Wir haben uns Wochen, nein Monate lang auf unser grosses Abenteuer vorbereitet. Es sollte am 24.10.16 losgehen. Aber 1. kommt es anders, 2. als man denkt. Am Tag des Abfluges mussten wir leider unsere 1. Etappe nach China aus gesundheitlichen Gründen stornieren. Klar waren wir sehr enttäuscht darüber, aber Gesundheit geht vor. Glücklicherweise war es problemlos möglich, die gebuchten Flüge, Unterkünfte und Zugfahrten auch ohne finanziellen Verlust zu stornieren. Der Arzt gab nach 3 Tagen grünes Licht, so dass wir am 2.11.2016 starten konnten. Für uns hiess es dann, wie können wir so rasch und günstig wie möglich unsere Reise starten. Die schnellste und günstigste Variante war: 3-stündige Busfahrt von Leipzig nach Prag (CHF 21.-/Person) und am nächsten Tag den Flug von Prag nach Peking zum Schnäppchenpreis von CHF 289.-/Person!
Frühmorgens um 06.00 Uhr (Ortszeit / +7h Zeitverschiebung) sind wir am Do, 3.11.2016 in Peking gelandet. Unser Ziel war es, solange wie möglich durchzuhalten und erst gegen Abend ins Bett zu gehen. Dies gelang uns nur beschränkt. Wir taumelten wie Gespenster durch Peking und haben uns dann entschieden, doch mal kurz einen Powernap zu machen. Auf den darauffolgenden Tag haben wir dann doch nur 15h am Stück geschlafen. Jetlag lässt grüssen. Ich dachte, sowas können nur noch die ganz jungen 😉
Peking ist noch recht traditionell. Es hat viele schmale Gassen (Hutongs) und einfache Läden. Wenn man als Fussgänger bei grün über die Strasse geht, ist dies genau so gefährlich, wie wenn es noch rot wäre. Irgendwie ist in China ein Fussgänger nicht viel wert. Erstaunlicherweise hatten sie sehr viele Elektromotorräder. Dennoch versank die Stadt zeitweise im Smog.
Das eindrücklichste in Peking bzw. am Umland war definitiv die chinesische Mauer. Sie hat eine Länge von mehr als 6’000km und ist über 2’000 Jahre alt. Sie müssen die Mauer inzwischen renovieren, aber es gibt auch immer noch einen alten Teil. Es war sehr beeindruckend diese Mauer hoch und runter zu kraxeln. Gestartet sind wir von Mutianyu. Wir haben uns auch in den alten Teil gewagt und bei unserer letzten Steigung mussten wir uns an den Seitenmauern hochziehen. Es war so steil und rutschig, dass wir sonst niemals hochgekommen wären. Runter ging es dann zwar schneller, aber nicht wirklich einfacher 😉 Die Sonne hat uns die ganze Zeit angelacht und es hatte keine Wolke am Himmel. Wir hatten auf der grossen Mauer in luftiger Höhe wärmer als in Peking.
Bevor wir nach China gereist sind, haben uns ein paar Leute gesagt, dass die Chinesen schlecht Englisch können in Peking. Ehrlich gesagt, waren wir dann doch recht erstaunt, wie wahr diese Aussage war. Glücklicherweise gibt es heutzutage hilfreiche Apps. Mit “Google Translater” konnten wir auch offline die chinesische Schrift auf Englisch übersetzen. Einfach Handy mit der Kamera auf die Schriftzeichen richten und die Übersetzung ist ersichtlich. Extrem wertvoll, weil doch sehr viel nur auf chinesisch beschriftet ist. Hände und Füsse helfen auch. Eigentlich spannend, wie man sich verständigen kann, obwohl man nicht dieselbe Sprache spricht. Anscheinend haben sie uns immer verstanden, zumindest haben wir das gekriegt, was wir wollten 😉
Nach 3 Nächten düsten wir während knapp 5h mit über 300km/h mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai. Eine sehr entspannende Reiseart.
In Shanghai war es ca. 15 Grad wärmer (zumindest am Ankunftstag) und viel angenehmer als in dem kühlen Peking. Es ist eine ganz andere Stadt und der Wohlfühlfaktor war bei uns höher. Die Stadt ist um einiges moderner, westlicher und der Fussgänger wird besser behandelt, wenn er bei grün die Strasse überquert. Die Uferpromenade am Huangpu River war vor allem im Dunkeln sehr beeindruckend. Wir sind auch auf das Shanghai World Financal Center (492m) hoch und hatten einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Bei Nacht sehr zu empfehlen.
Von Shanghai sind wir wieder mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Xi’an (6h) gefahren. Xi’an ist hauptsächlich für die Terrakotta-Armee bekannt, was auch eindrücklich ist, wenn man sich überlegt, dass diese Bronzefiguren bereits 2’200 Jahre alt sind. In Xi’an gibt es eine 600 Jahre alte Stadtmauer, welche man zu Fuss oder sogar mit dem Velo besichtigen kann. Man muss nur ein paar Meter über der Stadt sein und das Gehuppe der Autos und Motorräder ist gleich viel weiter weg 😉
Wir hatten ein sehr cooles Hostel in Xi’an. Jeden Abend haben sie etwas in der Sky Bar (12. Stock) veranstaltet. An einem Abend gab es Hot Pot (Suppe). Das hat uns etwas an Fondue erinnert. Ein Topf in der Mitte des Tisches und da konnte man verschiedene Sachen in die Suppe tun (Tofu, Pilze, Kartoffeln etc.). Am darauffolgenden Abend haben wir Dumplings selber gemacht. Das sind gefüllte Teigtaschen. In der Schweiz wird dies häufig als Dimsum verkauft. Das Essen war an diesen Abenden sogar gratis. Die Getränke auf fast. Es war Happy Hour und deshalb kosteten 2 Bier gerade mal RMB 15 (Das sind etwa CHF 2.20).
In China haben wir uns bis anhin wohl und sicher gefühlt, was Kriminalität anbelangt. Leider wurden wir genau nach einer Woche eines besseren belehrt 🙁 In Xi’an haben wir auf den Bus gewartet. Es ist immer recht hektisch an diesen Busshaltestellen, da es viele Busse hat und man genau schauen, wo diese halten. Kaum sind die Leute eingestiegen, fährt er auch schon los. Wir haben unseren erblickt und sind mit unserem Gepäck dahin gehechtet. Der Bus rollt an und Eik fragt mich, ob ich sein iPhone habe. Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass es weg war. Der Buschauffeur hat es irgendwie begriffen und nach wenigen Metern für uns gehalten. Wir sind raus und Eik ist zur Bushaltestelle zurückgerannt. Wir hatten ja die grosse Hoffnung, dass es aus der Hosentasche gefallen ist und es noch dort liegt. Leider nein… Es war nirgendwo… Im Hostel angekommen, haben wir das Handy mit meinem iPhone orten können. Da war klar, es wurde gestohlen. Direkt aus der Hosentasche! Unglaublich dreist und fies. Im Hostel war zum Glück Joyce an der Rezeption und sie hat uns sehr geholfen. Sie kam mit uns zur Polizei und hat für uns alles auf chinesisch übersetzt. In der Schweiz und in Deutschland ist es um einiges einfacher. Nicht nur sprachlich, sondern auch, weil hier die Polizei in verschiedene Distrikte und Themen unterteilt sind. Wie auch immer, wir haben eine Anzeige gemacht und einen Polizeirapport erhalten. Wir hoffen nun auf die Versicherung, dass sie wenigstens einen Teil der Kosten tragen.
Wir haben daraus natürlich auch gelernt, dass man sich nirgends wirklich sicher fühlen kann und dass Trickdiebe echt geschickt vorgehen. Wohl oder übel gehören solche Erlebnisse auch zu einer Weltreise.
Von Xi’an sind wir mittels Inlandflug nach Guilin weitergereist. Guilin hat uns in strömendem Regen empfangen. Auch am Tag danach hat es kaum aufgehört zu regnen. Ich dachte, dass wir auf unserer Weltreise immer schönes Wetter haben werden 🙁 Zum Glück war es abends immerhin trocken, so dass wir noch ein paar Nachtbilder schiessen konnten. Guilin hat uns gut gefallen. Es gibt eine wunderbare Promenade entlang des Flusses und abends ist alles sehr farbenfroh beleuchtet. Die bekannte hügelige Landschaft haben wir kaum gesehen, da die Sicht sehr schlecht war.
Am nächsten Tag ging es mit dem Bus nach Yangshuo (2h Fahrt). Dies liegt südlicher und soll landschaftlich noch imposanter sein. Petrus meinte es mit uns auch hier nicht gut und hat die schönen Hügel mit dicken Regenwolken verhangen. Fast ein wenig fies 🙁 Yangshuo ist sehr touristisch. Wir haben ein süsses verschlafenes Örtchen erwartet. Es ist auch der teuerste Ort in China, den wir bis anhin bereist hatten. Unsere Unterkunft lag etwas ausserhalb, weshalb wir mit den klapprigen Velos und abends Stirnlampe jeweils hin- und hergefahren sind. Wir brauchten nur etwa 10 Minuten, weshalb es völlig ok war. Zum touristischen Örtchen passte auch eine Bambusbootsfahrt auf dem Lijiang-River. Es hatte mega viele Boote auf dem Fluss, aber es hatte dennoch flair. Auf einem Boot waren nur zwischen 2 und 6 Leuten.
In Yangshuo haben wir einen Motorroller gemietet und konnten die Gegend noch besser erkunden. Es war sogar endlich mal ein regenfreier und teils sonniger Tag. Auf den Fotos mit der hügeligen Landschaft könnt ihr es auch anschauen. Das sagt mehr als tausend Worte. Wir haben sogar den Ort gefunden, der auf der 20 RMB-Note zu sehen ist.
Von Yangshuo ging es mit dem Bus und anschliessend mit dem Zug/MTR in Richtung Hongkong. Nebst dem bequemen Reisen in den Hochgeschwindigkeitszügen, hat es auch den Vorteil, dass mit der Fahrkarte auch gleich der Platz reserviert ist. So muss man sich nicht reindrängeln und sich einen ergattern. Die Züge waren auch immer auf die Minute pünktlich.
Um 22.00 Uhr sind wir in unserem Hostel angekommen. Wir wussten im Vorfeld, dass die Zimmer eher klein sind. Das ist etwas untertrieben. Sie sind mikrig 😉 Natürlich könnte man in Hongkong grössere Zimmer haben, aber das würde auch ein höheres Budget bedeuten, was wir nicht wollten. Hongkong ist auch so eher teuer im Vergleich zu China.
Um ins Zimmer zu kommen, mussten wir im EG des Gebäudes durch einen “Indian Market”. Es gab allerlei Elektronikgeräte, SIM-Karten und zu Essen. Zum Glück mussten wir nur in den 5. Stock (von 17.) und konnten so die Treppe nehmen. Auf den Lift musste man zwischen 5 und 10 Minuten warten. Das Treppenhaus war zwar… na ja, wie soll ich sagen… es wurde vermutlich schon des öfteren als Toilette benutzt… Augen zu und durch…
Hongkong ist irgendwie ganz anders als der Rest von China. Die Menschen sind moderner gekleidet, man trifft mehr Business Leute an und es geht geordneter zu und her. Wir hatten nur einen vollen Tag und den haben wir natürlich genutzt. Eigentlich wollten wir zum Sonnenuntergang auf den Victoria Peak. Die Sicht abends soll fantastisch sein. Als wir beim Peak Tram angekommen sind, haben wir uns dies anders überlegt. Es hatte soooo viele Leute, die dieselbe Idee hatten und das Wetter war solala. Vermutlich hätte man an dem Abend gar nicht so viel von da oben gesehen. So entschieden wir uns, zum Hafen zu gehen und von dort aus die Sicht zu geniessen.
Wir hätten China moderner und fortschrittlicher erwartet. Sie sind in den 80er Jahren hängengeblieben. In den Büros haben sie sogar geraucht.
In den Städten war es recht sauber, wenn man bedenkt, wie viele Millionen hier leben. Vieles ist renovationsbedürftig und/oder wird schlecht gewartet. Schade!
Wir hatten immer gute und günstige Unterkünfte. Allerdings haben wir in den meisten das Bad mit der Dusche unter Wasser gesetzt. Das ist nicht so ein ausgeklügeltes System.
Alles in allem war es auf jeden Fall eine Reise wert und wäre es etwas wärmer und schöner gewesen, hätten wir es noch ein paar Tage länger ausgehalten.
Highlights in China: chinesische Mauer, Terrakotta-Armee, Shanghai Skyline, sehr hilfsbereite Joyce im Hostel in Xi’an, Stadtmauer in Xi’an, Landschaft von Guilin und Yangshuo, Hongkong unkompliziertes Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, leckeres Essen (vor allem Süppchen für Eik)
Lowlights in China: Smog in den meisten Grossstädten, kühle Temperaturen (für meinen Geschmack), iPhone-Diebstahl und das Herumspucken der Chinesen
Am Samstag, 19.11.2016 haben wir China verlassen und sind nach Hanoi (Vietnam) geflogen.