Am Samstag, 25. März 2017 um 6.00 Uhr sind wir nach einem 3,5h Flug von Melbourne in Auckland gelandet. Neuseeland hat ähnlich wie Australien sehr strenge Richtlinien, was man ins Land mitbringen darf. So sind zum Beispiel Lebensmittel verboten bzw. es kommt darauf an was. Wir hatten noch eine Packung zugeschweisstes Campingfood dabei und das war kein Problem. Des Weiteren wollten sie wissen, ob wir irgendwelche Outdoorutensilien (Zelt, Wanderschuhe etc.) dabei haben. An unseren Füssen waren die Wanderschuhe und in unserem Gepäck unser Zelt… Die Wanderschuhe waren kein Thema, aber das Zelt haben sie sehr genau unter die Lupe genommen. Nach etwa 10 Minuten haben sie es uns wieder ausgehändigt. Zum Glück!

Um Neuseeland zu bereisen, gibt es mehrere Möglichkeiten und weil wir günstig unterwegs sein möchten, mieteten wir uns ein Auto der tiefsten Kategorie. Wir dachten, dass wir ab und zu in unserem Zelt schlafen werden und keinen Camper brauchen (schlussendlich haben wir keine Nacht im Zelt verbracht). Das Mietauto kostete uns ca. CHF 25.-/Tag. Ein Camper hingegen zwischen CHF 150.- und 200.-/Tag.

Die ersten beiden Nächte verbrachten wir in Auckland in einem Airbnb bei einer indischen Gastfamilie. Wir fanden die Stadt nicht spektakulär, aber ideal die schlaflose Flugnacht auszukurieren und es gemütlich zu nehmen. Ein Highlight in Auckland sind sicherlich die vielen Vulkanhügel. Nachdem wir auf dem Parkplatz im Auto ein Nickerchen gemacht haben, erklommen wir einen Hügel und hatten eine schöne Sicht auf Auckland’s Skyline. Wir fuhren weiter in Richtung Piha Beach und hielten kurz bei einem Nationalpark unterwegs an. Uns fielen die vielen hohen Farmpalmen auf, weil sie in saftigem grün herausstachen. Sowas haben wir bis anhin noch nie gesehen.

Unser nächster Stop war in Rotorua. Dieser Ort ist bekannt für die heissen Quellen. Es dampft an verschiedenen Stellen des Örtchens und riecht ekelhaft nach faulen Eiern. In Island war es ein ähnlicher Anblick, allerdings musste man dort keinen Eintritt zahlen, um etwas näher rangehen zu können. Eik hatte bei seiner Joggingrunde einen super Spot auf dem Hügel gefunden, wo man von oben alles super sehen und fotografieren konnte. So sparten wir uns den Eintritt. Ausserdem machten wir nachmittags noch einen Spaziergang durch einen wunderschönen mystischen Märchenwald. Die Farben waren so kräftig grün und auch dort hatte es wieder diese hohen Farmpalmen, schwarze Schwäne und eine tiefe türkisblaue Wasserquelle.

Unsere Route führte uns weiter nach Waitara in der Nähe von New Plymouth. Unterwegs legten wir noch einen Zwischenstopp in der bekanntesten Glühwürmchenhöhle Neuseelands ein. Wie an allen anderen schönen Orten, wimmelte es auch hier von Touristen. Trotzdem bereuten wir unsere halbstündige Tour nicht, denn dieses Naturphänomen ist schon einzigartig. An der Decke leuchten die Glühwürmchen und es sieht aus wie ein Sternenhimmel.
Das Highlight in der Nähe von Waitara ist der Mount Taranaki/Egmont (2’518m hoch). Ein Vulkan, welcher optisch ein perfekter Vulkankegel ist. Wir entschieden uns, diesen zu erklimmen. Bei der Visitor Information und Startpunkt des Tracks lag noch fast alles im Nebel. Der Track war als sehr anspruchsvoll und für Leute mit guter Fitness beschrieben. Nach unseren vielen Tracks in Tasmanien erfüllten wir diese Punkte vermutlich. Um bis nach ganz oben zu wandern, braucht man etwa 8h (ca. 1’500 Höhenmeter). Als wir auf 1’100m waren, sahen wir endlich die Sonne und waren über dem Nebelmeer. Nach etwa 4h kam der wirklich harte Teil. Der Anstieg war sehr steil und der Boden bestand aus Sand und losem Gestein. Man rutschte einen Schritt zurück, wenn man zwei nach vorne gemacht hatte. Die Vorstellung, dass man dort auch wieder runterlaufen muss, war für mich der Horror. Ich brach die Übung ab und liess Eik alleine weiterziehen. Mein Ego und die herannahenden Nebelschwaden zwangen mich, den Berg doch noch bis zur Spitze zu erklimmen. Eik hatte mich irgendwann von oben erblickt und wartete netterweise auf mich 🙂 Und yes, wir standen oben, unversehrt und hatten es geschafft. Im Vulkankrater lag Schnee und es wehte ein eisiger Wind. Die Aussicht war total beeindruckend und der Nebel schaffte es noch nicht bis dorthin. Nach vielen Genussminuten machten wir uns an den Abstieg. Der obere Teil ging noch einigermassen, weil man sich dort an den Felsen festhalten konnte. Nun aber kam der üble Teil. Es war unmöglich normal runterzulaufen. Man rutschte nur und wir fielen beide mehrmals hin. Es nahm kein Ende und es wurde nicht besser, denn die Kräfte schwanden. Umso dankbarer waren wir, als wir wieder in einen stabileren Teil kamen. Mit einer aufgeschlagenen Fingerkuppe und einem schönen Bluterguss am Oberschenkel verabschiedeten wir uns von diesem gewaltigen Vulkan.

Turangi war unser nächstes Ziel, um dort den Tongariro Alpine Crossing Track (19.4km) in Angriff zu nehmen. Es soll die schönste Tageswanderung in Neuseeland sein und ein Teil der Verfilmung von Herr der Ringe fand dort statt (Mordor und der Schicksalsberg).
Um 7.00 Uhr fuhren wir mit dem Shuttlebus zum Startpunkt. Wir mussten feststellen, dass wir nicht die Einzigen waren, die diesen Track machen wollten. Es wurden unzählige volle Busse hin gekarrt und Hunderte von Leuten stiegen aus. Bei den Toiletten standen sie Schlange. Wo bitte hat man dies mal auf einer Wanderung gesehen?! Meistens hat es gar keine Toiletten 😉 Da es ein one way Track ist, strömten die Massen in dieselbe Richtung und wir fanden es einfach nur sehr, sehr übel. Der Track, die Landschaft ist einmalig und wir hatten bestes Wetter, aber mit diesen Menschenmassen nahm es die Idylle. Hätten wir das gewusst, wären wir mit unserem Auto zum Startpunkt gefahren und bis zu den Kraterseen gelaufen. Nach den Seen kommt nicht mehr viel Eindrückliches. So hätten wir einfach wieder zum Auto zurückkehren können und hätten auch die NZD 90.- gespart. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Der Track ist auf jeden Fall sehr sehenswert.

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage war miserabel. Wir entschieden uns, die regnerischen Tage lieber in einer grösseren Ortschaft zu verbringen als irgendwo in einem kleinen Nest. So buchten wir eine Airbnb Unterkunft in Neuseelands Hauptstadt Wellington. Was uns da erwartete, war einfach nur wow. Es war ein grosses Haus mit 5 Zimmern, welche alle über Airbnb vermietet werden. Eine perfekt ausgestattete Küche, zwei Bäder und ein grosser Wohn-/Essbereich. Wir fühlten uns auf Anhieb sehr wohl und waren froh, für die nächsten 3 Tage ein gemütliches “Zuhause” zu haben.

Wellington erlebten wir nur grau in grau, aber es regnete weniger als angekündigt. Für die Überfahrt auf die Südinsel, hatten wir die Nachmittagsfähre gebucht. 3h vor Abreise erhielten wir ein Mail, dass die Fähre gestrichen sei und wir eine später nehmen müssten. Ein Grund nannten sie nicht, aber wir vermuteten das schlechte Wetter. Um 17.00 Uhr legte die Fähre in Wellington ab und hätte um 20.00 Uhr in Picton ankommen sollen. Während der Fahrt kam immer wieder eine Durchsage, dass es wegen Wind und Wetter zu Verspätung kommen wird. Nach 22.00 Uhr schafften wir es dann doch noch an Land und fuhren zu unserer nächsten Airbnb Unterkunft in Nelson. Die Gastgeber legten uns netterweise den Schlüssel unter die Matte, so dass wir auch nach Mitternacht unser Zimmer beziehen konnten. Am nächsten Morgen gingen sie zur Arbeit, so dass wir sie nicht einmal kennengelernt haben. Irgendwie noch schräg, wenn man bei jemandem Fremden wohnt und den nie sieht. Zudem vertrauen sie irgendwelchen Leuten, die sie nicht kennen.

Nach Nelson nahmen wir den Nationalpark Abel Tasman ins Visier. Dieser soll der schönste Greatwalk Neuseelands sein und deshalb wollten wir uns zumindest einen Teil davon nicht entgehen lassen. Wir buchten zwei Betten im Anchorage Hut, so dass wir mehr Zeit für die Erkundung hatten. Beide Tage war sehr schönes Wetter, weshalb wir es noch mehr geniessen konnten, zwei Tage in der Natur zu sein. Es hat viele längere und kürzere Tracks, die man dort machen kann. Bei Ebbe ist es sogar möglich übers Meer zu laufen. Das Meer zieht sich um etwa 2,5m zurück, weshalb man eine grosse Fläche hat, wo man drüber gehen kann.

Gemäss Wettervorhersage war es für Westport relativ schön angesagt. Bei der Ankunft regnete es allerdings sehr stark. Nicht gerade einladend, draussen etwas zu unternehmen. Glücklicherweise hörte es zumindest etwas später auf zu regnen, so dass wir nicht ganz so nass wurden, als wir zum Cape Foulwind gingen. Am nächsten Morgen hatten wir schönes Wetter und wir gingen nochmal zum Cape. Das ist schon etwas ganz anderes bei Sonne als grau in grau. Man sieht nicht nur die Seelöwen um einiges besser, sondern auch die fotogene Landschaft wirkt viel beeindruckender.

Nach Westport fuhren wir weiter entlang der wunderschönen Westküste der Südinsel bis zum Franz Josef Gletscher. Der Touristenort schlechthin. Ich glaube, es gehen fast alle, die Neuseeland besuchen zu diesem Gletscher. Mit Glück sieht man ihn sogar. Wir waren kurz vor Sonnenuntergang beim Gletscher und hatten eine gute Sicht auf die Eisfront. Kurz darauf wurde er von einer Wolkenfront verdeckt.
Für den nächsten Tag war der Fox Gletscher auf dem Programm. An den kommt man näher ran, aber wir fanden den Franz Josef etwas imposanter.

In Queenstown hatten wir einen sonnigen Tag erwischt. Auch dieser Ort ist sehr touristisch, hat aber noch Charme und endlich mal wieder einen Starbucks! Man gönnt sich ja sonst nichts 😉 Im Hafen sass ein Mann mit seiner Gitarre und dem Hund. Da denkt man sich nicht viel dabei, wenn allerdings der Hund mitsingt, ist das eine andere Geschichte. Das haben wir doch noch nie gesehen und der Mann hatte den Hut voller Geldscheine.

Als must see in Neuseeland gilt auch der Mildford Sound. Bis zu 1’200m hohe Felswände ragen aus dem Wasser. Am besten erreicht man den Ort von Te Anau. Von dort fährt man nochmal 119km. Wir fanden es speziell, dass es näher nicht mehr Unterkünfte gibt, aber irgendeinen Grund wird es dafür sicher haben. Unterwegs kann man noch einen Track zum Lake Marian machen, welcher nicht ganz anspruchslos ist. Leider hatten wir nicht so schönes Wetter, ansonsten hätten sich die Bergen viel schöner im Bergsee gespiegelt.
Die Chancen Milford Sound bei gutem Wetter zu sehen, stehen eher schlecht. Er liegt in einer der regenreichsten Gegenden der Erde. Es regnet an 189 Tagen im Jahr. Was hatten wir? Strahlendblauer Himmel ohne einen Regentropfen. Als wir in Te Anau los fuhren, sah es noch düster grau aus. Wir hatten so ein Glück. Auf unserer 2-stündigen Bootsfahrt wurde es gegen Ende bewölkt, aber immerhin konnten wir wunderbare Fotos machen. Scheinbar hat es auch Charme im Regen, da so mehr Wasserfälle von den Klippen runter prasseln.

In Dunedin nächtigten wir ebenfalls und bedauerten es, nicht länger Zeit gehabt zu haben. Es hat ein sehr schönes Bahnhofsgebäude und hat auch sonst noch ein paar schöne Ecken zu bieten. Wir verloren an dem Tag auch noch Zeit, weil wir unser Mietauto auswechseln mussten. Unser kleiner Hyundai hatte genug von der vielen Fahrerei und stotterte immer mal wieder beim Gas geben. Als die Motorenleuchte dann permanent leuchtete, erlösten wir ihn. Immerhin hatte er knapp 270’000km drauf. Als Austausch gab es genau dasselbe Auto in derselben Farbe mit über 312’000km 😉 Allerdings fuhr es um einiges geschmeidiger und wir kamen wieder problemlos die Berge hoch.

Ein weiteres must see auf der Südinsel ist der Mount Cook, der grösste Berg von Neuseeland (3’724m).
Wir hatten sehr viele bewölkte und verregnete Tage, aber wenn es darauf ankam, meinte es Petrus gut mit uns. So sahen wir auch den Mount Cook in seiner vollen Pracht. Zum Sonnenuntergang liefen wir den Hooker Valley Track, wo man zu einem Gletschersee kommt. Wow, was für eine Sicht auf den gewaltigen Berg und im See schwammen noch ein paar Eisbrocken. Mit der Stirnlampe bewaffnet, liefen wir den 1,5-stündigen Weg zurück zum Auto und verbrachten die Nacht in der Nähe in einem Hostel. Das war unsere teuerste Unterkunft auf unserer ganzen Neuseeland-Reise. Am nächsten Morgen strahlte uns auch wieder die Sonne entgegen und so erkundeten wir noch den Tasman Glacier Track. Dies ist ein kurzer Track zu einem anderen Gletschersee, bei dem das Eis ins Wasser ragt.

Unsere letzten beiden Nächte verbrachten wir in Christchurch. Im September 2010 und Februar 2011 hatten sie zwei der stärksten Erdbeben in ihrer Geschichte, welche Christchurch sehr stark getroffen hatte. Das ist immerhin schon 6 Jahre her. Während unserer Reise sagten uns mehrere, dass sie die Stadt bis jetzt noch nicht wieder aufgebaut hätten. Zudem sind auch mehrere von der Stadt weggezogen, weil es immer noch eine grosse Baustelle sein soll. So waren wir gespannt, was uns erwartete.
Wir fühlten uns wie in einer Geisterstadt als wir vor allem am späteren Nachmittag zu Fuss unterwegs waren. Viele Gebäude sind mit Zäunen abgesperrt und unbenutzt. Am schlimmsten sah die Kathedrale aus, bei welcher unter anderem der Turm eingestürzt war.
Sie haben inzwischen auch einige neue Gebäude und viele aus Glas. Ob das Erdbebensicherer ist? Wir wissen nicht, wie Christchurch vor dem Beben aussah, aber wir können uns vorstellen, dass es eine schöne Stadt war und sie haben einen sehr schönen botanischen Garten. Mit der Herbstfärbung der Bäume sieht es besonders aus.

Liebe Neuseeland-Liebhaber, es ist mir bewusst, dass dieser Bericht nicht gerade euphorisch klingt, aber es hat mein Herz nicht so erwärmt, wie andere Destinationen. Es ist definitiv ein Reiseziel, das man auf der Liste haben sollte und man sollte auch mehr Zeit dort verbringen. Es ist das Land der abwechslungsreichsten Landschaften, welches wir bisher bereist haben. Von Vulkane, Gletscher, Mondlandschaften, riesige Farnwälder, Geysire, Strände, kristallklare Bergseen, schneebedeckte Berge und Küstenabschnitte mit Pinguinen, Seerobben findet man fast alles.
Wir haben in den 26 Tagen über 5’200km mit dem Auto und 120km zu Fuss (Wanderungen) zurückgelegt, was vermutlich etwas zu viel war. Es ging uns auch hauptsächlich darum, mal einen Eindruck von Neuseeland zu bekommen, um es allenfalls ein anderes Mal ausgiebiger zu bereisen.
Unser Pech war vielleicht auch, dass der Zyklon Cook über Neuseeland fegte. Wir waren zwar nicht genau beim Zyklon, aber das schlechte Wetter merkte man dennoch.

Highlights in Neuseeland: abwechslungsreiche Landschaften, phänomenale Wanderungen, tolle Airbnb-Unterkünfte

Lowlights in Neuseeland: mehr grau als blau, Sandfliegen (die haben Eik geliebt)

Am Mittwoch, 19. April 2017 flogen wir weiter nach Perth. Wir freuen uns auf 3 Wochen Ferien an der Westküste, welche wir nach dem doch etwas rasanten Programm in Neuseeland gebrauchen können. Und noch viel wichtiger: Sonne und 30 Grad 😉