Nach unserer Übernachtung auf dem Weingut fuhren wir am Morgen des 12. Januars 2018 weiter in Richtung Küste. Da wir uns  ja entschieden hatten, den Van im Süden abzugeben, hatten wir nun mehr Zeit und wollten nochmals das Meer geniessen. Interessanterweise war der Sand nicht mehr weiss, sondern schwarz vom Lava. Umso heisser war es, barfuss darauf zu gehen. So sehr wir die Küste lieben, so sehr mussten wir uns auch eingestehen, dass es dort etwas zu kalt ist. Der Wind fegte mit kalter Brise über den Ozean, was es leider etwas ungemütlich machte.

Über Constitucion führte uns die Reise nach Los Angeles. Ja, tatsächlich gibt es auch hier ein Los Angeles, ein Las Vegas und ein San Francisco. Wäre noch interessant, ob die Nord- oder Südamerikaner den Namen zuerst gewählt hatten.
In Constitucion sollte man unbedingt einen Halt bei den Rocas de Calabocillos einlegen. Es sind schöne Steinformationen am Meer, welche sehr fotogen sind.

Dank iOverlander fanden wir einmal mehr einen schönen Spot am Fluss (Rio Chovellen). Tagsüber hatte es noch einige Einheimische, aber abends waren wir alleine. Am anderen Ufern zwitscherten unzählige Vögel in den Bäumen. Sie waren kaum zu sehen, aber nicht zu überhören. Nach einer Joggingrunde am nächsten Morgen, bat mich Eik seine Haare zu schneiden. Ich hatte ihn mehrmals gefragt, ob er sicher sei, weil ich absolut keine Erfahrung habe. Er war sich der Sache sicherer als ich und so wagte ich mich zögerlich mit der Schere an seine Pracht. Und ja, es ist tatsächlich nicht so einfach und ich fragte mich, wie das meine Friseurin hinkriegt. Das Resultat war nicht mal so schlecht. Vermutlich wird sich der nächste Friseur von Eik fragen, wer ihm die Haare schräg geschnitten hatte 😉

Es war Sonntag und wir gingen zum Wasserfall in Salto del Lajas. Inzwischen wissen wir zwar, dass man nicht am Wochenende an solche Orte gehen sollte, doch bis am Montag warten, war keine Option. Die Wochenenden gehören den Einheimischen und sie überrennen Attraktionen wie diese. Es hatte unglaublich viele Leute und ein Foto ohne irgendjemanden zu machen, war schlicht unmöglich. Dennoch war es irgendwie noch witzig, die Leute zu beobachten, wie sie sogar in dem relativ kleinen Becken des Wasserfalls badeten.

Am nächsten Tag erreichten wir den Parque Nacional Laguna del Laja. Der Eintritt kostet 3’000.- CLP/P. und es ist sogar erlaubt, dort irgendwo zu übernachten. Wir entschieden uns für einen Platz an der Lagune mit wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge und Vulkane. Am ersten Tag wanderten wir zu zwei Wasserfällen und am zweiten erklommen wir den Berg und liefen zu Los Zorros. Auf dem Weg dorthin erstrahlte der Gletscher im besten Licht, da er von der Sonne angeleuchtet wurde.

Einer der wohl schönsten Nationalparks in Chile ist der Conguillio. Das wissen auch andere, weshalb er ziemlich überlaufen war. Auch in diesem Gebiet gibt es mehrere Vulkane und Lagunen, welche man bestaunen kann. Theoretisch ist wild campen in diesem Nationalpark untersagt. Dennoch wagten wir es, uns auf einen Parkplatz zu stellen und hofften einfach, dass uns niemand wegschickt. Glücklicherweise störte es niemanden, so dass wir am nächsten Morgen früh zur Wanderung aufbrechen konnten. Der Weg zum Sierra Nevada Aussichtspunkt (ca. 11,4km return, 550 Höhenmeter) führt hauptsächlich durch Wälder. Die Wanderung gilt als eine der schönsten in Chile. Teilweise läuft man auch über den Bergkamm, wo Condore kreisten und Flugformationen vorführten. Ein richtiges Spektakel und angeblich können diese bis zu einer Höhe von 8’000m steigen. Schwer vorstellbar, aber vielleicht stimmt es ja. Sogar Schneeflächen durchquerten wir dreimal und ich hatte Freude, endlich mal wieder Schnee anzufassen. Wie schon so viele Male auf unserer Reise hatten wir schönstes Wetter und kaum eine Wolke am Himmel. Die Sicht beim Aussichtspunkt ist atemberaubend. Ein schneebedeckter Vulkan drohnt weit über allem und davor eine kitschig blaue Lagune. Definitiv ein Postkartensujet.

Villarica war nach langem wieder mal ein grösserer Ort, welcher touristisch ist. Uns hat es dort gut gefallen. Nebst den vielen Eisdielen mit leckerem Glacé, kann man auch wunderbar am See entspannen. Liegt man am See ragt der prächtige Vulkan Villarica in die Höhe, von welchem Rauch aufsteigt, da er noch aktiv ist. Vor unserer Reise wohnten wir am Zürichsee und zu Fuss hatten wir nicht mal fünf Minuten bis zum See runter. Fast nie war ich damals im See schwimmen. Seit wir reisen, war ich in mehr Gewässern als jemals zuvor.

Und schon wieder stand ein Nationalpark auf dem Programm. Diesmal der Huerquehue. Wie man das auch immer ausspricht 😉 Da es bereits Nachmittag war, durften wir die eine Wanderung auf den San Sebastian Gipfel nicht mehr starten. Man muss vor 10.00 Uhr morgens aufbrechen, denn man benötigt scheinbar ca. 7-8h (13,2km return, ca. 1’100 Höhenmeter). Aus diesem Grund entschieden wir uns eine Nacht dort zu verbringen und dies am nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Das spezielle an diesem Nationalpark ist, dass man pro Tag den Eintritt bezahlt (5’000.- CLP/P.). Bei den vorherigen war dies nicht der Fall, denn der Eintrittspreis galt für mehrere Tage. Für die Nacht auf dem Parkplatz mussten wir auch nochmal 5’000.- CLP bezahlen, was aber ok war, denn es hatte immerhin Toiletten und Duschen.
Wir wanderten an diesem Nachmittag zu zwei Wasserfällen und genossen noch etwas Zeit auf der Bank am Bergsee an der Sonne.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, begrüsste uns dichter Nebel. Normalerweise klärte dieser im Verlaufe des Vormittages auf, weshalb wir optimistisch waren. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum San Sebastian. Ein langer Teil führte durch einen Wald, wo Spechte ihren Schnabel ins Holz hämmerten. Es gab welche mit schwarzen (Weibchen) und welche mit roten (Männchen) Köpfen.
Nach ca. 3km erreichten wir eine Hochebene mit einer riesigen Wildblumenwiese. Wider erwarten, verzog sich der Nebel noch nicht so, wie wir dies erhofft hatten. Gleichzeitig waren wir ja noch nicht am Endpunkt angekommen und so gingen wir weiter. Der Weg wurde immer anspruchsvoller, denn der Anstieg war steiler, sandiger und somit rutschiger. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als vor meinen Füssen mein gehasstes Lieblingstier kroch. Eine riesige Tarantel, welche so gross war wie eine Handfläche. Während Eik eifrig Fotos machte, wollte ich nur noch an ihr vorbei. Und nein, es war nicht die einzige, die wir gesehen hatten (Igitt!). Das letzte Stück des Anstieges führte über Felsen, wo ich etwa 500m vor dem Ziel wegen meinen Knieschmerzen aufgeben musste. Wir setzten uns auf ein paar Felsen und betrachteten die Gegend. Der Nebel wollte sich einfach nicht verziehen. Es gab immer mal wieder ganz kurze Sequenzen, wo man ein bisschen was von der schönen Umgebung erhaschen konnte, aber diese waren nur sekundenlang. Wir warteten etwa 1,5h, doch viel gewährte uns der Nebel nicht. Die Wanderung dorthin soll eine der schönsten sein in Chile, denn man könnte 9 Vulkane und 16 Seen sehen. Wir sahen 2 Vulkane und 3 Seen 🙁 Der Nebel hatte dennoch etwas Mystisches.
8h später waren wir wieder bei unserem Van. Natürlich dürfen wir uns nicht beklagen, denn bis anhin hatten wir auf unserer Weltreise generell grosses Wetterglück.

Einen Halt legten wir bei den Ojos del Caburgua ein. Das sind Wasserfälle, welche in eine Lagune münden. Dies wäre ein schöner Ort für eine Filmkulisse, denn es ist wunderbar ins Grüne eingebettet.

Wir waren nun im Seengebiet Chiles unterwegs, wo es unzählige Seen und Vulkane gibt. So suchten wir einen Übernachtungsort am See und fanden diesen am Lago Rinihue. Als wir am nächsten Morgen aufstanden, war der Himmel wolkenverhangen und es wehte ein kalter Wind. Uns fehlte die Motivation aufzustehen und so verkrochen wir uns wieder im Van. Kurz vor 11.00 Uhr wagte ich mich raus, als sich die Sonne langsam zeigte. Eik hatte sich bereits früher an den kleinen Steinstrand gesetzt. Nach diesem gemütlichen Start in den Tag, entschieden wir uns, seit Ewigkeiten wieder mal einen Pausentag einzulegen. Das gibt es bei uns sozusagen nie, denn wir sind beide sehr aktiv und können meist nicht irgendwo länger rumsitzen. An dem Tag passte es und wir verbrachten die Zeit am See und relaxten.

In Osorno tätigten wir einen Grosseinkauf, denn in Chile ist es etwas günstiger als in Argentinien und wir hatten vor, die Grenze demnächst zu passieren.

Einer der schönsten Vulkane ist der Vulkan Osorno. Er wird auch als kleiner Fuji Chiles bezeichnet. Der Osorno ist 2’652m hoch und ragt damit sehr hoch hinaus und der obere Teil war schneebedeckt.

Wir übernachteten in Las Cascadas am Lago Llanquihue. Ein riesiger See und der starke Wellengang gab einem das Gefühl am Ozean zu sitzen. Seit langem hatten wir wieder mal einen herrlichen Sonnenuntergang.

Am Donnerstag Abend erreichten wir um 19.20 Uhr die Grenze nach Argentinien, nachdem wir vorher noch Wasserfälle besichtigt hatten. Es standen schon mehrere Autos an der Grenze bzw. parkierten neben der Strasse, was uns etwas erstaunte, bis wir bemerkten, dass die Grenze um 19.00 Uhr schliesst. Es war kein Grenzübertritt mehr möglich an diesem Abend, weshalb wir etwa 3km zurückfuhren und auf einem Parkplatz übernachteten.

Damit wir den Grenzandrang vermeiden konnten, fuhren wir kurz nach 8.00 Uhr los. Wir mussten zuerst wieder aus Chile ausreisen, bevor es zur Einreise in Argentinien ging. Dieses Mal waren die Büros nicht im selben Gebäude, sondern die argentinischen Grenzbeamten waren etwa 30km entfernt. Wem das Land dazwischen gehört, wissen wir nicht. Nach ein paar weiteren Kilometern waren wir wieder auf der berühmt berüchtigten Ruta 40. Der Ort Villa Angostura war von Touristen überlaufen. Solche Orte treiben uns mehr oder weniger in die Flucht. Es war zwar irgendwie noch herzig, aber einfach viel zu voll zumal auch gerade Ferienzeit war.
Wir steuerten Bariloche an. Es ist auch touristisch, jedoch spürt man dies wegen der Grösse nicht allzu sehr. Die Gegend um Bariloche ist etwas vom Schönsten, was wir in Argentinien bis anhin gesehen hatten. Es hat unglaublich viele Seen und Lagunen, welche man von oben betrachten kann, denn die Strasse führt entlang der Berge.
Auf den Cerro Campanario führt eine Sesselbahn. Wir haben uns dieses Geld gespart und sind hoch gelaufen. Nach etwa 30 Minuten erreicht man das Ziel und aus dieser Perspektive war es fantastisch, Fotos zu machen und die Weitsicht zu geniessen. Es wehte nur ein sehr kalter Wind, was uns davon abhielt, lange oben zu bleiben.
Die Nacht verbrachten wir am Lago Moreno mit einmaliger Sicht über das Panorama, wo uns zwei süsse Hunde Gesellschaft leisteten. Wir konnten es am nächsten Tag nicht lassen und wanderten nochmals auf den Cerro Campanario. Diesmal stand die Sonne  noch etwas besser für die optimalen Fotos 😉

Der Weg führte uns weiter der Ruta 40 entlang, um nach 3 Tagen wieder nach Chile zurückzukehren. Weshalb wir überhaupt  nach Argentinien gefahren sind? Zum einen hätten wir sonst 2x eine Fähre nehmen müssen und zum anderen ist eine Strasse wegen Erdrutsch (bei Chaiten) gesperrt.

Inzwischen waren wir in Patagonien angekommen und es war nun auch wieder Schotterpiste angesagt, was uns natürlich etwas im Reisetempo verlangsamte. Wir hofften immer, dass unsere Reifen dies überstehen würden und kein Stein in die Frontscheibe fliegt. Zu unserer positiven Überraschung, waren die Chilenen fleissig und haben schon einige Strassen asphaltiert. Man weiss schlussendlich nie, was für Strassen einen erwarten. Einmal mussten wir sogar ein Stück mit der Fähre fahren (kurz nach Puyuhuapi), weil ein Teil der Strasse in Bau war. Ein weiteres Mal warteten wir 1h bis wir die Baustelle passieren durften.

Was ist typisches Patagonien Wetter? Wir wurden von Wicked gewarnt, dass wir uns vor dem Wind in Acht nehmen sollen. Teilweise hatten wir starken Wind, aber was uns mehr beschäftigte waren die grauen Wolken und die Kälte. Im Park Queulat wanderten wir zu einem Aussichtspunkt (ca. 6,6km return), wo wir einen riesigen Wasserfall bewundern konnten, welcher von einem Gletscher herunterprasselte.

Auf der Carretera Austral (Ruta 7) ging es täglich etwas südlicher. Dabei durchfuhren wir hohe Bergketten mit unzähligen Flüssen und Wasserfällen. Teilweise erinnerte es uns an die Schweiz oder Neuseeland.

Nach etwas mehr als zwei Tagen mit grauem, kalten und teils nassem Wetter strahlte uns die Sonne entgegen, was uns für eine Wanderung zur Laguna Castillo vor dem imposanten Cerro Castillo motivierte. Es sind 14km (return, 1’100 Höhenmeter) und man zahlt einen stolzen Eintritt von 10’000.- CLP/P., da ein Teil des Wanderweges auf Privatgrund liegt. Es war der bisher schönste Wanderweg in Chile, denn man läuft fast die ganze Zeit unter freiem Himmel und hat eine grandiose Aussicht über die Berge und das Flachland. Bei der Lagune angekommen, gönnten wir uns eine halbstündige Pause, um dieses Wunder der Natur zu bestaunen. Ein hoher Berg mit Gletscher ragte empor, von welchem diverse Wasserfälle zur Lagune fliessen. Absolut empfehlenswert!
Kurz vor dem Ende unserer Wanderung hörten wir ein Schaf, das unentwegt blökte. Ich hielt kurz inne, schaute zurück und da rannte es auf mich los. Es blieb etwa 10m entfernt stehen. Wir gingen weiter, es verfolgte uns. Immer wieder rannte es auf uns zu und blieb kurz hinter uns stehen. Wisst ihr, wie schnell ein Schaf rennen kann? Wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht und ich hatte recht Respekt vor dem Schaf ;). Dann hörten wir ein anderes Schaf in der Nähe und in dem Moment startete unser Verfolgungsschaf einen Endspurt und rannte wie wenn es von einem Wolf verfolgt würde. Es fand zur Herde zurück und wir denken, dass es uns um Hilfe nach dem Weg fragen wollte.

Entlang des grössten Sees in Chile, dem Lago Gral Carrera konnten wir die einmalige Kulisse bestaunen. Es war eine unbeschreibliche Landschaft. Gletscher, Bergen, der grosse See und das bei blauem Himmel und Sonnenschein. Das einzig unschöne war wieder mal die Strasse. Fast alles war Schotterpiste, so dass wir nur langsam vorankamen. Allerdings entschädigte uns die Umgebung umso mehr.

Nach 6 Tagen in Chile passierten wir die Grenze beim Paso Rio Jeinemeni nach Argentinien. Nachdem wir einmal mehr die Stempel kassiert hatten, wollten sie unseren Van-Inhalt anschauen. Alles kein Problem, nur dieses Mal durften wir keine Früchte oder Gemüse nach Argentinien einführen. Bis anhin war dies nur nach Chile nicht erlaubt, weshalb wir davon ausgingen, dass es auch hier so ist. Da in den kommenden Tagen kein grösserer Ort in Sicht war, hatten wir beim letzten Einkauf mehr Früchte und Gemüse eingekauft. Wir mussten so viel an der Grenze zurücklassen bzw. entsorgen 🙁 Ein paar Früchte hatten wir noch kurz an der Grenze vertilgt.

Die Landschaft veränderte sich massiv im Vergleich zu den vergangenen Tagen. Wir waren in einer kargen, wüstenartigen Region angelangt. Nur ein paar Hügel, Büsche, aber keine Bäume, Seen oder Wasserfälle weit und breit. Nach zwei vollen Fahrertagen über viele Kilometer auf Schotter-und asphaltierten Strassen, erreichten wir am Sonntag Abend das Örtchen El Chaltén. Das Städtchen befindet sich im Parque Nacional Los Glaciares und ist vor allem wegen der Berge Fitz Roy und Cerro Torre bekannt. Es ist die jüngste Stadt Argentiniens und wurde 1985 gegründet. Inzwischen ist es wegen des Nationalparks eine Hauptattraktion in Patagonien. Es ist der Zugang zum südlichen Eisfeld Patagoniens. So sieht man schon, ohne einen Berg besteigen zu müssen, die Gletscher aus der Ferne.

An unserem Ankunftstag war es rund 26 Grad und somit sehr mild. Am nächsten Tag hatte es gerade noch 16 Grad, sehr windig, bewölkt und ungemütlich. Ideal mal auf der faulen Haut zu liegen und das Nichtstun zu geniessen.

Das Wetter war für Dienstag besser angesagt, weshalb wir die Wanderung zur Laguna Torre in Angriff nahmen. Ca. 1km vor dem Aussichtspunkt änderte sich das Wetter von Sonnenschein in starken Wind und Regen. Bei der Lagune war es richtig ungemütlich. Wie schön wäre es gewesen, wenn wir dort unsere Sandwiches hätten essen können und dabei die Sicht auf den Gletscher und die Laguna Torre mit den schwimmenden Eisschollen hätten geniessen können. Als wir dort waren, wollten wir nur noch so schnell wie möglich wieder zurück. Theoretisch hätte man noch 2km weiter laufen können zu einem anderen Aussichtspunkt, aber beim Blick dorthin war es eindeutig, dass sich dies nicht lohnen würde. Der Weg war nicht anspruchsvoll und recht flach. Wir machten noch einen extra Loop und waren nach 6h, 19 Kilometern und 550 Höhenmetern zurück beim Van.

Für den Folgetag war prächtiges Wetter mit 13 Sonnenstunden angesagt. Zwar etwas kühler, aber mit der Sonne relativiert sich dies. Um 9.30 Uhr brachen wir auf, mit dem Ziel der Laguna de los Tres vor Augen. Beim Aufstieg wurde es immer kühler, es regnete und wehte ein eisiger Wind. Sonne? Mehr oder weniger nicht gesehen. Wir zogen alles an, was wir dabei hatten, bis wir beide Mütze, Handschuhe und oben 4 Schichten trugen. Das Wetter war unglaublich wechselhaft. Nach 8km kam die Verzweigung, wo man entweder zur Laguna de los Tres oder zu den Piedras Blancas weitergehen kann. Das Erstere wäre ein sehr steiler, schwieriger Anstieg von etwa 2km gewesen. Grundsätzlich nicht das Problem, aber das Wetter dort oben sah sehr düster aus. Deshalb entschieden wir uns für die Piedras Blancas und dachten, dass sich vielleicht die dicken Wolken verzogen hätten bis wir wieder bei der Verzweigung zurück waren. Piedras Blancas heisst soviel wie weisse Steine, was aber nicht das war, was wir zu sehen bekamen. Es war ein Gletscher mit Wasserfällen, welche in eine Lagune flossen. Das Eis des Gletschers war hellblau und sah mit seinen Zacken sehr beeindruckend aus. Man könnte jetzt denken, wenn man den Blog liest wiederholt sich das mit den Wasserfällen, welche in eine Lagune fliessen. Das ist in der Tat so, dennoch war jeder einzelne davon einzigartig.

Wer auch immer die Wettervorhersage erstellt hatte, lag völlig falsch. Nach wie vor liess sich die Sonne kaum blicken und es war einfach nur eiskalt. Als wir wieder an Verzweigung standen, mussten wir nicht lange überlegen, ob wir den Berg erklimmen oder nicht. Wir wollten einfach nur noch so rasch wie möglich zurück ins Warme.
Nach 7h, 22km und 650 Höhenmeter später erreichten wir den Van. Zum Ende schleppten wir uns nur noch ins Ziel, denn der Vortag lag uns noch in den Beinen.

Was gibt es nach zwei anstrengenden Wandertagen besseres als eine Spa? Nicht viel. Eik genoss die Sauna und ich gönnte mir eine Massage.

El Chaltén hat uns sehr gut gefallen. Ein überschaubarer Ort, wo es diverse Supermärkte, Wäschereien und Restaurants gibt. Übernachten konnten wir auf einem Parkplatz auf der anderen Strassenseite des Visitor Centers, wo auch viele andere Camper/Autos es uns gleich taten. In ganz Chile und Argentinien trafen wir nie auf so viele Schweizer und Deutsche wie hier.
Am späteren Nachmittag besuchte uns täglich ein Gürteltier. Ich nannte es “Speedy”, denn es rannte echt schnell hin und her mit der Nase dicht am Boden. Vermutlich erhoffte es sich, ein paar Essensreste zu erhaschen.

Nach 4 Nächten verliessen wir den Ort und wir stellten am letzten Morgen fest, dass wir grosses Glück hatten, den Fitz Roy wenigstens einmal in seiner vollen Pracht bewundert haben zu können. Die meiste Zeit hingen dicke Wolken in den Bergen.

Es war an der Zeit nach Chile zurückzukehren, um nach Puerto Natales zu fahren. Nun waren wir an dem Punkt angelangt, wo wir mit mehreren Schichten und Mütze schlafen mussten. Nachts war es 3 Grad und das Metall des Vans strahlte eine eisige Kälte ab. Eine Isolierung hatten die Wände nicht und es war dadurch sehr ungemütlich.

Eik’s Freund, Matthias besuchte uns schon zum zweiten Mal auf unserer Reise (letztes Mal in USA im August 2017) und wir freuten uns auf ihn. Am Freitag Mittag begrüssten wir ihn in Puerto Natales. Nachdem wir unsere Essens- und Getränkevorräte aufgestockt hatten, ging unsere Reise in Richtung Torres del Paine. Der wohl schönste und bekannteste Nationalpark in Chile. Vom Süden her kommend wollten wir von der Ruta 9 die Y-290 (Richtung Lago Grey) nehmen. Allerdings ist diese Strasse zur Zeit wegen Bauarbeiten gesperrt. So mussten wir zum nördlicheren Eingang fahren. Grundsätzlich alles kein Problem, ausser man hat zu wenig Benzin. Wir hatten den Van in Puerto Natales noch vollgetankt, aber in der Nähe des Nationalparks gibt es keine einzige Tankstelle. Somit muss man gut kalkulieren, wie weit man kommt. Unser Van hatte gerade mal einen 40 Liter Tank und der reichte meist für 400km.
Der Parkeintritt kostet 21’000.- CLP/P. und ist für mehrere Tage gültig. Schläft man in einem Auto, darf man überall gratis übernachten, wo es eine Toilette gibt. Das hat natürlich grosse Vorteile, denn die wenigen Unterkünfte und Zeltplätze sind Monate im Voraus ausgebucht.

Unsere erste Wanderung ging zum wohl schönsten Aussichtspunkt des Parks und zwar zum Base Mirador las Torres. Die Wanderung beträgt 20km (return, ca. 1’100 Höhenmeter) und ist für jeden machbar. Der letzte Kilometer ist ziemlich fordernd, da dort die meisten Höhenmeter zurückgelegt werden müssen. Unterwegs kann man sich im Refugio Chileno sogar einen Kaffee oder eine Verpflegung gönnen. Aufgrund der Beliebtheit dieses Tracks hat es auch entsprechend viele Leute. Allerdings immer noch viel weniger als beim Tongariro Crossing in Neuseeland. Als wir nach 10km unser Ziel erreicht hatten, blieb uns einfach nur ein grosses Staunen. Blauer Himmel und die Torres (Türme) ragten mächtig oberhalb der Laguna Torre. Wow! Was für ein Anblick! Da hat sich definitiv jeder einzelne Schritt gelohnt.

Die darauffolgende Nacht verbrachten wir am Lago Pehoe, um am nächsten Morgen um 9.00 Uhr die Fähre von Guarderia Pudeta nach Paine Grande zu nehmen. Die Überfahrt dauert ca. 30 Minuten und war kein Schnäppchen mit 28’000.- CLP/P., aber ansonsten gibt es keine andere Möglichkeit dorthin zu gelangen.

Wir wanderten zum Mirador Lago Grey (11,6 km return, ca. 270 Höhenmeter) entlang des Sees, wo einzelne Eisschollen drin schwammen. Unterwegs wehte der Wind nicht ganz so stark. Der Himmel war teilweise bedeckt und es nieselte etwas. Beim Aussichtspunkt angekommen, fegte uns der Wind mit einer unglaublichen Kraft entgegen. Man konnte sich kaum auf den Füssen halten. Von dem Mirador hatten wir einen einmaligen Blick auf den Grey Gletscher, welcher bis in den See ragte. Der Gletscher hat eine riesige Fläche und rundherum waren schneebedeckte Berge. Einmal mehr ein fantastisches Panorama. Man hätte noch weiter wandern können bis zum Mirador Grey, doch dazu reichte uns die Zeit nicht, ansonsten hätten wir die letzte Fähre (um 18.45 Uhr) nicht mehr geschafft. Wir kehrten zum Paine Grande zurück, wo es unter anderem ein Restaurant gibt. Nach einem warmen Getränk wanderten wir am Lago Skottsberg noch knapp 7km entlang bis wir einen sonnigen, windstillen Ort gefunden hatten, um die Umgebung zu geniessen.

Bereits von der Fähre aus sahen wir den grandiosen Wasserfall “Salto Grande”. Diesen besichtigten wir am nächsten Morgen von nah. Der Wind war unglaublich stark auf dem Weg dorthin. Man kam kaum vorwärts beim Gehen. Mir wurde es richtig schlecht, weshalb ich kurz darauf in den Van zurückgekehrt bin. Eik und Matthias wanderten noch zum Cuernos Lookout (2h return), von welchem man einen herrlichen Blick ins French Valley erhaschen kann. Nach der Rückkehr hatte Eik eine andere Sonnenbrille auf der Nase. Ich fragte ihn, wo seine sei. Der Wind wehte ihm die Sonnenbrille vom Kopf und weg war sie. Als er danach suchte, fand er eine andere, welche wohl auch jemandem weggeweht wurde. Glück im Unglück, denn die gefundene ist eine Ray Ban 😉

Am gleichen Tag verabschiedeten wir uns vom Torres del Paine und fuhren nach El Calafate. Nach einem weiteren Grenzübertritt nach Argentinien erreichten wir die Stadt. Vor der Ortseinfahrt gab es eine Grosskontrolle der Polizei. Sie durchsuchten nicht nur den Van sehr genau, sie schauten auch im System nach, ob wir bei Interpol gemeldet sind. So genau wurden wir wohl noch gar nie unter die Lupe genommen. Sie wünschten uns eine schöne Reise und liessen uns passieren.

El Calafate ist moderner und grösser als El Chaltén. Vermutlich auch, weil es der Ausgangspunkt für den Perito Moreno Gletschter ist. Dies war unser Ziel, welches wir am nächsten Morgen ansteuerten. Schon bei der Hinfahrt war die gewaltige Eismasse von weitem zu sehen.
Der Parkeintritt kostet 500.- ARS/P., was unserer Meinung nach dafür völlig ok ist. Vom Parkplatz her gelangten wir mit einem Shuttle zum Gletscher. Sie haben mehrere Holzstege hingebaut, so dass man ihn aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann. Uns verschlug es fast die Sprache, als wir ihn so nahe vor uns sahen. Die Eiswand ragte zwischen 40 und 70m in die Höhe. Immer wieder brachen riesige Eisstücke vom Gletscher ab und stürzten ins Wasser. Wir konnten dieses Spektakel mehrere Mal sehen und eines davon ereignete sich in unmittelbarer Nähe direkt vor uns. Dies war wohl der schönste und eindrücklichste Gletscher, den wir je gesehen haben. Es ist auch einer der wenigen, welcher sich nicht zurückbildet.

Nach 6 Tagen verabschieden wir uns in Punta Arenas (Chile) bereits wieder von Matthias. Die Zeit verging unglaublich schnell, aber ich würde sagen, dass wir viele Highlights zusammen erlebt haben. Danke für den Besuch, Matthias! Bis zum nächsten Mal 😉

Für Eik und mich ging es weiter in Richtung Feuerland. Was erwartet man vom Feuerland? Ist es nur ein Mythos oder  ist es wirklich so speziell wie es klingt? Wir sind gespannt auf die nächsten Tage im südlichsten Teil unserer Südamerika Reise. Es heisst Feuerland, weil nachts vor vielen Jahren die Einheimischen im Freien Feuer machten und diese von weitem zu sehen waren.
Mit der Fähre übersetzten wir von Punta Delgada nach Bahia Azul (Fahrt ca. 20 Minuten für 15’000 CLP/Fahrzeug). Unterwegs setzte starker Regen ein. Je weiter wir uns von Bahia Azul entfernten, umso besser wurde das Wetter bis sogar die Sonne schien. Rein landschaftlich ist es eine karge Einöde, so wie sie uns schon seit einigen Kilometern zuvor begleitet hatte.
Was man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf, sind die Königspinguine. Die zweitgrösste Pinguinart, welche bis zu 120cm gross werden können (wenn sie sich ausstrecken). Sie leben nur an einem Ort auf Feuerland und man kann sie in der “Colonia de Pinguinos Rey” besichtigen. Nirgendwo sonst kann man die Königspinguine an Land anschauen, denn sie leben üblicherweise auf den subantarktischen Inseln. Der Eintritt kostet 12’000.- CLP/P. und man erhält eine kurze Erklärung zu den Tieren. Anschliessend kann man zu zwei “Lookouts” gehen, wo man aus etwa 40m Entfernung die Pinguine sehen kann. Beim ersten Lookout hat es einige brütende Pinguine und beim zweiten mehr aktive, die auch mal schwimmen gehen. Die Brütenden bewegen sich kaum und das für mehrere Tage. Wenn sie sich nicht gerade putzen oder faul rumliegen, stehen sie majestätisch da. Einige hatten süsse Pinguinbabys zwischen ihren Füssen. Sie können sich richtig im Federkleid der Mutter verkriechen, so dass man sie kaum mehr sieht. Die ausgewachsenen Pinguine haben eine wunderschöne orangegelbe “Zeichnung” auf ihren Federn. Je stärker ausgeprägt die Färbung, desto älter sind sie. Die Jungen haben bis sie 10 bis 13 Monate alt sind, ein braunes flauschiges Federkleid.

Die Weiterfahrt nach Ushuaia war Anfangs landschaftlich sehr unspektakulär und nach wie vor karg. Erst etwa 100km vor der Stadt zäumten Wälder die Strasse und es waren Seen und Flüsse zu sehen. Das Wetter war so richtig schlecht. Grau, nass und kalt. Wir übernachteten an einem Fluss ca. 10km vor Ushuaia. Leider war das Wetter auch am kommenden Tag keinen Deut besser, was uns zu einem Spa-Nachmittag verleitete.

Ushuaia ist die südlichste Stadt der Erde. Wer nun denkt, dass es noch eine südlichere Stadt gibt, liegt falsch. Puerto Williams liegt zwar noch ein kleines Stück südlicher, jedoch kommt man zum einen nur per Boot hin und zum anderen ist es “nur” ein Dorf. Lustigerweise gehört Puerto Williams im Gegensatz zu Usuhaia zu Chile und nicht zu Argentinien.
Ushuaia ist der Ausgangspunkt für die Antarktis Kreuzfahrten. Wir überlegten uns, ob wir für 3 Tage eine Tour machen wollten, allerdings wären wir in der kurzen Zeit nur zu den Gletscher bei Puerto Williams gekommen und dies hätte USD 1’000.-/P. gekostet. Die Falklandinseln gehören zu UK und die Argentinier haben das bis heute nicht verkraftet. Immer wieder sind Tafeln zu sehen, wo drauf steht, dass sie argentinisch sind. Ob sie diese mal zurückerobern werden?

In der Nacht auf den Montag regnete es immer mal wieder und wir waren gespannt, wie uns das Wetter am Morgen begrüssen wird. Vorausgesagt war zumindest schönes Wetter. Als wir die Schiebetüre unseres Vans öffneten, strahlte uns die Sonne entgegen. Was für ein Unterschied zum verregneten Sonntag. Nun waren sogar die Berge zu sehen, welche bis anhin von den Wolken verborgen waren.
Wir wanderten zum Aussichtspunkt beim Glacier Martial, wo wir eine wunderbare Sicht auf Ushuaia und den Gletscher hatten. Es war kaum eine Wolke am Himmel und sogar der Wind meinte es an diesem Tag gut mit uns. Herrlich!

Weiter ging es zum Parque Nacional Tierre del Fuego, Argentiniens erster Nationalpark und unser letzter auf unserer Südamerikareise. Der Eintritt kostet 350.- ARS/P. und man kann 2 Nächte ohne Extrakosten auf Zeltplätzen übernachten. Es gibt verschiedene Wanderungen, die man machen kann und scheinbar leben auch tausende Bieber dort, wobei wir keinen einzigen gesehen haben.
Es ist ein sehr schöner Nationalpark mit Wäldern, Seen, Flüssen und Bergen. Wir konnten ein paar Enten und Vögel beobachten, aber ansonsten sahen wir keine anderen Tiere. Wer denkt, dass man hier Pinguine oder Seehunde sieht, liegt falsch. Man müsste von Ushuaia eine Bootstour machen, um auf diese Tiere zu stossen.

Ushuaia hat unsere Südamerika Tour noch schön abgerundet und unsere Erwartungen ans Feuerland durch den südlichen Teil übertroffen. Interessanterweise war soweit im Süden bereits in deren Hochsommer eine Herbstfärbung bei den Bäumen zu erkennen.

Nun war es Zeit nach Punta Arenas zurückzukehren. Ein letztes Mal passierten wir die Grenze zwischen Chile und Argentinien. In unseren Pässen prangen nun 21 Stempel nur von den beiden Ländern. Bei jedem Grenzübertritt gab es zwei und wir passierten die Grenze 10x.

Vom Feuerland kommt man nur mit der Fähre aufs Festland. Auf dem Hinweg regnete es in Strömen und auf dem Rückweg hatten wir wegen des starken Windes sehr hohen Wellengang. Sie beluden die Fähre gerade mal mit sieben Autos und einem Lastwagen. Es warteten noch viel mehr Lastwagen auf die Überfahrt, aber vermutlich wäre dies zu gefährlich gewesen mit grösserer Last. Die Wände der Fähre waren sehr hoch, dennoch schwappten die Wellen drüber. Seitlich konnte man auf eine Art Plattform gehen, was wir auch taten. Wir sahen schwarz-weiss-Delfine vorbeischwimmen. Sie sahen aus wie kleine Orcas und sind unglaublich schnell. Aus Sicherheitsgründen mussten wir die Plattform verlassen. Bei Runterfahren von der Fähre wurde die Rampe von Wellen überspült und wir waren froh, als wir wieder festen Boden unter unseren Füssen hatten.

Das schöne auf unserer Route in den Süden war vor allem, dass die Tage immer länger wurden. Der Sonnenuntergang war um ca. 21.30 Uhr, weshalb es recht spät ganz dunkel wurde. Ideale Voraussetzungen, wenn man campt.
Wir mussten feststellen, dass beim Campen immer etwas Negatives ist. Entweder man hat kalten Wind, Ameisen, Mücken, Stechkäfer oder was auch immer. Sehr selten hatten wir einen perfekten Spot, aber inzwischen ist das unser Running Gag geworden “irgendwas ist immer”.
Wir hatten viel Spass mit unserem Gizmo-Mobil durch Chile und Argentinien zu reisen. Es war ein sehr zuverlässiger Begleiter und wir überstanden alle Schotterpisten ohne Reifen- oder Glasschaden. Trotzdem müssen wir zugeben, dass wir uns nun auch wieder auf unseren Opa “Rusty” freuen. Er ist durch seine Grösse etwas komfortabler zum Reisen.
Als wir den Wicked Camper in Santiago übernommen hatten, fragten sie uns, ob wir Geld sparen möchten. Klar, wieso auch nicht?! Es gab mehrere Optionen, mit welchen man unterschiedlich viel Geld sparen konnte. Wir entschieden uns für die lukrativste Variante, mit welcher man eine Tagesrate “geschenkt” bekommt. Sie verlangten nicht mehr als drei Nacktfotos von uns mit dem Van und einer schönen Landschaft im Hintergrund. Des Weiteren wollten sie noch einen Review auf ihrer Facebook-Seite.

Im Nachhinein bereue ich es, dass wir nicht für 2-3 Wochen einen Spanischkurs besucht hatten. Mein bisschen Spanisch hat zwar geholfen und gereicht, aber ich hätte gerne mehr mit den Einheimischen kommuniziert.

In der ganzen Zeit hatten wir nie ein wirklich schlechtes Gefühl in Bezug auf Sicherheit. Ich würde lügen, wenn ich nicht das eine oder andere Mal gedacht hätte, ob der Van dort sicher steht, wo wir ihn geparkt hatten. Glücklicherweise hatten wir immer das richtige Bauchgefühl. Dies ist nicht selbstverständlich, denn wir hörten Storys über Einbrüche in Autos. Zwei Österreicherinnen haben z.  B. das Auto in Valparaiso abgestellt und als sie zurückkehrten, war alles ausgeräumt. Nichts liessen die Einbrecher zurück, so dass sie nur noch das hatten, was sie auf sich trugen. Generell sind die Grossstädte wie Santiago gefährlicher, aber auch von Valparaiso (nordwestlich von Santiago) haben wir negatives gehört.

Ich hatte ab und zu mal Momente, wo ich mir etwas Luxus gewünscht hätte. Eine warme Dusche, ein warmes Zimmer, abwechslungsreicheres Essen und mal wieder neue bzw. andere Kleider. Als ich die Radfahrer unterwegs sah, realisierte ich, dass wir mit unserem Van doch Luxus haben, auch wenn dieser eher bescheiden ausfiel. Immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf und waren vom Wind und Staub geschützt. Eik hatte ursprünglich mal vorgeschlagen, dass wir mit dem Fahrrad durch Chile touren könnten. Zum Glück konnte ich es ihm sehr schnell ausreden. Ich hätte es vermutlich drei Tage ausgehalten und dann aufgegeben.

Patagonien hat uns sehr gut gefallen. Es hat viel zu bieten und schlussendlich hatten wir zu wenig Zeit, denn es gäbe noch mehr zu sehen. Wir kamen in Genuss von einigen schönen Wanderungen und häufig hatten wir gutes Wetter. Was mir zu schaffen machte, war die Kälte und der Wind. Wenn ich schreibe Kälte, dann lachen vielleicht die Daheimgebliebenen, die in der Zeit gerade Winter hatten. Kälte ohne Sonnenschein mit ca. 12 Grad tagsüber gepaart mit dem Wind ergab dies vermutlich etwa gefühlte 8 Grad. Wenn man ein Zuhause hat, kann man sich immerhin mal richtig aufwärmen und muss nicht frieren beim Schlafen.
Am 22. Februar 2018 gaben wir unseren Wicked Camper in Punta Arenas ab. Selbstverständlich hatten wir die drei Fotos ebenfalls abgeliefert 😉

Wir verbrachten 42 Nächte in Chile und 24 in Argentinien und legten 13’322km in 64 Tagen (Durchschnitt 208km/Tag) zurück. Wir bereuten keinen Moment, nicht mehr nach Santiago fahren zu müssen, denn wir hätten viel weniger gesehen und wären die letzten 5-6 Tage nur Auto gefahren.
Am Nachmittag flogen wir nach Santiago (Flugdauer 3h). Dabei hatten wir perfektes Flugwetter als wir über die Gletscherwelt flogen. Unsere Patagonien Highlights konnten wir nun auch noch von oben bestaunen. Den Torres del Paine, den Perito Moreno Gletscher und den Fitz Roy waren wunderbar zu sehen.

In Santiago nächtigten wir in einem Hotel am Flughafen, da unser Weiterflug am nächsten Morgen um 7.00 Uhr via Lima wieder zurück nach Miami ging. Nach vielen Tagen in der Kälte begrüsste uns Santiago mit 28 Grad. Das Hotel war für mich purer Luxus. Ich genoss es wieder mal in einem richtigen Bett schlafen zu können und ein eigenes Bad mit warmer Dusche zu haben.

Highlights: wunderschöne Nationalparks (Laguna del Laja, Conguillio, Huerquehue, Torres del Paine, Tierra del Fuego), eindrückliche Vulkane, lange Tage durch den späten Sonnenuntergang, Region von Bariloche, herrliche Wanderungen, Lago Gral Carrera, Fitz Roy & Umgebung, Perito Moreno Gletscher, Besuch von Matthias, Königspinguine, die südlichste Stadt der Erde besucht zu haben

Lowlights: Kälte, meist starker Wind, Schotterpisten, Staublunge, weniger Duschmöglichkeiten als im Norden