Als wir unsere Wohnung per Ende September 2016 aufgelöst und wir uns in der Schweiz abgemeldet hatten, starteten wir unser einzigartiges Abenteuer. Mit dabei im Gepäck ganz viel Ungewissheit. Ja, ehrlich gesagt, wussten wir nicht genau, worauf wir uns da eingelassen hatten und gleichzeitig waren wir neugierig auf dieses Weltreise-Abenteuer. Wenn ich heute hier sitze, diese Zeilen schreibe, habe ich ein Schmunzeln im Gesicht. Inzwischen ist Juni 2019 und wenn wir uns überlegen, dass wir weder im 2017 noch 2018 keinen Gedanken ans Arbeiten verschwendet haben, sondern nur die Welt erkundeten, ist es ein richtig gutes Gefühl. Wir haben auch festgestellt wie unglaublich einfach es ist, diese zu bereisen.
In China verstanden wir weder die Leute noch die Schriftzeichen. In Canada kauften wir uns einen Van, obwohl wir beide nicht wirklich Ahnung von Autos hatten. In Südamerika schlugen wir uns mit meinem bisschen Spanisch durch. In Afrika fuhren wir das erste Mal mit einem 4WD durch Tiefsand. So könnte die Aufzählung weitergehen, egal wo wir waren. Wir merkten, dass man problemlos durch die ganze Welt reisen kann, denn in vielen Ländern ist alles sehr ähnlich wie Zuhause. Gut, manchmal fährt man auf der rechten Strassenseite und manchmal auf der linken. Die Sprache, Kultur, Traditionen, Landschaften etc. mögen voneinander abweichen, aber geht man in Australien, Afrika oder Nordamerika in einen Supermarkt, so sind alle sehr ähnlich aufgebaut. Auch hier gab es viele Ausnahmen mit kleineren Dorfläden oder vor allem den Märkten in Südostasien, aber alles in allem, kommt man überall an Essen und Trinken. Selbstverständlich schreibe ich hier nur von unserer Reise, denn es ist mir sehr wohl bewusst, dass es auch noch ganz andere Dinge gibt, wie einsame Bauern irgendwo im Inland. Bei denen läuft es aber auch immer gleich. Sie bauen Früchte, Gemüse an und halten teilweise Tiere, damit sie sich selber versorgen können.Kurz gesagt: die Angst vor der grossen weiten Welt ist total unbegründet. Eines der wichtigsten Dinge ist offen zu sein und die eigenen Ansprüche je nach Land zu reduzieren.
Beim Start unserer Reise hatten wir eine grosse Reisetasche (80l) und einen “kleinen” Rucksack (Eik 50l und ich 20l) dabei. Man kann wohl sagen, sehr gut gefüllt und man kann wohl auch sagen einfach viel zu viel mitgenommen. Natürlich hatte ich im Vorfeld Packlisten angeschaut und viele Reisende haben geschrieben: “Nimm nur das Allernötigste mit”. Für uns war das in dem Moment der Fall. Wir hatten etwas dabei für kältere Tage, für wärmere Tage, ein Moskitonetz, ein Seidenschlafsack und und und. Dadurch, dass wir durch viele unterschiedliche Klimazonen gereist waren, brauchten wir früher oder später auch das meiste. In Kambodscha habe ich einer Kollegin Anfangs 2017 die ersten Klamotten mit Nachhause gegeben. Im Februar 2017 gaben wir Eik’s Schwester in Singapore wieder ein paar Sachen mit. Es war offensichtlich, dass wir zu viel dabei hatten 😉 Gleichzeitig deckten wir uns in Singapore und Tasmanien mit neuem Material ein (Zelt, Luftmatratzen, Schlafsäcke, Wanderschuhe etc.), was auch wieder Platz in unseren Taschen benötigte. Was ich aber nie gebraucht habe war das Moskitonetz bzw. wir opferten es für die Fenster bei unserem Van “Rusty”. Die meisten anderen Sachen haben wir benutzt. Mal mehr, mal weniger. Schlussendlich kann man aber auch auf der ganzen Welt die meisten Dinge kaufen. Manchmal haben wir auch Sachen an Obdachlose gespendet, die wir nicht mehr benötigten.
Nachdem wir im Dezember 2018 nochmals kurz Zuhause waren, gingen wir unsere letzte Etappe mit Handgepäck an und das würden wir definitiv wieder so machen. Es macht alles so viel einfacher und man spart viel Geld bei den Flügen, da man fürs Gepäck inzwischen bei vielen Airlines einen Aufpreis zahlt. Und es ist definitiv so, dass man nicht viel braucht. Vor allem dann nicht, wenn man sich nur in einem warmen Klima bewegt.
Aus purem Interesse fing ich eines Tages auf der Reise an mehr Fotos auf Instagram unter “dreamtime.gallery” zu posten. Ich wollte sehen, wie viele ich damit erreichen kann ohne, extrem viel Zeit investieren und immer online sein zu müssen. Eine Zeit lang brachte ich Legomännchen ins Spiel. Eik’s Sohn hat uns welche geliehen und ich postete immer mal wieder die Männchen an anderen Orten. Auch das brachte nicht allzu viel. Nach ein paar Monaten kamen wir beide zur Einsicht, dass es recht sinnlos ist, die Zeit damit zu verschwenden. Was wollten wir schon erreichen? Ja, wir hätten uns Follower kaufen können, wie das teils auch andere tun. Schlussendlich war uns schlichtweg die Zeit zu schade, uns damit zu beschäftigen. Des Weiteren waren wir an vielen Orten teils tagelang offline, was sehr schön war. Mal ohne Internet zu sein, ist in der Tat eine Bereicherung. Selbstverständlich freuten wir uns, wenn wir wieder online waren, um uns Zuhause zu melden, aber ohne Wifi geht es ebenfalls bestens. Wir waren so viel in der Natur, dass wir absolut nicht am Netz hätten sein wollen.
Unsere Reiseart war vielseitig. Wir waren als Backpacker, Overlander und Camper unterwegs und haben fast immer auf Luxus verzichtet. Inzwischen wissen wir, dass es den nicht braucht und höchstens ab und zu mal gut tut 😉 Nach all den verschiedenen Reisearten müssen wir sagen, dass unsere bevorzugteste mit einem Campervan ist. Man hat immer alles dabei, muss nicht alle paar Tage die Sachen ein-/aus-/umpacken, ist total flexibel wo es als nächstes Hingehen soll und kann sich bestens und somit günstig selber versorgen. Zudem muss man sich nicht um Transporte oder Unterkünfte Gedanken machen und buchen. Mit “Rusty” in Nordamerika rumzureisen, war die günstigste Zeit auf unserer gesamten Reise. Meist konnten wir Übernachtungskosten sparen, günstig Benzin tanken und uns selber versorgen. Zudem kann man dort super shoppen 😉
Eines der schönsten Dinge war definitiv meist ohne Wecker aufstehen zu können und den Tag spontan und so zu gestalten, wie wir es gerne wollten.
Kurz zusammengefasst, was wir erlebt haben. Wir…
• besuchten 35 Länder
• hatten fast die ganze Zeit Sommer
• liefen über die chinesische Mauer
• waren auf Mehrtageswanderungen in Tasmanien und Hawaii
• haben auf Hawaii und Tasmanien an wunderschönen Stränden im Zelt geschlafen
• sahen den tasmanischen Teufel in freier Wildbahn
• haben Vulkane erklommen, unter anderem in Neuseeland
• sind das erste Mal Roller gefahren
• bauten einen Passagiervan zu einem Campervan namens “Rusty” um und sind 10,5 Monate durch Nordamerika gereist
• bestaunten eine totale Sonnenfinsternis in Amerika mit Eik’s bestem Freund
• waren am südlichsten Ende von Südamerika (Feuerland) und am nördlichsten Ende von Nordamerika (Alaska)
• konnten Bären in freier Wildbahn beobachten
• lebten 15 Monate in einem Auto und das auf vier verschiedenen Kontinenten
• waren mehrere Tage auf Schiffstouren unter anderem auf Galapagos und den Philippinen
• liefen durch den Dschungel und übernachteten dort
• fischten Piranhas
• waren in Brasilien für ein Bier und in Peru im Amazonas
• sind den Spuren der antiken Hochkultur in Europa gefolgt
• erkundeten beeindruckende Landschaften
• waren in Afrika zwei Monate auf Safari und hatten eindrucksvolle Tierbegegnungen
• genossen unzählige Sonnenuntergänge
• unternahmen lange Strandspaziergänge
• haben ein Yoga-/Meditationsretreat gemacht
• fingen an, die Unterwasserwelt zu erkunden
• hatten Phasen, wo wir bis zu sechs Tage nicht duschen konnten
• tranken das eine oder andere Gläschen oder Fläschchen zu viel
• trafen Freunde und Familie auf der Reise, was uns immer sehr gefreut hat
• lernten viele Leute auf der ganzen Welt kennen, wo auch ein paar Freundschaften daraus entstanden sind
• hatten fast ausschliesslich positive Begegnungen mit Menschen auf der ganzen Welt
• und natürlich noch vieles mehr 🙂
Natürlich gab es auch Dinge, die nicht so positiv waren. Die materiellen Dinge wie der Handyklau bei Eik in China nach einer Woche auf Weltreise sowie das Entwenden von diversen Sachen aus unserem eingecheckten Gepäck in Manila (Philippinen), beschäftigten uns nur kurzzeitig. Dinge kann man ersetzen. Was uns nicht kalt liess, war die Armut in vielen Ländern (vor allem Asien und Afrika), wo teils auch Kinder arbeiten mussten. Ich hatte das Bedürfnis zu helfen, aber wo fängt man an und wo hört man auf? Manchmal haben wir versucht, mehr die Locals zu unterstützen, in dem wir bei ihnen eingekauft haben anstatt in einem Supermarkt. Ein weiteres Thema ist die Abfallproblematik. Wer unsere Blogs gelesen hat, stellte bestimmt fest, dass dies immer wieder beschrieben wurde. Auch hier steht leider Asien weit oben auf der Liste oder auch Südamerika. In Europa sind wir ebenfalls auf einige Länder gestossen, wo es haarsträubend aussah. In vielen Ländern wissen sie schlichtweg nicht, was sie mit dem Abfall tun sollen. Teilweise verbrennen sie einfach alles in ihrem Vorgarten. Vielen wird auch nicht bewusst sein, dass Plastik oder Dosen jahrelang nicht verrotten. Ausserdem sind sie so arm, dass sie sich über solche Probleme keine Gedanken machen. Bei vielen geht es mehr ums alltägliche Überleben. Gleichzeitig sahen wir z. B. in Indonesien, dass sie in Restaurants Bambusstrohhalme anstatt Plastik verwendeten, was uns gefreut hat.Der Mensch ist ein Ungeheuer und war er schon immer. Was wir der Natur und Tierwelt antun, können wir nur schwer nachvollziehen. Natürlich ist unser persönliches Verhalten auch nicht lupenrein, aber einiges schauen wir nun mit anderen Augen an und versuchen es selber besser zu machen.
Reisen ist auch anstrengend. Wir mussten uns immer wieder überlegen, wo wir als nächstes Hingehen, uns in die Länder einlesen, planen und buchen. In jedem Land mussten wir uns neu zurechtfinden, uns an neue Kulturen, Währungen und Gegebenheiten gewöhnen. Aber es hat sich absolut gelohnt und wir möchten auch kein einziges Land missen. Wer nun denkt, dass wir die ganze Welt gesehen haben, liegt falsch. Nach wie vor gibt es Orte, die wir noch erkundet haben und es entstanden sogar noch viel mehr Ideen. Kurz gesagt, wir hatten trotz unseres schnellen Reisestils zu wenig Zeit 😉
Egal wo man auf der Welt ist und jemandem ein Lächeln schenkt, kommt fast immer eines zurück. Auch wenn wir in vielen Ländern die Sprache nicht reden und verstehen konnten, funktionierte es mit Händen und Füssen immer irgendwie 😉
Es tat uns gut, mal aus diesem Gesellschaftsrad auszubrechen, denn es gibt einem eine ganz andere Wahrnehmung von vielen Dingen. Dinge, die einem Zuhause wichtig sind, wie z. B. der Konsum von irgendwelchen Gütern und die Selbstverwirklichung im Job, wird auf so einer Reise total nebensächlich. Wir hatten Zeit, über einiges nachzudenken, was wertvoll ist.
Das Leben ist kurz und man hat nur eines. Fast jeder von uns steckt in einem gesellschaftlichen Wertesytem, ohne Zeit zu haben sich über dieses Gedanken zu machen und zu hinterfragen. Aber wie auch immer man sein Dasein gestaltet, so ist es doch das Wichtigste zufrieden und mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen.
Eik war für mich das Wertvollste auf der Reise. Ohne ihn hätte ich definitiv keine Weltreise gemacht. Teilweise gab er mir einen sanften Schups, damit ich das eine oder andere wagte und wofür ich ihm auch dankbar bin. Ich bin überzeugt, dass ich vieles nicht gemacht hätte und in viele Länder nicht gereist wäre ohne ihn. In der ganzen Zeit waren wir ein super Team, haben uns perfekt ergänzt und alle Herausforderungen gemeinsam gemeistert.
Ja, das war nun unsere open end Weltreise. Wir dachten, wir wären etwa 18 Monate unterwegs, doch daraus sind 32 geworden war und das war definitiv die richtige Entscheidung. Es war die geilste Zeit unseres Lebens und wir möchten diese auf keinen Fall missen. Niemand kann uns das mehr nehmen, was wir erlebt, gefühlt, gesehen und gespürt haben. Für mich ist es auch nicht selbstverständlich, dass wir bis auf ein paar wenige Magenverstimmungen und Erkältungen immer gesund waren. Die Gesundheit ist das wichtigste Gut, welchem man Sorge tragen muss.
Glücklich und sehr dankbar für alles, sind wir Mitte Juni 2019 in der Heimat angekommen und werden versuchen, uns langsam in der Schweiz zu reintegrieren 😉
Ein herzliches Dankeschön an unsere Leser, die uns in dieser Zeit begleitet haben. Unsere letzten Blogs über Borneo, Französisch Polynesien, Cook Inseln und Indonesien werden demnächst publiziert.