpark ausgebucht waren. Der Ranger gab uns den Tipp, etwa 9 Meilen zurückzufahren, da es dort einen grossen Campingplatz gäbe. Es war bereits nach 15.00 Uhr und es lohnte sich nicht den Big Bend in Angriff zu nehmen, denn die Distanzen waren riesig. Zudem wollten wir uns wenigstens auf dem anderen Campingplatz (Stillwell Campground) einen Spot sichern, was uns gelang.
Am nächsten Morgen waren wir bereits um 8.00 Uhr unterwegs in den Nationalpark. Wir wanderten zwei kurze Trails. Der schönste war der zur Santa Elena Schlucht. Man kann ein Stück reingehen und ist von hohen Felsformationen umgeben. Auf der anderen Seite des Flusses liegt Mexico. Trump möchte ja eine Mauer bauen, dort muss er das nicht tun, denn die Felsformation steht bereits an der Grenze 😉
Wir gingen davon aus, dass auch an dem Tag die Campingplätze alle besetzt waren. Bei dem einen versuchten wir es dennoch und wir ergatterten uns um 14.30 Uhr den letzten Platz. Was für ein Glück, denn es war ein schöner Ort, wo sogar die Wildschweine durchkamen und nach Futter suchten.
Am Folgetag genossen wir nochmal den weitläufigen Nationalpark. Er hat uns sehr gut gefallen und wir hätten landschaftlich nicht so etwas schönes erwartet. Zudem hatten wir herrliches Wetter bei 30 Grad.
Über Fort Stockton fuhren wir weiter nach Carlsbad. Es fühlte sich an, wie wenn wir zurück in Patagonien wären, denn der Wind wehte unglaublich stark. Dadurch, dass vieles flach war, gab es teils Staubstürme und die Sicht war recht schlecht. Landschaftlich verpasst man auf dieser Strecke gar nichts. Eine Raffiniere folgt der nächsten.
Nach Carlsbad geht man hauptsächlich wegen dem Carlsbad Caverns Nationalpark. Es ist eine riesige begehbare Höhle mit einer Tiefe von 487m. In den Sommermonaten hausen tausende von Fledermäusen darin und man kann ihnen beim Rausfliegen aus der Höhle zuschauen. In den Wintermonaten verbringen sie die Zeit in Mexico. Als wir dort waren, hatte es angeblich etwa zehn und diese haben wir nicht gesehen. Es gibt zwei Wege, um in die Höhle zu gelangen. Entweder mit dem Lift oder man läuft über die Nature Bridge runter. Wir bevorzugten den Fussweg, denn so hat man einen schönen Einstieg in die immer eindrücklicher werdende Höhle bis man schlussendlich nach 1,6km im Big Room angelangt ist. Dies ist die Höhle mit einem der weltweit grössten Räume und der Loop ist auch nochmal 1,6km. Man muss dort gewesen sein, denn die richtigen Worte zu finden, ist schwierig. Auch auf den Fotos kommt es nicht so zur Geltung. Ein Wunder der Natur, was wir in der Grösse und Schönheit selten in einer Höhle gesehen haben. 3 Stunden später mit viel zu vielen Fotos auf der SD-Karte ging es mit dem Fahrstuhl zurück ans Tageslicht.
Unweit der Höhle trifft man auf den Guadalup Mountains Nationalpark. Unser Plan war, dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Allerdings wollten sie USD 8.-/Nacht für einen Platz auf einem Parkplatz. Das war ihr Campground. Klar sind es nur USD 8.-, dennoch reute uns dieses Geld, da uns die ganze Umgebung und der Park nicht überzeugte. So zogen wir weiter…
Schon wieder waren wir in einer Grenzstadt zu Mexico, diesmal in El Paso. Von den Leuten her fühlt man sich schon wie in Mexico, denn Amerikaner sind dort in der Unterzahl. Eine riesige wüstenartige Stadt, welche uns absolut nicht zugesagt hatte. Gut für eine Übernachtung auf dem Walmart Parkplatz, aber viel mehr auch nicht.
Unser Ziel am nächsten Tag war das White Sands National Monument. Dummerweise haben wir uns “verfahren” und sind bei der White Sands Missile Range gelandet. Ein riesiger Militärstützpunkt, welcher sich über Kilometer erstreckte. Der nette Militärpolizist an der Schranke meinte, dass es viele gäbe, die dort stranden und erklärte uns wo wir lang fahren müssen. Wegen der Irrfahrt legten wir an dem Tag etwa 80km vergebens zurück. Da es inzwischen bereits späterer Nachmittag war, verschoben wir den Besuch des National Monumentes auf den Folgetag und übernachteten in der Nähe an einem See.
Ohne Sonnenbrille kann man die Augen bei den White Sands nicht öffnen. Der weisse Sand war unglaublich hell. Mit dem Auto fährt man zwischen den vielen Dünen durch und es gibt mehrere Park-/Picknick-Möglichkeiten. Einige waren mit dem Sandboard unterwegs, wieder andere hatten ihre Sonnenschirme und Stühle auf die Dünen gestellt. Da der Wind kühl war, war der Sand nicht heiss. Je tiefer man mit dem Fuss sank, desto kühler war es.
In Roswell verbrachten wir ebenfalls eine Nacht. Allerdings mehr, weil wir auf der Durchreise waren, als dass es ein schöner Ort wäre. Angeblich ist im Sommer 1947 in der Nähe ein UFO abgestürzt. Aus diesem Grund sieht man bei den Hotels oder Läden teils Alien Figuren.
Inzwischen waren wir vom Staate New Mexico nach Colorado und in die Stadt Trinidad unterwegs. Wir übernachteten auf dem Campingplatz des Trinidad Lake State Park. Mit USD 31.- war er für unsere Verhältnisse teuer, aber dafür konnten wir günstig waschen, was ideal war an diesem Tag.
Auf der Fahrt nach Colorado Springs fühlten wir uns schon wieder nach Patagonien zurückversetzt. Der Wind war sehr stark und die Temperaturen sanken rapide je nördlicher wir fuhren. Auf der Autobahn war angeschrieben, dass hohe und leichte Fahrzeuge nicht fahren dürfen. Uns wunderte dies nicht, denn auf einer Strecke von ca. 30km lagen 2 Lastwagen und ein Wohnwagenbus umgekippt neben der Strasse sowie ein Pickup mit Wohnwagenanhänger auf dem Dach.
Wer nach Colorado Springs geht, muss den “Garden of the Gods” besichtigen. Schöne Steinfelsformationen mit verschiedenen flachen Trails rundherum. Es gab auch ein paar, welche die Felswände erkletterten.
Wir waren zurück in den Rockys und wer sich noch erinnern kann, liebt unser Van “Rusty” die Berge nicht allzu sehr. Er machte glücklicherweise keine Zicken als wir die verschiedenen Bergstrassen fuhren. Beim Florissant Fossil Beds National Monument findet man mehrere Millionen Jahre alte versteinerte Bäume. Mit unserem Jahrespass konnten wir dies “gratis” besichtigen. Der Eintritt wäre es uns mit USD 7.-/P., nicht wert gewesen.
Im iOverlander entdeckte Eik einen top Übernachtungsort am San Luis Lake. Ein ehemaliger State Park, bei welchem sie auf dem Campingplatz die Wasserversorgung nicht mehr sicherstellen konnten, weshalb sie ihn nun gratis zur freien Verfügung gestellt haben und dies sogar mit gratis Stromanschluss an den meisten Stellplätzen. Unglaublich! Normalerweise zahlt man dafür etwa USD 35.-/Nacht. Der Ort liegt auf über 2’300m und der Wind pfiff uns auch wieder um die Ohren. Dennoch blieben wir für 3 Nächte dort. Der Hauptgrund, weshalb wir überhaupt dorthin gefahren sind, ist der Great Sand Dunes Nationalpark. Er liegt 25 Minuten entfernt und an einem Tag besuchten wir ihn. Von weitem sind die Dünen schon zu sehen, aber die Grösse erkennt man erst, wenn man davor steht. Die höchste Düne ist 214m hoch. Da hoch zu kommen ist nicht ohne. Man geht einen Schritt und rutscht im Sand einen halben zurück. Die Höhenlage haben wir ebenfalls gemerkt, weshalb wir ziemlich ausser Atem waren. Kurz vor dem Ende zog der Wind wieder stärker auf und der Sand fand jeden nicht zugedeckten Körperteil um dort anzudocken. Eik hatte die Kapuze oben und leider hatte ich keine. Auf jeden Fall ist eine Kapuze oder eine Kopfbedeckung, die nicht wegfliegt, sehr zu empfehlen. Faszinierend an den Dünen war vor allem, dass rundherum die riesige Bergkette (Rockys) lag, wo die meisten Gipfel noch Schnee bedeckt waren. Eine Sanddüne würde man an diesem Ort eigentlich nicht vermuten.
Nichts ahnend schaute ich am 27. März morgens aus dem Van. Im ersten Moment dachte ich, dass unsere Autoscheiben angelaufen sind, da es doch recht kalt war nachts. Als ich nochmal hinschaute, sah ich weisses Zeugs. Ein Blick aus dem Seitenfenster und ich dachte, dass sie uns irgendwie auf einen anderen Planeten (oder Nachhause) gebeamt hatten. Schnee!!! Zwei Tage zuvor sahen wir die Wettervorhersage im Visitor Center des Nationalparks, dass es die Möglichkeit auf Schnee gäbe. Wir konnten das nicht so recht glauben, denn wir waren mit Shorts und Flipflops unterwegs. Zudem wussten wir auch gar nicht, ob wir dann noch in der Umgebung sind. Wie auch immer, es hatte mächtig Schnee gegeben und unsere Freude hielt sich in Grenzen. “Rusty” hat keine Winterreifen, was unsere Hauptsorge war. Da uns das Trinkwasser nach 3 Tagen schon fast ausgegangen war, mussten wir an dem Tag weiterfahren. Sonst hätten wir wohl auf die rasche Schneeschmelze gehofft 😉 Das Abwaschwasserbecken hatten wir nachts mit Wasser gefüllt draussen auf dem Tisch stehen lassen. Es war inzwischen nur noch Eis. Zum Glück hatten wir kein Geschirr drin. Wir wollten nur noch weg von dem Ort, denn es sah nicht aus, dass es bald aufhörte zu schneien. Je mehr Schnee auf der Strasse lag, umso schlechter für uns. So verliessen wir fast fluchtartig den Campingplatz und wagten uns auf die Strassen. Die ersten paar Kilometer waren verschneit, jedoch wurde es besser als wir eine befahrenere Strasse nehmen konnten. Unterwegs in Richtung Santa Fe hatten wir Sonnenschein, Schneeregen und Schnee. Auch in Santa Fe selber schneite es stark und die Temperaturen waren nach wie vor eiskalt. Schlussendlich sind wir unfallfrei angekommen und für den kommenden Tag wurde ein Sonnenscheintag ohne Schnee prognostiziert.
Nach einer eisigen Nacht begrüsste uns der nächste Tag um einiges freundlicher und ohne Schneeüberraschung. Sonnenschein bei immerhin 10 Grad. Santa Fe ist die Hauptstadt von New Mexico und hat ein schönes historisches Stadtzentrum mit vielen Häusern in Adobe Architektur. Man besichtigt den Teil am besten zu Fuss. Beim Visitor Center stehen einem Gratis Parkplätze zur Verfügung. Gleich gegenüber trifft man auf das sehr bescheidene, aber zum historischen Teil passenden, State Capitol.
Der Kasha-Katuwe Tent Rocks Nationalpark ist ein absolutes Must in dieser Region. Einzigartige Felsformationen in unterschiedlichen Farben sind dort zu bewundern. Es hat zwei Trails, wovon der eine durch teils enge Schluchten führt bis man oben auf dem Bergkamm steht. Es ist kein schwieriger Anstieg und auf jeden Fall lohnenswert. Von oben hat man einen grandiosen Blick auf das Umland sowie auf die Tent Rocks. Der andere Rundtrail ist recht kurz, aber gewährt einem von unten auch schöne Blicke auf diese einmaligen Felsen. Wir waren am Gründonnerstag dort und leider hatte es ziemlich viele Leute.
Theoretisch führt eine Strasse weiter, wo es noch andere Trails gibt. Allerdings ist das Privatland und die Eigentümer haben den Zutritt gesperrt. Momentan liegen sie mit den Behörden im Klinsch, da sie für ihr Land rund 12 Millionen Dollar möchten und die Behörden damit nicht einverstanden sind.
Als wir in Albuquerque auf dem Parkplatz bei verschiedenen Restaurants/Shops übernachteten, wurden wir morgens um 1.00 Uhr von einem Security geweckt und freundlich darauf hingewiesen, dass wir nicht über Nacht dort stehen dürfen. 50m weiter liege Home Depot und dort sei es erlaubt. Irgendwie ein Witz, aber natürlich parkierten wir um. Wir schauen immer, ob es irgendein Verbotsschild für “no overnight parking” gibt, denn nachts aus dem Schlaf gerissen zu werden, ist nicht so spassig. Albuquerque hat ein sehr kleines historisches Zentrum, welches man in ein paar Minuten besichtigt hat. Ebenfalls in dieser Stadt liegt das Petroglyph National Monument. Es hat Kritzeleien in den Steinen, aber es lohnt sich nicht wirklich, dieses zu besuchen.
Im El Malpais National Monument fanden wir einen offiziellen Campingplatz, welcher gratis war. Ein schönes Fleckchen, wo wir zwei Nächte verbrachten. Wir hatten schönes Wetter und nutzten die Zeit, unseren Van zu optimieren. Unsere Moskitonetze waren nicht mehr gut bzw. es gab zu viele Schlupfmöglichkeiten für Moskitos, weshalb wir neue und praktischere haben wollten. Wie man das macht? Man kauft Tüllstoff, Magnet- und Metallbänder und nähe die Magnetbänder in den Stoff. Die Metallbänder bohrt man in den Türrahmen und fertig sind sie. Klingt natürlich sehr einfach, aber es brauchte schon etwas Zeit. Vor allem von mir zum Nähen, denn eine Nähmaschine haben wir ja nicht dabei. Eik montierte dafür bei der Hintertüre einen Staub-/Dreckschutz. Wie jede Autotüre ist auch diese nicht ganz dicht und wenn wir auf unasphaltierten Strassen unterwegs sind, sammelte sich im Van entsprechend Schmutz an. Gleichzeitig ist dies der neue Sichtschutz für die Nacht.
An unserem Aufbruchtag besichtigten wir das National Monument. Dies war jedoch nicht sehr spektakulär. Genau so wenig, das darauffolgende El Morro National Monument.
Inzwischen waren wir bereits wieder 5 Wochen in Amerika unterwegs. Den Entscheid, nicht nach Mexico zu fahren, haben wir nie bereut. Klar, manchmal wären wärmere Temperaturen angenehmer gewesen, jedoch haben wir so genug Zeit, um Amerika ausgiebig zu erkunden. Das Land ist riesig und es hat unglaublich viel zu bieten. Wir kamen an Orte, wo man nicht unbedingt hingeht in den Ferien (Bsp. Big Bend Nationalpark), weshalb wir Amerika so anders bereisen. Zudem ist es unglaublich entspannt, hier zu reisen. Im Vergleich zu Südamerika fahren sie hier rücksichtsvoll, drängeln oder hupen nicht. Ebenfalls im Vergleich zu unseren Heimatländern ist es ein himmelweiter Unterschied.
Von Miami bis zum El Malpais National Monument lief “Rusty” nach wie vor bestens 🙂
Highlights: “Rusty” fahrtauglich in Miami anzutreffen, Besuch bei Laura & Familie, Wildlife in den Everglades, Big Bend Nationalpark, Carlsbad Caverns Nationalpark, Great Sand Dunes Nationalpark, Santa Fe, Kasha-Katuwe Tent Rocks Nationalpark
Lowlights: El Paso, Schneefall bzw. die fehlenden Winterreifen, teilweise Kälte hauptsächlich nachts