Am 25. Mai 2018 überquerten wir die Grenze in Osoyoos nach Canada. Nach 25 Tagen in Amerika hiess es nun vorerst „Goodbye USA“. Wir mussten nach den ersten Fragen des Grenzbeamten links rausfahren und wir standen in einer Halle, wo sie das Auto durchsuchen und teilweise das Gepäck durchscannen. Nun ja, wir hatten wohl etwas zu viel Bier dabei. In Amerika kauften wir noch welches, das uns gut schmeckt und wir haben schlichtweg nicht daran gedacht, dass es für den Grenzübertritt vielleicht zu viel war. Wir gingen an den Schalter und die Beamtin hat uns viele Fragen gestellt. Sie wollte unsere Reiseroute seit wir die Schweiz verlassen haben wissen. Wir fingen an mit China, Vietnam, Thailand und und und, irgendwann hörte sie sich auf Notizen über die Länder zu machen und fragte, wie lange wir in Canada bleiben wollten. Danach ging sie kurz weg und wir mussten warten. Ja, wir hatten Angst, dass sie nun den Van noch sehen wollten… Lächelnd kam die Beamtin mit unseren Pässen zurück und wünschte uns weiterhin eine gute Reise. Glück gehabt!
Einer unserer ersten Stops war am Spotted Lake in der Nähe von Osoyoos. Der Wasserstand war recht hoch, weshalb man die Konturen nicht ganz so gut sehen konnte. Mit der Drohne war dies allerdings möglich 🙂 . Leider war der Zugang zum See zum Schutz mit einem Gatter abgesperrt.
Wir übernachteten in der Nähe direkt an der Strasse bei einem grossen Pulloff und einer schönen Sicht über den See.
Die Autoversicherung konnten wir beim Vankauf nur für ein Jahr abschliessen (bis 8. Juni 2018) und somit mussten wir die Versicherung wieder im Staat BC (British Columbia) erneuern. Die Mindestlaufzeit beträgt 3 Monate, weshalb wir die Versicherung nun bis zum 8. September 2018 in Osoyoos verlängert haben. Verkaufen wir den Van Ende Juli, erhalten wir einen Teil des Geldes zurück.
Dieser südliche Teil Canadas gilt als das Tessin Canadas (gemäss Reiseführer). Wer das Tessin kennt, weiss wie schön es ist und wie viel Sonne sie dort haben. Nicht umsonst wird es auch die Sonnenstube der Schweiz genannt. Auch in Canadas Tessin ist es sehr schön und warm. Ebenfalls bauen sie dort Wein an und so hat es viele Weingüter, die sich dort angesiedelt haben.
Im iOverlander fanden wir einen Übernachtungsplatz am Okanagan Lake. Es war eine Recreation Site, welche für eine Nacht gerade mal CAD 12.- (CHF 10.-) kostet. Da es uns so gut gefiel und wir super Wetter hatten, verlängerten wir um eine weitere Nacht. Bleibt man auch am Tag dort, kostet es CAD 2.- mehr, was aber völlig ok ist. Viel machen kann man dort nicht, aber es gab einen kurzen Weg, welcher weg vom Campingplatz führte. Plötzlich erhob sich über uns ein riesen Vogel und flog davon. Wir waren fasziniert und liefen in die Richtung, in die er geflogen war. Ich gab es auf, denn es standen viele Bäume überall und deshalb glaubte ich nicht daran, ihn zu finden. Eik wollte noch nicht aufgeben und suchte weiter. Als er zum Van zurückkam, hatte er ein grosses Lachen im Gesicht und zeigte mir stolz seine Fotos. Nebst dem riesen Vogel, was schlussendlich ein weiblicher Weisskopfadler war, hatte er einen Waschbären entdeckt, welcher weit oben im Baum sass. Das Fotos sah aus, wie wenn man den Waschbären gefragt hätte: „schau doch mal kurz in die Kamera“. Insgesamt 5x gingen wir zum Waschbären zurück an dem Tag und das immer zu unterschiedlichen Tageszeiten. Jedes Mal sass er immer noch am genau gleichen Ort im Baum. Wir hofften, dass er mal etwas weiter runterkommt oder wenigstens aktiver ist. Fehlanzeige. Kaum setzten wir uns am Abend in den Van, spazierte ein Reh bei uns vorbei.
In Vernon verlängerten wir unsere Mitgliedschaft beim Pannendienst (BCAA). Wir hatten diese letztes Jahr abgeschlossen, weil wir vor allem Anfangs mit unserem Van das eine oder andere Problem hatten. Einmal mussten sie uns ja sogar Ende Juni 2017 abschleppen, als „Rusty“ beim Mount Evans extrem geraucht und Öl verloren hatte. Die Mitgliedschaft kostet gerade mal CAD 78.75 (CHF 60.95) für ein Jahr und wir haben noch eine lange Strecke vor uns bis nach Alaska.
Es war nun auch an der Zeit, unsere beiden Checks einzulösen. Wir hatten einen für das Abschleppen erhalten (weil die Amerikaner uns Geld belasteten, welches wir von BCAA zurückerhielten). Den anderen Check haben wir von der Autoversicherung erhalten, weil ich im Nachhinein eine Bestätigung eingereicht hatte, dass ich mehr als 7 Jahre unfallfrei gefahren bin. Bringt man diesen Nachweis, werden einem bis zu 40% der Versicherungskosten zurückerstattet. Leider war dies nur per Check möglich. Als wir diese nun einlösen wollten, bekamen wir bei der dritten Bank dieselbe Antwort wie bei den beiden anderen zuvor. Die Checks waren älter als 6 Monate, weshalb sie diese nicht entgegennehmen können. Was für ein Mist! Es ging immerhin um CAD 1’000.-. Netterweise ersetzten sie uns die Checks und sie werden nun nochmal nach Vancouver an unsere damalige Airbnb-Adresse gesendet. Wir hoffen, dass wir diese wenigstens Ende Juli 2018 erhalten und einlösen können, bevor wir ausreisen.
Wir fuhren weiter nach Revelstoke und besichtigten dort die Begbie Falls, wo wir in der Nähe am Waldrand übernachteten. Wegen der schlechten Wettervorhersage für unser nächstes Ziel, den Banff Nationalpark, entschieden wir uns, in Revelstoke zwei Nächte auf dem Campingplatz zu bleiben. Dort hatten wir immerhin Wifi und eine Waschmaschine zur Verfügung.
Inzwischen war es der 31. Mai 2018 und wir waren in Richtung Banff Nationalpark unterwegs. Auf dem Highway No. 1 kamen wir beim Glacier Nationalpark vorbei. Wir machten drei kurze Trails, kauften in Golden noch ein paar Lebensmittel ein und fuhren zu einem gratis Campspot mit gigantischer Sicht auf den Wasserfall (Watba Falls). Leider regnete es und regnete es… Am nächsten Morgen sah man immerhin die Berge im Hintergrund zwischen den Wolken. Nicht auszumalen, wie die Kulisse bei schönem Wetter aussehen würde.Im Yoho Nationalpark kauften wir uns den Jahrespass für alle Nationalparks in Canada. Dieser lohnt sich bei mindestens 6 Nächten (CAD 136.40/CHF 104.-). Der Yoho Nationalpark hat uns nicht sonderlich gefallen, aber man fährt durch, wenn man nach Banff möchte.
Banff und Jasper Nationalpark sind wohl die bekanntesten in Canada, weshalb wir schon ausserhalb der Saison nicht die einzigen Touristen waren. Vor allem bei der Wanderung zu den Johnston Canyon Lower und Upper Falls im Banff Nationalpark spürten wir dies. Teilweise mussten wir in der Kolonne gehen oder bei einem Fotospot warten bis wir Fotos machen konnten. Oh Mann, das ist definitiv nicht mehr unser Ding. Viel lieber sind wir in der Natur ohne so viele Menschen. Gut, es war auch noch Samstag und das Wetter nach ein paar Tagen wieder mal gut. Vielleicht strömten deshalb so viele dorthin. Am gleichen Tag wanderten wir noch zum Castle Mountain Outlook (8km/530 Höhenmeter). Dort waren wir fast alleine. Wir hofften, einen Bären zu sehen, doch leider Fehlanzeige. Inzwischen sind wir mit einem Bärenspray „bewaffnet“. Es könnte theoretisch sein, dass man mal einem ungemütlichen Bären begegnet. Da wir doch auch gerne mal auf nicht so touristischen Pfaden unterwegs sind und die Bären hier wild leben, dachten wir, dass es womöglich eine gute Investition sei. Ein Bärenspray ist wie ein Pfefferspray und setzt den Bären für 20 – 30 Minuten ausser Gefecht. Genug Zeit, um dann das Weite zu suchen.Im Banff Nationalpark ist wild campen verboten, weshalb man auf einem Campingplatz schlafen muss. Wir wählten den Castle Mountain Campground aus, welcher pro Nacht CAD 20.50 kostet. Als wir am zweiten Abend auf unseren Platz fahren wollten, hatten sich andere schon schön darauf ausgebreitet. Ein Zelt stand, die Wäscheleine war gespannt, der Tisch gedeckt und das Feuer brannte. Eik ging zu ihnen hin und wies sie freundlich darauf hin, dass dies unser Platz sei. Ohne zu zögern haben sie ihre Sachen zusammengepackt und suchten sich einen neuen Platz. Schon schräg, denn am Pfosten hing unser Reservationszettel. Sie „klauten“ unseren Platz und rechneten nicht damit, dass um 20.30 Uhr noch jemand auftaucht.
Wir waren noch weit im Süden Canadas, doch die Tage waren dort schon lange. Die Sonne ging um ca. 22.00 Uhr unter und um 5.30 Uhr wieder auf.
Lake Louise ist ein sehr beliebter Spot im Banff Nationalpark, weshalb wir am Morgen vor dem Frühstück dorthin fuhren, damit wir noch einen Parkplatz bekommen. Danach konnten wir zuschauen, wie viele Besucher dorthin strömten. Der Parkplatz war 30 Minuten nach unserer Ankunft voll. Es gibt noch einen Overflow Parkplatz, allerdings muss man dafür wieder ein paar Kilometer zurückfahren und ein Shuttlebus zum Lake Louise nehmen. Unser Plan war an diesem Tag eine Wanderung zum sechs Gletschern Lookout zu machen. Allerdings spielte das Wetter trotz bombastischer Vorhersage gar nicht mit. Die Berge waren in dicken Wolken eingehüllt und es regnete. Sinnlos bei diesen Konditionen zu wandern.
Inzwischen hat sich auch die von unserem Airbnb in Vancouver wegen unseren Checks gemeldet. Einer war zu dem Zeitpunkt schon angekommen 🙂
Leider war das Wetter auch im Jasper Nationalpark richtig schlecht. Wir fuhren deshalb nur durch und legten ein paar kurze Stops ein. Sehr schade, denn es ist eine atemberaubende Gegend. Vielleicht kommen wir auf dem Rückweg im Juli nochmals hier vorbei, allerdings wird es noch viel mehr Touristen haben als bereits jetzt. Direkt an der Strasse lief uns ein Schwarzbär entgegen. Er liess sich von dem Verkehr und den vielen haltenden Autos nicht stören. Unser erster Schwarzbär in freier Wildbahn.
Inzwischen wussten wir, dass wir uns auf die Wettervorhersage nicht verlassen konnten. Es stimmte so gar nicht und wir gingen davon aus, dass es an den Bergen lag, die das ganze beeinflussten. Wir übernachteten etwa 30 Minuten nördlich des Jasper Nationalparks als uns am nächsten Morgen die Sonne entgegenstrahlte. So entschieden wir uns, nochmals zurückzufahren und wenigstens einen Teil des Nationalparks bei schönem Wetter zu sehen. Dies hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn nun sahen wir die vielen Berge teilweise bis zu den Spitzen, was am Tag zuvor unmöglich war. Am Lake Annette genossen wir eine kurze Pause am See.
Fährt man 17km weg von der Hauptstrasse (Nr. 16) gelangt man zu den Miette Hot Springs. Der Eintritt kostet CAD 7.05 (CHF 5.40) und man hat vier verschiedene Pools (zwei kalte und zwei warme). Sitzt man im Pool, kann man das schöne Bergpanorama rundherum betrachten.
In Hinton dachten wir, einen guten Übernachtungsspot auf einem Parkplatz bei einem Supermarkt gefunden zu haben. Gratis Wifi inklusive. Allerdings war es mega laut und der Wifi-Empfang richtig mies. Wir bevorzugen es definitiv mehr in der Natur zu übernachten und verzichten gerne aufs Wifi.
Über Grand Prairie und Dawson Creek ging es weiter auf den Alaska Highway. Da waren wir nun und Alaska kam von Tag zu Tag näher. An dem Tag sassen wir nur im Auto und waren kurz im Walmart, um einzukaufen. Die Strecke war sehr langweilig und unspektakulär, aber dies gehört auch zu einem Roadtrip.
In der Nähe von Fort St John übernachteten wir und waren dort noch bis 16.30 Uhr im Starbucks, um noch einen Teil für Afrika zu buchen und einzukaufen. Der letzte Ort für längere Zeit mit einem Walmart. So deckten wir uns nochmal mit Essen für die kommenden 4-5 Tage ein. Die Weiterfahrt auf dem Alaska Highway war weiterhin sehr unspektakulär. Wir fragten uns, ob dies nur der Mythos ist oder was wohl dahinter steckt, diese Strecke zu fahren. Abends stoppten wir unterwegs und assen selbstgemachte Burger. Mmmmhhhh… Da es lange hell war, fuhren wir weiter. Und da stand plötzlich ein Schwarzbär am Strassenrand, welcher genüsslich Gras und Blätter frass. Ein paar Meter weiter vorne schon der nächste und nochmal ein paar Meter weiter der übernächste. Innerhalb von ungefähr 500m haben wir drei Bären gesehen. Der Himmel vor uns wurde immer dunkler, aber in weiter Ferne sah man noch blauen Himmel und Sonnenschein. Perfekt, denn das war genau in unsere Fahrtrichtung. Zwei 180 Grad Regenbögen säumten die Strasse. Was für ein Anblick! Aber es kommt noch besser, denn kurz darauf stand wieder ein Bär am Strassenrand und den konnten wir zusammen mit dem Regenbogen fotografieren. Somit waren wir schon bei vier Bären an diesem Abend. Nun ja, was sollen wir sagen, es kamen noch vier weitere dazu bis wir unseren Schlafplatz im hellen um 23.00 Uhr am Muskwa River erreichten. In 2h acht Bären anzutreffen ist schon einmalig.
Inzwischen waren wir in den Northern Rockys, was für „Rusty“ eine Herausforderung war. Als er am Unterboden dampfte, legten wir auf dem Berg bei der Rest Area eine Pause ein. Unser Glück, denn von dort konnten wir einen Schwarzbären beobachten, der gemütlich in der Baumkrone sass und genüsslich Blätter ass. Lustigerweise sagte Eik mir an dem Morgen noch, dass er gerne einen Bären auf dem Baum sehen möchte und zeigte mir ein Bild im Prospekt. Voilà, schon erledigt. Ein paar Kilometer weiter, lebten Bisons, welche wir auch vom Strassenrand her beobachten konnten. Insgesamt sahen wir an dem Tag fünf Bären.
Wohl jeder Overlander kommt in Watson Lake vorbei. Es ist ein kleiner Ort am Alaska Highway im Staat Yukon und man spürt, dass wohl jeder auf dem Roadtrip beim Visitor Center einen Halt einlegt. Es ist ja auch ein Teil der bekannten Panamericana, welche von Alaska nach Südamerika führt. Im Visitor Center hat man zum einen wieder mal Wifi und zum anderen, gibt es dort unzählige Schilder aus aller Welt, die von Touristen an Stämme genagelt wurden.
An diesem Tag haben wir nur drei Bären gesehen. Nach einer 1 1/2-stündigen Fahrt, fanden wir einen wunderschönen Schlafspot am Rancheria River. Zunächst schien die Sonne noch, so dass wir es draussen geniessen konnten. Am Abend regnete es dann ununterbrochen.
Auf dem Weg nach Whitehorse hatten wir fast nur Regen. Auch abends regnete es ununterbrochen. Wir übernachteten am Ear Lake kurz vor Whitehorse. Wir sind nun einige Tage durchgefahren und es fehlte uns die Bewegung. Nebst dem Alaska Highway gab es fast nichts. Joggen am Alaska Highway, wo es immer wieder Bären am Strassenrand gibt, war dann doch nicht so unseres. Inzwischen waren die Tage noch länger. Der Sonnenaufgang ist kurz vor 4.30 Uhr und der Untergang um 23.30 Uhr. Nachts wird es nie ganz dunkel. Man verliert so irgendwie das Zeitgefühl. Eine recht interessante Erfahrung, allerdings muss man dazu sagen, dass die Tage im Winter umso kürzer sind.
In Whitehorse hatten wir nun endlich mal wieder die Gelegenheit zum Joggen. Entlang des Yukon Rivers führt ein schöner Weg und somit war es ideal. Wir trugen lange Sachen, denn es war ungefähr 10 Grad. Es kamen uns leicht bekleidete Jogger entgegen. Man muss sich wohl nicht fragen, ob dies Touristen oder Einheimische waren 😉 Anschliessend gingen wir ins Canada Game Centre, wo es nebst einem Schwimmbad, ein Fitness, eine Sauna und ein Dampfbad gibt. Der Eintritt kostete gerade mal CAD 7.80 (CHF 6.-). Das Game Centre gefiel uns richtig gut und man hatte von drinnen einen schönen Blick auf Whitehorse und die Berge.
Abends waren wir bei Nikki und ihrem Mann zum Abendessen eingeladen. Wir haben Nikki im Februar 2017 auf der TAO Cruise in den Philippinen kennengelernt. Sie und ihr Mann wohnen inzwischen seit 7 Jahren in Whitehorse. Whitehorse ist die Hauptstadt des Staates Yukon und der Ort hatte noch Charme. Es gibt einen schönen Stadtkern mit älteren Häusern, den Yukon River und viel viel Wald. Nikki erzählte uns, dass die Schüler von der nahegelegenen Schule in der Pause nicht nach draussen durften, weil sich zwei Grizzlys auf dem Pausenplatz herumtrieben.Sie erzählten uns auch, dass es im Winter bis zu minus 30 Grad werden könne und man die Kälte mögen muss, um dort zu leben. Es fühle sich aber nicht ganz so kalt an, weil es eine trockene Kälte sei. Dafür können sie die Nordlichter sehen, was noch auf unserer Bucketlist steht.
Die Nacht verbrachten wir in ihrem Gästezimmer und am nächsten Morgen ging unsere Reise weiter über Haines Junction in Richtung Alaska.
Wir fanden einen schönen Übernachtungsspot auf einer grossen Fläche zwischen den Wäldern mit der Sicht auf das schneeverschneite Bergpanorama. Die Sonne schien und der arktische Wind blies. Leider nur optisch wirklich schön, denn draussen wollte man nicht wirklich sein. Brrrrr… Am nächsten Morgen war es angenehmer, denn die Sonne war stärker und der Wind schwächer. Nach dem Frühstück fuhren wir am Kluane Lake vorbei. Seen haben sie in Canada zu Hauf, aber dieser war richtig gross und sah total schön aus. In der Nähe des Tchal Dhal Visitor Centers machten wir eine Wanderung zum Sheep Mountain (10km return, 430 Höhenmeter). Vom selben Ort aus gibt es auch eine 22km lange Wanderung. Letztes Jahr mussten sie den Teil sperren, weil ein „Problembär“ dort unterwegs war. Ein aggressiver Grizzly, der die Leute anfiel. Somit war ich ehrlich gesagt etwas angespannt, dass wir im Bärengebiet wandern gehen. Während man Schwarzbären mit Lärm (Hände klatschen, Rufen etc.) vertreiben kann, nehmen es die Grizzlys scheinbar nicht so einfach hin, um sich vertreiben zu lassen. Sie sind von Natur aus etwas aggressiver. Klar, wir hatten unseren Bärenspray dabei, dennoch brauchte ich einen Moment bis ich die Wanderung geniessen konnte.
Bei der Wegverzweigung zwischen den beiden Trails (10km und 22km) stand ein Denkmal für eine Frau, die mit 32 Jahren von einem jungen Grizzly im Jahre 1996 angefallen wurde und zu Tode kam. Das beruhigte mich nicht sehr… Die Wanderung war schön und wir hatten perfektes Wetter dazu. Nicht zu heiss und nicht zu kalt. Generell war der arktische Wind kalt, aber mit der Sonne war es angenehm. Von oben hatten wir die Sicht auf das riesige Bergpanorama und auf einen Gletscher. Den sah man allerdings nur von sehr weit weg. Ebenfalls in weiter Entfernung sahen wir zwei Bighorn Sheeps. Das sind die mit den runden Hörnern und scheinbar eher rar zu sehen. Einem Bären sind wir glücklicherweise nicht begegnet.Am Ausgangspunkt der Wanderung assen wir wieder mal selbstgemachte Burger. Diesmal aber mit sehr speziellem Fleisch. Nikki und ihr Mann haben uns Elchfleisch mitgegeben. Man kann nirgends dieses Fleisch im Supermarkt kaufen, denn man muss es selber jagen. Der Geschmack des Fleisches ist markanter als z. B. Rindfleisch, aber viel zarter und mit weniger Fett versetzt. Die Wolken verdichteten sich wieder und auf unserer Weiterfahrt regnete es teilweise stark. Unterwegs trafen wir auf zwei Grizzlys am Strassenrand. Nun wissen wir auch, weshalb Teddybären so beliebte Kuscheltiere sind. Der Grizzly sieht aus wie ein grosses Plüschtier. Am liebsten würde man zu ihm hin und ihn knuddeln. Er sieht total flauschig aus und bisher fanden wir die Grizzlys am süssesten. Gut, natürlich von weitem und aus dem Auto betrachtet 😉 .54km vor der amerikanischen Grenze übernachteten wir das letzte Mal bevor es am nächsten Tag über die Grenze und nach Alaska ging. Unser Ziel mit „Rusty“ nach Alaska zu kommen, war somit in greifbarer Nähe.
Canada hat unglaublich viel Natur, welche hauptsächlich aus Wäldern, Seen, Flüssen und Bergen besteht. Man kann kilometerweit fahren, ohne dass man irgendein Haus sieht. Es war faszinierend so viele Bären in der freien Wildbahn zu sehen und ich war froh, keinen Grizzly auf der Wanderung angetroffen zu haben. Das Wetter war während dieser Zeit sehr wechselhaft und die Vorhersagen nicht zu gebrauchen. „Rusty“ hielt problemlos durch und unsere Ängste im Vorfeld waren vergebens, so dass wir am 13. Juni 2018 die Grenze nach Alaska erreichten. Die Erfahrung, den Alaska Highway zu fahren, ist schon etwas Einzigartiges, betrachtet man allerdings das was man sieht und erlebt, ist es wohl doch eher ein Mythos.
Highlights: Okanagan Lake, Banff und Jasper Nationalpark, lange Tage, Begegnung mit Schwarzbären und Grizzlys
Lowlights: teils sehr mit Touristen überlaufen im Banff Nationalpark